Mainz – Der SC Freiburg ist eine jener Mannschaften, die in der öffentlichen Wahrnehmung unter dem außergewöhnlich großen Erfolg des FSV Mainz 05 zu leiden hat. Stünden in der Bundesligatabelle die üblichen Spitzenklubs ganz oben, dann würde man bei der Themensuche viel eher darauf kommen, dass die Breisgau-Elf bislang eine ganz hervorragende Saison spielt.
Rang 10 mit 15 Punkten, nur drei Zähler hinter dem Dritten TSG Hoffenheim, das ist vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Möglichkeiten der Freiburger zweifellos eine mittlere Überraschung und darüber hinaus ein echter Qualitätsnachweis.
Und wenn man zwischen die Zeilen schaut, die Ergebnisse ein wenig genauer betrachtet, dann fällt auf: Der SC Freiburg ist eine schwer zu bespielende und eine schwer zu besiegende Mannschaft. Am 10. Spieltag hat das Team von Trainer Robin Dutt, dessen gute Arbeit in allen Bereichen bislang nur Insidern und Experten aufgefallen ist, beim FC Bayern München verloren. Mit 2:4. Das war erst die zweite Niederlage des SC mit mehr als einem Tor Unterschied. Am ersten Spieltag war der Saisonstart daneben gegangen: 1:3-Heimniederlage gegen den mutigen Aufsteiger FC St. Pauli.
Die weiteren Niederlagen gerieten knapp und unglücklich: 1:2 zu Hause gegen den FC Schalke 04 (Torjäger Klaas Jan Huntelaar gelang der Siegtreffer drei Minuten vor dem Abpfiff), 1:2 in Wolfsburg und 1:2 in Bremen, als die Freiburger jeweils den 1:1-Ausgleich erzielt und Chancen zur Führung hatten – dann aber im Konter durch Grafite und Almeida das entscheidende Gegentor fingen.
Diesen fünf Niederlagen stehen fünf Siege gegenüber: 2:1 in Nürnberg, 2:1 gegen Stuttgart, 1:0 in Frankfurt, 3:2 gegen Köln, 2:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Unentschieden, dieses Wort kennt man im Breisgau nicht. Knappe 3-Punkte-Erfolge oder knappe Verluste, das ist die Losung. Auch beim 2:4 in der Allianz-Arena wehrten sich die Freiburger bis zur Pause defensivtaktisch klug und wirkungsvoll. Die Bayern benötigten für ihre 1:0-Führung zwei Minuten vor dem Pausenpfiff einen Kopfball von Stopper Martin Demichelis nach einer simplen Ecke.
Was macht diese Mannschaft aus? Zunächst die hohe taktische und spielerische Flexibilität in ihrem 4-1-4-1-System. Defensiv bildet die Dutt-Elf schnell einen kompakten Block, aus dem heraus aggressiv Druck gemacht wird auf den ballführenden Gegenspieler, möglichst immer in Überzahl. Nach der Balleroberung schwärmen die Freiburger ebenso so zügig wie im Raum geordnet nach vorne aus. Technisch gekonntes Flachpassspiel über die am Ball starken Schuster, Abdessadki, Makidadi und den Weißrussen Putsila. Dazu kommt der flankenstarke Linksverteidiger Bastians.
In der Spitze hat sich der SC einen Glückseinkauf geleistet: Papiss Cissé, der 25-jährige Senegalese, im Januar für 1,3 Millionen Euro vom FC Metz geholt, hat nach zehn Spielen acht Saisontore stehen. Ein Volltreffer.
Reinhard Rehberg