Ringer-Bundesliga: Wrestling Tigers reisen ohne ihre ausländischen Asse zum Derby nach Mainz und unterliegen mit 4:27
Ein Zuschauer ist sauer – Kampf wird unterbrochen
Autsch: Der Mainzer Achmed Dudarov (oben) drückt Dzhambulat Ustaev von den Tigers auf die Matte. Foto: Bernd Eßling
Bernd Eßling

Mainz. Die Ankündigung, in bester Besetzung zum Bundesliga-Derby beim ASV Mainz 88 anzutreten, machte Karl-Heinz Helbing nicht wahr. Der Trainer der Wrestling Tigers Rhein-Nahe schickte bei der deutlichen 4:27-Niederlage eher eine Traditionsmannschaft auf die Matte.

„Mit einer Ausnahme waren das die Ringer, mit denen wir vor zwei Jahren Meister in der Rheinland-Pfalz-Liga wurden“, sagte Helbing. Lediglich Dzhambulat Ustaev, der damals noch für die zweite Mannschaft der Mainzer antrat, gehörte vor dem Aufstieg noch nicht zum Aufgebot. Neben ihm feierten auch Abdulla Alfaraj und Huysein Bekir ihr Erstliga-Debüt. Im Rhein-Nahe-Team standen ausschließlich einheimische Ringer, darunter vier, die in Bad Kreuznach ausgebildet wurden. So kam es zur kuriosen Situation, dass die zehn Athleten der Gäste in der Summe lediglich auf minus einen Ringerpunkt kamen, während 28 Zähler erlaubt sind. „Unser Budget ist nicht so groß, wir müssen auch an die Zukunft denken“, erläuterte der Tigers-Trainer, warum er auf seine internationalen Asse komplett verzichtet hatte. „Diejenigen, die noch gar nicht gerungen haben, sollten auch ihre Einsätze bekommen.“

Klar war, dass die Wrestling Tigers in dieser Aufstellung chancenlos sein würden, zumal sich die 88er auf die Bestbesetzung der Gäste eingestellt und bis auf wenige Ausnahmen ihre Topleute aufgeboten hatten. So blieb es Ahmed Alfaraj vorbehalten, im Auftaktduell mit einem Schultersieg gegen den gerade erst 14-jährigen Fabian Pelzer die einzigen Punkte für die Rhein-Nahe-Auswahl auf die Anzeigetafel zu bringen. Die übrigen neun Kämpfe verloren die Gäste, fünf davon mit maximaler Punktzahl. Wassil Ivanov, Abdulla Alfaraj, Alexander Mayer und Jason Partenheimer unterlagen technisch überhöht, Trainersohn Jannis Helbing stellte sich in den Dienst der Mannschaft, damit die Wrestling Tigers das Freistil-Weltergewicht nicht unbesetzt lassen mussten, hatte aber vier Kilogramm Übergewicht. Helbing trat zwar zum Freundschaftskampf an, gab aber schon nach wenigen Sekunden bei einem 0:8-Rückstand auf, da er gerade von einer Leistenoperation genesen war und erst in dieser Woche die Fäden gezogen wurden.

„Klar, wir waren unterlegen“, sagte Karl-Heinz Helbing. „Aber wir haben ganz gut mitgerungen.“ Er bezog sich dabei vor allem auf die drei knappen Kämpfe. Ustaev kam gegen den deutschen Nationalmannschafts-Ringer Achmed Dudarov über die Zeit und verlor nur 0:3. Spannend war es bei Vasile Taran und Vladislav Ivanov. Taran gestattete dem Deutsch-Polen Mateusz Wolny keine einzige technische Wertung und verlor nur, weil sein Gegner beim 1:1 als Letzter von einer Passivitätsverwarnung profitierte. „Ein super Kampf“, schwärmte Helbing. „Der hätte auch anders ausgehen können.“

Der Tigers-Trainer gab Mattenleiter Hamdan Iflazoglu eine Mitschuld an der Niederlage Ivanovs, denn der Schiedsrichter erteilte ihm zwei Passivitätsverwarnungen, seinem Gegner keine. Dabei gelang Ivanov mit einem Wurf die einzige technische Wertung. Das reichte aber nicht, da Iflazoglu ihn mit einer Zwei-Punkte-Strafe belegte, als er beim Angriffsversuch unabsichtlich am Hals seines Kontrahenten gelandet war. „Der Schiedsrichter war ziemlich heimlastig“, kritisierte Helbing. Das empfand offensichtlich auch ein Gästefan so, denn er kam von der Tribüne, beschimpfte den Mattenleiter, der daraufhin den Kampf von Huysein Bekir für zehn Minuten unterbrach und erst fortsetzte, als der Zuschauer die Halle verlassen hatte. Wie der Mainzer Trainer Davyd Bichinashvili berichtete, kehrte der Mann nach der Begegnung zurück und entschuldigte sich. Bekir tat die Zwangspause allerdings nicht gut, er verlor 4:8. „Schade, Huysein war vor der Unterbrechung gerade im Kommen“, sagte Helbing.

Durch die Niederlage sind die Wrestling Tigers auf den letzten Platz abgerutscht, können das in der Heimbegegnung am Samstag gegen den KSK Konkordia Neuss aber korrigieren. „Wenn wir diesen Kampf gewinnen, sind wir Fünfter“, verdeutlichte Coach Helbing, warum er den Fokus nicht auf das Duell mit den Mainzern sondern auf die kommende Woche gelegt hatte.Gert Adolphi