Kurtscheid
Für Lkw-Fahrer Heßler aus Kurtscheid ist erst mit 86 hinter dem Steuer Schluss

Hubert Heßler (86) hat hochgerechnet, dass er wohl rund 13 Millionen Kilometer hinter dem Steuer verbracht hat. Das wäre 325-mal um die Erde.

Ulf Steffenfauseweh

Kurtscheid - Seinen Führerschein hat er noch auf einem Lkw mit Holzvergasung gemacht. Damals, im Krieg. Jetzt, fast 70 Jahre und hochgerechnete 13 Millionen Kilometer später, macht er Schluss. Dem alle fünf Jahre nötigen Gesundheitstest will er sich nicht mehr unterziehen: Hubert Heßler aus Kurtscheid geht am Montag in den Ruhestand – mit 86 Jahren.

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Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh

Kurtscheid – Seinen Führerschein hat er noch auf einem Lkw mit Holzvergasung gemacht. Damals, im Krieg. Jetzt, fast 70 Jahre und hochgerechnete 13 Millionen Kilometer später, macht er Schluss. Dem alle fünf Jahre nötigen Gesundheitstest will er sich nicht mehr unterziehen: Hubert Heßler aus Kurtscheid geht am Montag in den Ruhestand – mit 86 Jahren.

Bis zu diesem Wochenende allerdings ist der Senior noch ganz offiziell Angestellter der örtlichen Spedition „Schröder und Sohn“. Fast jeden Tag lenkt er rund vier Stunden einen der schweren Laster. „Das ist ein schönes Taschengeld zur Rente und außerdem hat der Chef gesagt, dass er mich braucht“, begründet er und erzählt im Gespräch mit der RZ, dass ihm das Fahren nach wie vor nichts Spaß macht. Lediglich das Hochwuchten der schweren Plane, „das ist Arbeit“ und geht seit etwa zwei Jahren nicht mehr ganz so gut. Auf der Straße hat er dagegen keine Probleme. Ein Bremsklotz sei er jedenfalls mit Sicherheit nicht, sagt er, lacht, schüttelt den erhobenen Zeigefinger und versichert: „Ich bin der Älteste und der Schnellste.“

Früher war er dazu auch noch der Wachste. 22 Stunden Berlin und zurück, noch zu DDR-Zeiten, vorbei an den Grenzern mit Maschinenpistolen – kein Problem. Nur am gleichen Tag wieder zu Hause, das wollte er immer sein. Zu Zeiten, als auf die Ruhephasen noch nicht so genau geachtet wurde, ging das. Und lange Pausen brauchte Hubert Heßler nie, weil er viel Energie und einen speziellen Trick hatte: „Ich wollte keinen Lkw mit Standheizung. Ich hab ja die Kollegen gesehen, die lange auf den Parkplätzen geschlafen haben. Ich bin immer nach einer halben Stunde wieder aufgewacht, weil mir kalt war, und bin dann weitergefahren.“

Und so kam er zu seinen Hochzeiten auf Monate mit über 350 Stunden hinter dem Lenker. „Schon ein bisschen verrückt“, findet auch seine Frau Margret und schüttelt – liebevoll gespielt – den Kopf. Wirklich Angst musste sie trotzdem nie um ihren Mann haben. Schließlich hat er nie einen größeren Unfall gebaut – zumindest bis vor rund einem Jahr. „Da waren die Reifen plötzlich oben. Das war auch mal ein Erlebnis“, nimmt er seinen Crash auf der B 256 bei Melsbach, als er einem unerwarteten Rückstau in der Kurve nur in die Böschung ausweichen konnte, relativ gelassen. Schließlich ist damals glücklicherweise auch kein Mensch zu Schaden gekommen.

Trotz der vielen, vielen Kilometer auf der Straße hatte Hubert Heßler auch nie richtig Ärger mit der Polizei. „Die kannten mich ja fast alle“, erzählt er. „Schließlich bin ich für (die Kurtscheider Tiefkühlbäckerei) Hack gefahren und hatte immer leckeren Kuchen an Bord. Da habe ich schon mal ein Stück abgegeben“, sagt er und grinst. Aber es sind noch nicht einmal diese kleinen Tricks, die dazu führen, dass Speditionschef Lothar Schröder Hubert Heßler als „Stütze seines Unternehmens“ bezeichnet, die er nur sehr ungern verliert. „So schnell wie er sind viele Junge nicht. Außerdem ist er immer zuverlässig, pünktlich und denkt selbst mit“, sagt er und kommt zu dem Schluss: „Das ist kein alter Mann.“