Ney – Torsten Strieder ist kein Trainer mehr beim abstiegsgefährdeten Fußball-A-Ligisten SG Ehrbachtal Ney. Aus beruflichen Gründen verlässt der 37-Jährige den Klub, den er vor der Saison übernommen hatte. Sein Nachfolger steht auch schon fest – und es ist eine faustdicke Überraschung: Der Biebernheimer Patric Muders, von dem sich zuletzt Rheinlandligist Rot-Weiß Koblenz trotz Tabellenplatz zwei getrennt hatte, übernimmt den Tabellendrittletzten bis zum Saisonende. Gestern Abend wurde Muders der Mannschaft vorgestellt.
Zunächst zur Personalie, die der Muders-Verpflichtung vorausgegangen war: Strieder hatte den SGE-Verantwortlichen schon im Dezember mitgeteilt, dass er sich beruflich umorientieren wird und dass es sein kann, dass er die Region verlassen wird. „Ich habe das vor drei, vier Wochen noch mal deutlich gemacht, weil ich wollte, dass der Verein sich Gedanken macht und es nicht plötzlich kommt“, sagt Strieder. „Um Klarheit für beide Seiten zu haben, war es besser, sich jetzt zu trennen. Wenn es auf einmal während der Saison passiert, kann man nicht reagieren. Zumal ich jetzt in der Vorbereitung auch teilweise nicht den Kopf hatte, um mich voll auf Fußball zu konzentrieren“, sagt Strieder und erntet dafür Lob vom stellvertretenden Ehrbachtaler Geschäftsführer Hermann-Josef Stoffel: „Das war absolut fair und sehr offen von Torsten und für uns wäre es dann fahrlässig gewesen, abzuwarten und plötzlich ohne Trainer dazustehen.“ Der Kontakt zu Muders kam dann so zustande: „Es war natürlich glücklicher Zufall. Man liest in der Zeitung, dass er kein Trainer mehr bei Rot-Weiß Koblenz in der Rheinlandliga ist und greift dann eben zum Hörer“, sagt Stoffel. Es ging dann alles sehr schnell, zumal Muders laut Stoffel direkt Interesse gezeigt habe: „Die Aufgabe reizt ihn.“
Das tut es, wie Muders verrät: „Es gibt für einen Trainer zwei Situationen, die reizvoll sind. Und zwar wenn man um den Aufstieg spielt oder gegen den Abstieg.“ Der Fußballlehrer (machte die Lizenz 2001) darf sich in dieser Saison beiden Situationen stellen. Mit Rot-Weiß spielte er um den Aufstieg, nun geht es gegen Abstieg für den 41-Jährigen, der übrigens nicht zum ersten Mal in Ehrbachtal ist. 1990/91 hütete er das Tor der SGE, danach folgten als Spieler und als Trainer viele Stationen in höherklassigen Klubs, unter anderem trainierte er den SC Idar-Oberstein und Hassia Bingen bei den Senioren, war beim 1. FC Kaiserslautern, dem SV Wehen Wiesbaden und TuS Koblenz im Jugendbereich tätig. Im Rhein-Hunsrück-Kreis coachte er den SV Oberwesel in der Klasse, die er nun mit Ehrbachtal halten will. „Das macht den Reiz aus. Nach dem Ehrbachtaler Anruf habe ich ein Wochenende überlegt und dann gesagt, dass ich es mir vorstellen kann. Ich kenne die Manschaft so gut wie gar nicht, aber hoffe, dass sie richtig mitzieht, das ist die Voraussetzung. Wir haben noch vier Wochen Zeit bis zum ersten Spiel. Wir werden sicher jetzt nicht auf einmal Fußball zelebrieren, aber wir müssen die Grundtugenden und Grundprinzipien auf die Reihe bekommen und Ordnung auf den Platz bringen. Ich freue mich drauf.“ Dass es nun A-Klasse statt höchste Verbandsklasse ist, stört ihn nicht. „Mir ist relativ egal, wer da was sagt. Ich muss mich wohlfühlen.“ Fest steht für ihn und auch den SGE-Vorstand: Die Mission endet im Sommer. Was Muders danach macht, steht noch nicht fest. Die Mission soll mit dem Klassenerhalt enden. „Wir wollten auch ein Zeichen setzen und noch mal etwas bewegen“, sagt Stoffel.
Von unserem Redakteur
Mirko Bernd