Alla dann! - Kolumnen von Gerhard Engbarth
Folge 82: In Sachen Mineralien-Museum gegen Engbarth - zum 60. Geburtstag vommeim Freund Jörg Staiber am 22.Juni

Anlage zur Anklageschrift, Beweisstück Nummer 1. Die Fotografie zeigt Jörg Staiber im Mineralien-Museum Idar-Oberstein vor besagter Vitrine, die zu jenem Zeitpunkt noch intakt war, was sich kurz darauf schlagartig geändert hat ...

Vor dem Amtsgericht Idar-Oberstein wird verhandelt: die zivilrechtliche Klage des Mineralienmuseums Idar-Oberstein gegen den Musiker und Autor Gerhard Engbarth aus Bad Sobernheim. Es folgt ein Auszug aus dem Gerichtsprotokoll.

Richter: Bitte schildern Sie uns den Tathergang.

Angeklagter: Eintlich hatt ich gar nit ihn fottograffiere wolle, sondern die leuchtende Stän in dem Dunkelraum vom Mineralje-Museum, awwer er hott die ganz Zeit gemosert, mit so're popeliche Kammera könnt mer die Stän nit uffnemme. Ich sat: „Du wirscht noch staune, was mei popelich Kammera alles kann. Stell dich emol newer die Stän.“ Do hott er sich newedran gestellt unn ich honn se zusamme fottografiert, die Stän unn ihn. Es Ergebnis müscht Ihne vorlieje.

Der Richter blättert die Akte durch, entnimmt ein Foto, betrachtet es und nickt anerkennend.

Richter: Nun ja, nicht schlecht!

Angklagter: Wie? Nit schlecht? Ich bitte Sie. Das is gennjal, mei Fotto!

Richter: Von mir aus auch genial, Aber ich verstehe nicht, wieso es zum Streit zwischen Ihnen gekommen ist.

Angeklagter: Das könnt mit meim Vegleich zusammehänge.

Richter: Welchem Vergleich?

Angeklagter: Ei ja, wie ich em Staiber-Jörch das Fotto uffem Display gezeit honn unn er's aach spitzemäßich fand, sat ich: „Do kannschte mol siehn: Der Dunkelraum bringt selbscht so e trüb Tass wie dich noch zum Leuchte.“

Richter: Und so ist es also dann zu der Schlägerei gekommen?

Angeklagter: Schläjerei? Was für e hart Wort! Sa mer mol liewer Handgemenge. Awwer das war späder. Erscht sat ich noch: „Um euer Felsekerch sollt mer aach so e Dunkelraum baue. Vielleicht det se dann aach schöner wirke.“

Richter: Oha!

Angklagter: Hott er aach gesat unn jetz wär zu weit gang: Ich hätt es Heilichtum von de Owwerstäner beleidicht unn seins aach, obwohl er nur e Zugereister aus Duisburg wär.

Richter: Und dann?

Angeklagter: So e Steilvorlag muscht ich nadürlich verwannele.

Richter: Ich ahne Schlimmes. Was haben Sie gesagt?

Angeklagter: Ich sat: „Die Ehr von de Owwerstäner honn ich vielleicht beleidicht, awwer die von de Idarer nit. Die halle sich de Bauch vor Lache unn klatsche Beifall.“

Richter: Mein Gott! Und wie hat Jörg Staiber reagiert?

Angeklagter: Er sat: „Entschuldige mal, aber da sitzt eine Hornisse auf deiner Wange. Die muss ich wegscheuchen“ – unn batsch, hatt ich än sitze.

Richter (grinsend): Köstlich! Da sitzt eine Hornisse auf deiner Wange. Die muss ich wegscheuchen – und patsch …

Angeklagter: Do wollt ich em nadürlich aach än gewwe.

Richter (augenzwinkernd): Verstehe. Sie haben umgekehrt auch eine Hornisse auf seiner Wange gesehen.

Angeklagter: Quatsch! Horniss! Ich wollt em änfach nur än tachtele, awwer er duckt sich, ich land mit de Fauscht in de Vitrin unn die fliet in dausend Fetze durch die Geechend.

Richter, den beiden Schöffen zunickend: Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück.

Angklagter: Alla dann!