Eishockey: EGDL kämpft sich gegen den Tabellenführer nach einem 0:3-Rückstand zurück, verliert aber in der Verlängerung 3:4
Eishockey-Oberliga: Rockets piesacken Skorpione aus Hannover und setzen mit Punktgewinn ein Zeichen
Abwehrbollwerk Steve Slaton, der hier im Bandenduell gegen Hannovers Finnen Tomi Wilenius die Scheibe blockiert, erzielt den 3:3-Ausgleich für die Rockets, die somit in die Verlängerung einzogen. Foto: Andreas Hergenhahn
Hergenhahn

Diez. Gebannt gehen die Blicke hinter das Heimtor der Rockets. Noch einen Zweikampf gewinnen, gegen die heruntertickende Uhr den Puck noch ein paar Sekunden aus dem Gefahrenbereich fernhalten. EGDL-Verteidiger Alexander Seifert und Hannovers Defensivmann Jan Pietsch sind die beiden Protagonisten, die es in diesem letzten intensiven Duell miteinander zu tun haben. Seiferts Abwehrkampf setzt sich durch gegen Pietschs Offensivdrang und bringt die EG Diez-Limburg über die Ziellinie. 3:3 steht es nach 60 Minuten im Oberliga-Heimspiel der Eishockeyspieler vom Heckenweg gegen den Tabellenführer Hannover Scorpions – eine Überraschung, mit der nicht viele gerechnet hatten. In der fünfminütigen Zusatzschicht bejubelt Mario Valery Trabucco, der Kanadier in Reihen der Niedersachsen, dann nach noch nicht einmal 60 Sekunden zwar den siegbringenden Treffer, trotzdem machte schon der Einzug in die Verlängerung EGDL-Trainer Arno Lörsch stolz, weil der Aufsteiger gegen den Deutschen Meister von 2010 „eine fantastische Leistung“ zeigte, „großartig kämpfte“ und selbst nach einem 0:3-Rückstand den Glauben an sich nicht verlor. „Zuletzt waren wir ein paarmal nahe dran, heute hat die Mannschaft ein Zeichen gesetzt“, fand Lörsch, der – wie es ein Trainer an solch einem Abend häufig macht – keine einzelnen Spieler hervorhob, sondern das Kollektiv lobte, das die Ausfälle von Kevin Lavallee, Pierre Wex, Marc Stähle, Marius Pöpel und Niklas Hildebrand kompensierte. Dafür feierte Konstantin Firsanov nach Quarantäne, anschließender Krankheit und nur zwei Trainingseinheiten ein starkes Comeback.

Bei allem Loben der Mannschaftsleistung wäre es ohne einen nichts geworden mit Heimpunkt und Verlängerung: Was Torhüter Jan Guryca in den Hannoveraner Druckphasen – und davon gab es einige – alles wegfischte, war grandios. Ohne ihn hätte es nach dem ersten Drittel, in dem die permanent in die Defensive gedrängten Einheimischen erst nach 13 Minuten ihren ersten Torschuss abgaben, nicht 0:0 gestanden. Etliche Guryca-Glanzparaden und zwei Pfostentreffer von Robin Thomson (11.) sowie Jan Pietsch (18.) stellten Hannovers Geduld auf die Probe.

Nschdem Pascal Grosse (24.), Christoph Kabitzky (31.) und Fedor Kolupaylo (33.) für die Gäste den Bann gebrochen hatten, schwanden die Hoffnungen im EGDL-Lager. 0:3 nach etwas mehr als der Hälfte der Spielzeit, ein verschossener Penalty durch Cheyne Matheson (31.), zwei vergebene Alleingänge von Henry Wellhausen sowie Ross John Reed und dazu noch ein permanenter Kampf mit Dennis Kiefer, einem der beiden Hauptschiedsrichter, mit dessen Entscheidungen Lörsch und Co. haderten – es sprach nicht viel für die Gastgeber. Als dann die Diezer und Limburger endlich auch einmal in Überzahl spielen durften, witterten sie durch Marc Zajics Anschlusstreffer Morgenluft (36.). Und noch mehr: In einer Phase, als die Partie begann dahinzuplätschern, brachte David Lademann wieder Feuer in die Angelegenheit. Sein Schuss ließ Hannover-Keeper Ansgar Preuß nicht gut aussehen (48.). „Jetzt oder nie“ hieß es in der Endphase. Diesmal verhängte Kiefer eine zweifelhafte Strafe gegen 0:1-Torschütze Grosse, wenige Sekunden später stand nach Valery Trabuccos Rückpass in die Wechselzone plötzlich ein Hannoveraner zu viel auf dem Eis, und diese waren nach dem fälligen Pfiff nur noch zu dritt. Die Rockets sahen ihre Chance auf den Coup und nutzten sie. Ross John Reed schoss von der rechten Seite, der aufgerückte Steve Slaton (58.) verwertete den Abpraller – Verlängerung.

„Wir hatten die Partie unter Kontrolle, haben unsere Chancen aber nicht genutzt und so entwickelte sich am Ende ein offenes Spiel“, bilanzierte Hannovers Trainer Tobias Stolikowski, der dieser Tage genauso wie Lörsch ein lange Liste mit Ausfällen beklagen muss. Am Ende setzte sich beim in der Verlängerung vorherrschenden Kräfteverhältnis von drei gegen drei nicht unerwartet die individuelle Klasse der Skorpione durch. Valery Trabucco stach zu. Da war selbst der überragende Guryca (57 abgewehrte Schüsse) machtlos.

Diez-Limburg: Guryca, Busch – Valenti, Seifert, Wächtershäuser, Marek, Halbauer, Slaton – Maier, Bruch, Firsanov, Lehtonen, Lademann, Wellhausen, Zajic, Droick, Reed, Matheson.

Schiedsrichter: Florian Fauerbach/Dennis Kiefer.

Strafminuten: 18:14 + Disziplinarstrafe gegen Trabucco.

Von unserem Mitarbeiter

René Weiss