„Wir haben in einer Videokonferenz in unserem Ausschuss darüber gesprochen, wie und ob die Präsidiumsbeschlüsse bei uns umsetzbar sind und waren uns einig, dass im Kreis Birkenfeld keine komplette Runde in unseren drei Spielklassen möglich sein wird“, erklärt Rolland und ergänzt: „Wir glauben, dass wir nur die Hauptrunde spielen sollten.“ In einem Schreiben an den Verbandsspielausschuss und die SWFV-Verwaltung möchte der Kreis Birkenfeld seine Gründe darlegen und Überzeugungsarbeit leisten. Rolland und Schwinn wollen davon überzeugen, dass eine komplette Runde mit viel Anstrengung nur in der A-Klasse möglich, dieses Ansinnen in der B-Klasse aber nahezu undenkbar sei. „Es müssen einfach noch viel zu viele Spieltage angesetzt werden“, erklärt Rolland.
Für Vereine nicht zumutbar
Laut SWFV-Plan soll die Hauptrunde am 5. Mai abgeschlossen werden. Elf Spieltage müssen dazu in der A-Klasse noch absolviert werden, gar 13 in der B-Klasse. In den Auf- beziehungsweise Abstiegsrunden kämen dann in der A-Klasse acht weitere Spieltage hinzu, in der B-Klasse wären es im schlechtesten Fall (Abstiegsrundenstaffel 1) sogar noch 14 Spieltage. Im Klartext bedeutet das, dass für die A-Klasse 19 Spieltage ab dem letzten Februarwochenende angesetzt werden müssten, für die B-Klasse gar 27. Für die C-Klasse würde als Unterbau der A- und B-Klasse das gleiche gelten. Rolland erklärt: „Selbst in der A-Klasse wäre die Durchführung einer kompletten Runde nur mit einigen Mittwochspieltagen möglich. In den B-Klassen müssten wir bis zu neunmal mittwochs, an Ostern, an Pfingsten sowie an Fronleichnam und Christi Himmelfahrt Spiele ansetzen.“ Außerdem müsse man schließlich auch mit Nachholspielen rechnen. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass eine zweite Saisonhälfte irgendwann einmal ideal, also ohne witterungsbedingte Ausfälle, gelaufen wäre“, sagt Rolland und betont: „Außerdem müssen wir ja sicherlich auch weiter mit coronabedingten Absagen rechnen.“ Unter dem Strich halten Rolland, Schwinn und der Kreisausschuss eine komplette Runde für Vereine, ihre Funktionäre und Spieler schlicht für nicht zumutbar. Sie möchten deshalb eben nur von Anfang März bis Ende Mai an Sonntagen die Hauptrunde zu Ende bringen.
Heftige Kritik von Ensch am SWFV
Die Vereine des Kreises Birkenfeld dürfte der Kreisvorstand hier hinter sich wissen. Marvin Ensch, Ko-Spielertrainer der SG Kirschweiler/Hettenrodt und künftiger Coach des TuS Veitsrodt, kommentiert, wer eine komplette Runde durchpeitschen möchte, ignoriere alles, wofür der Amateurfußball stehe. Er betont: „Für uns Amateure steht doch der Spaß im Vordergrund. Vor und nach dem Spiel mit seinen Kumpels noch quatschten und etwas trinken, gehört zum Beispiel dazu.“ Ensch ergänzt: Es geht uns doch in erster Linie um die Freude an dem Spiel. Das geht mit so einem Mammutprogramm komplett verloren.“ Ensch kritisiert die Beschlüsse des SWFV-Präsidiums weiter und klagt: „Man tut so, als hätten wir alle keinen Job und keine Familien, mit der wir auch Zeit verbringen möchten – zum Beispiel an Feiertagen.“ Der SG-Coach würde daher den Kreisvorstand voll unterstützen. Er stellt klar: „Mein Verstand sagt mir, dass von der C-Klasse bis zur Bezirksliga jeder mit einer einfachen Runde gut leben könnte und alles andere nur Wahnvorstellungen sind.“
Auch in Enschs künftigem Verein, dem TuS Veitsrodt, ist man sehr skeptisch, dass noch eine komplette Runde gespielt werden kann. „Ich kann mir das nicht vorstellen“, sagt Martin Göttmann, der TuS-Vorsitzende. „Ich bin mir relativ sicher, dass wir die Hauptrunde über die Bühne bekommen und danach vielleicht noch ein paar Aufstiegsspiele. Eine komplette Auf- und Abstiegsrunde aber nicht.“ Auch Göttmann ist davon überzeugt, dass alleine schon die üblichen Wetterbedingungen im ersten Vierteljahr im Hunsrück häufig die reguläre Austragung der Spiele verhindern werde und Nachholspiele, für die eigentlich keine Zeit sei, angesetzt werden müssten. Außerdem sieht der Veitsrodter Vorsitzende auch viele Mittwoch-Spieltage kritisch. „Zumindest wir in Veitsrodt haben unter der Woche Probleme, immer alle unsere Spieler zusammenzubekommen.“ Da dürfte der TuS nicht alleine stehen. Ferne Studienorte oder Schichtarbeit machen Wochenspieltage grundsätzlich zum Problem. Und nicht zuletzt macht sich Göttmann Sorgen, wegen der konkurrierenden zweiten Mannschaften. Er gibt zu bedenken: „Ganz ehrlich, ich fürchte ein wenig um die Fairness. Wenn die Möglichkeit besteht, werden zweite Mannschaften in der B- und A-Klasse ihre Kader mit Akteuren der „Ersten“ auffüllen.“
Göttmann: Zuschauer sind wichtig
Göttmann empfiehlt aber grundsätzlich mehr Gelassenheit. „Wir sollten uns nicht so verrückt machen. Wenn jetzt zwei Spielzeiten mal nicht so gelaufen sind, wie wir uns das alle vorstellen, dann ist das doch zu verkraften. Es herrschen schließlich besondere Umstände, und da benötigt man nun einmal besondere Maßnahmen wie eine kürzere Runde. Das ist nicht schlimm und geht vorbei.“ Für Göttmann ist wichtig, dass Zuschauer dabei sein dürfen, wenn der Ball rollt. „Die Vereine müssen Wasser, Strom und den Schiedsrichter bezahlen. Dafür brauchen wir die paar Einnahmen an den Spieltagen“, erklärt er.
Zuschauer sind auch für den Kreisausschuss von entscheidender Bedeutung. „Ohne brauchen wir eigentlich nicht anzufangen“, findet Rolland, der nun hofft, dass der Verbandsspielausschuss der Argumentation des Kreisvorstands folgt und zumindest für den Kreis Birkenfeld genehmigt, von der A- bis zur C-Klasse nur die Hauptrunde zu spielen.
Tatsächlich ist fraglich, wer bei diesem Problem das Sagen hat. In der Spielordnung steht, laut Rolland, zwar, dass der Verbandsspielausschuss bei allen Fragen des Spielbetriebs im SWFV zustimmen muss. Allerdings ist in der Satzung des Verbands verankert, dass der Spielbetrieb im Kreis auch Sache der Kreise ist. Rolland möchte freilich nicht auf Konfrontation mit dem Verbandspielausschuss gehen und hofft, dass spätestens bei der nächsten Präsidiumssitzung am 27. Januar der Weg frei gemacht wird, um zumindest auf Kreisebene die Auf- und Abstiegsrunde zu streichen und nur die Hauptrunde zu spielen. „In der Verbandsklassen von der Bezirksliga bis zur Verbandsliga kann sich die Situation ja womöglich anders darstellen“, räumt der Vorsitzende des Fußballkreises Birkenfeld ein.