Angela Kauer zu digital manipulierten Politikerbildern
Das ist nicht unüblich. Das Geschäft mit der Schönfärberei floriert schon mindestens so lange, wie es die Möglichkeiten der Bildbearbeitung gibt. Schönheit, wie sie uns heute in Magazinen und auf Plakaten vorgegaukelt wird, kommt aus dem digitalen Zauberkasten. Ein Mausklick, und schon verschwinden Falten, werden Lippen voller und Nasen kleiner.
Im Fall Roberts hatten die eifrigen Photoshop-Anwender aber ein paarmal zu oft geklickt. Der britische Werberat rügte die digitale Schummelei und zwang den Kosmetikkonzern, die manipulierten Bilder zurückzuziehen.
Schade eigentlich, dass die Werberäte dieser Welt nicht auch bei Politikerfotos eingreifen. Denn längst hat das Foto-Tuning auch den Politikbetrieb erreicht. Bis hin zur Kreisebene werden auf Fotos und Wahlplakaten Falten übertüncht, Altersflecken und Äderchen retuschiert, Lider geliftet und Hälse gestrafft. Die dann tatsächlich auf Wahlveranstaltungen oder Podiumsdiskussionen auftauchenden Damen und Herren können da oft nicht mithalten. Sie müssen sich schon freuen, wenn man sie überhaupt wiedererkennt.
Es besteht also kein nennenswerter Unterschied mehr zwischen einer Anzeige für ein Konsumprodukt, neben dem, sagen wir, Julia Roberts ihr perfektes Lächeln lächelt, und dieser Art des Stimmenfangs. Stellt sich nur eine Frage: Wieso eigentlich machen viele Politiker da mit? Schließlich verliert niemand sein Gesicht, wenn er einfach mal zu sich selbst steht.
E-Mail: angela.kauer@rhein-zeitung.net