Mainz
Funde in Neutorstraße: Leitung verzückt Grosse & Co.

Die roten Hütchen weisen auf die Reste des Neutor-Fundaments. In der Bildmitte: die Wasserleitung.M Foto: Harry Braun

Mainz - Auf dem Gelände des künftigen Archäologischen Zentrums könnte eine Freiluftanlage integriert werden. In der Baugrube hat Gerd Rupprecht imposante Funde aus der industriellen Frühzeit freigelegt.

Lesezeit 2 Minuten

Mainz – Es müssen nicht immer Funde aus der Römerzeit sein, die bei Gerd Rupprecht große Freude auslösen. So zeigte sich der Landesarchäologe am Mittwoch begeistert über die ersten Erfolge bei den Grabungen auf dem ehemaligen Wirges-Gelände neben dem Römerschiffmuseum.

Eine 1883 in Betrieb genommene Wasserleitung mit 60 Zentimetern Durchmesser hat Rupprechts Team zu Tage befördert. Und da auf dem Areal zwischen Neutor- und Rheinstraße in Kürze ein Archäologisches Zentrum entstehen soll, ist schon jetzt absehbar, dass zumindest ein Teil der Funde in das Zentrum integriert werden soll.

„Das wird Gerd Rupprecht bestimmt gelingen, das hat er ja schon oft bewiesen“, äußerte sich Stadtwerke-Vorstand Detlev Höhne zuversichtlich. Die Stadtwerke seien jedenfalls bereit, Funde zwischenzulagern.

Auch Oberbürgermeister Jens Beutel sowie Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse zeigten sich sehr angetan vom Grabungserfolg. „Wir haben damit gerechnet, dass Rupprecht hier etwas findet“, sagte Grosse, „aber die Menge der Relikte aus der industriellen Frühzeit ist doch überraschend.“

So fanden sich neben der Wasserleitung auch Reste der Stelzen, auf denen sie lag. Denn es handelte sich um eine Freiluftleitung. Das Fundament, das durchgehende Mauerwerk und auch die beiden Halbkugeln, die sich einst auf dem Neutor befanden, wurden in der Baugrube freigelegt. Und dokumentieren ein Stück Stadtgeschichte.

Das neue Tor war 1699 gebaut worden im Zuge des Ausbaus der städtischen Festungsanlagen. Die Achse der Augustinerstraße war geradlinig nach Süden verlängert worden. So entstand die Neutorstraße. Die Wasserleitung bezog das Wasser sehr wahrscheinlich von einem Brunnen in Weisenau, den eine Brauerei betrieb. Das Neutor stand bis 1894. Wegen des gestiegenen Verkehrsaufkommens wurde das Areal umgestaltet und das Tor abgetragen.

Und wie das bei Rupprechts Baustellen stets üblich ist, sind Zuschauer willkommen. So wird am südlichen Ende des Areals an der Rheinstraße in Kürze eine zwei Meter hohe Bühne errichtet. Von dort aus können interessierte Zeitgenossen bei den Grabungen zuschauen. Und da Rupprecht unmittelbar an der Rheinstraße auf einer Fläche von 10 mal 10 Metern noch sechs Meter in die Tiefe graben wird, kommt bei ihm wohl schon bald wieder jene Freude auf, zu der gestern noch kein Anlass bestand. In sechs Metern Tiefe rechnet der Landesarchäologe wieder mit Relikten aus der Römerzeit. Hier soll sich ein Hafen befunden haben.

Armin Thomas