Neuwied – „Das sind die wichtigsten Spiele des Jahres.“ Arno Lörsch, der Trainer der Eishockeyspieler des EHC Neuwied, macht mit wenigen Worten klar, wie groß der Adrenalinkick mit Blick auf das kommende Wochenende ist. Endlich ist die Zwischenrunde im Oberliga West-Pokal beendet, ab sofort beginnen die Play-offs, ab sofort geht es um den Titel.
„Das ist de schönste und wichtigste Zeit im gesamten Saisonverlauf“, sagt der Trainer. Im Viertelfinale bekommt es der Tabellendritte aus der Deichstadt mit dem Tabellensechsten Neusser EV zu tun. Ein Hinspiel, ein Rückspiel – zwei Mal 60 Minuten, in denen beide Teams über die Schmerzgrenze gehen werden, um das Halbfinale zu erreichen. Der erste Teil des Duells steigt am Freitag um 20 Uhr in Neuss, der entscheidende zweite Teil am Sonntag um 19 Uhr in der Neuwieder Bärenhöhle. „Die Bude wird voll sein, aber das muss auch so sein. Unsere Fans sind wie ein zusätzlicher Spieler. Und wer will sich schon Play-off-Eishockey entgehen lassen“, sagt Lörsch.
Zwei Mal standen sich beide Teams im bisherigen Saisonverlauf schon gegenüber, und auch wenn Neuss aus der Oberliga kam, die Bären hingegen aus der klassentieferen Regionalliga, konnte der EHC beide Vergleiche für sich entscheiden (6:4 in Neuss, 6:3 in Neuwied). „Das ist jetzt alles nichts mehr wert“, sagt Lörsch. „Die Play-offs haben ihren ganz eigenen Charakter. Jetzt geht es nicht mehr um Ergebnisse, die du vor ein paar Wochen mal eingefahren hast. Jetzt geht es darum, auf den Punkt perfekt vorbereitet zu sein, um den Gegner aus dem Wettbewerb zu schmeißen.“ Neuss zwei Mal geschlagen zu haben ist ab Freitag weder ein Vorteil noch ein Nachteil, glaubt Lörsch. „Wir wissen, wie man sie schlagen kann, das stimmt. Aber wir wissen nicht, welche Leistung der Gegner abrufen kann, wenn es in den Play-offs nach dem Motto alles oder nichts zur Sache geht.“
Der NEV hatte sich in Person von Cheftrainer Daniel Benske den letzten Heimauftritt des EHC in der Vorwoche gegen Kassel 1 b (7:4) nicht entgehen lassen, war extra aus Neuss angereist, um Neuwied zu beobachten. „Wir haben noch nicht alles gezeigt“, sagt Lörsch. „Aber unabhängig davon gibt es in einer Serie mit Hin- und Rückspiel ohnehin keine Chance zu taktieren. Wir werden am Freitag in Neuss defensiv denken und versuchen, möglichst wenige Gegentore zuzulassen. In beiden Spielen wird Disziplin gefragt sein. Wir wollen unbedingt ins Halbfinale einziehen.“
Am Rande des Play-off-Heimspiels gegen den Neusser EV wird der EHC zudem über den aktuellen Stand der Planungen für die neue Saison informieren. In der Drittelpause wird sich der EHC-Vorsitzende Prof. Dr. Peter Billigmann mit einer kurzen Ansprache an die Fans wenden. Die Verantwortlichen der Bären hatten zu Beginn der Oberliga-Aufstiegsrunde Ende Dezember das Saisonziel nach oben korrigiert und den Aufstieg in die Oberliga West als neues Ziel ausgegeben. Dieses Ziel hat die Mannschaft von Trainer Arno Lörsch nach beeindruckenden Leistungen im Oberliga West-Pokal vorzeitig erreicht.
„Wir haben jedoch auch gesagt, dass wir ein Fiasko wie in der letzten Oberligasaison nicht mehr erleben wollen“, sagt der EHC-Vorsitzende. „Der sportliche Aufstieg ist erreicht. Doch es bleibt auch unsere klare Marschroute, diesen Aufstieg nur wahrzunehmen, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen, um eine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Gelingt dies nicht, dann werden wir uns nicht davor scheuen, im Notfall den Gang in die unterste Klasse anzutreten. Wir wollen die Fans und die Region frühzeitig informieren, deshalb werde ich beim Heimspiel gegen Neuss die aktuelle Situation erläutern.“
Die Bären freuen sich obendrein am Sonntagabend über prominenten Besuch: der Boxer Dennis Ronert, IBF-Juniorenweltmeister im Cruisergewicht, wird mit seinem Trainer und Manager Detlef Loritz dem EHC einen Besuch abstatten und seinen Weltmeistergürtel auf dem Eis präsentieren. Der 21-jährige Koblenzer hat in der Vorwoche in Magdeburg erfolgreich seinen Titel verteidigt und will die Bären bei ihrem Play-off-Spiel gegen Neuss unterstützen – abseits der Eisfläche wohlgemerkt. red/tn