DFB-Team glänzt beim EM-Test gegen Lettland vor allem vor der Pause - Gosens und Havertz stark
Ein Hauch von spielerischer Leichtigkeit: DFB-Team glänzt beim EM-Test gegen Lettland vor allem vor der Pause
Da kommt Freude auf: Robin Gosens (rechts) bejubelt gemeinsam mit Ilkay Gündogan seinen Führungstreffer zum 1:0. Foto: dpa
dpa

Düsseldorf. Vielleicht bedarf der Ausspruch von Ex-Bundestrainer Berti Vogts, wonach es im Weltfußball keine Kleinen mehr gibt, doch einer nochmaligen Überprüfung. Wie auch immer, als Stimmungsaufheller nimmt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das 7:1 (5:0) gegen Lettland sicher gern mit zur EM, bei der in der Gruppenphase mit Gegnern wie Frankreich und Portugal eine gesunde Portion Selbstbewusstsein ganz bestimmt nicht schaden kann.

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So brachte die Generalprobe, die sicher kein Härtetest war, zumindest die Erkenntnis, dass eine DFB-Auswahl den Fans durchaus Spaß durch Spielfreude vermitteln kann – beides war ja zuletzt des Öfteren mal zu kurz gekommen.

Die Letten, Nummer 138 der Fifa-Weltrangliste, kamen in diesem einseitigen Spiel nie über die Statistenrolle hinaus. Schrecken verbreiteten die Balten nur einmal – und zwar Stunden vor dem Spiel, als durchsickerte, dass ein lettischer Spieler positiv auf Corona getestet wurde. Da alle anderen Akteure des Gegners aber negativ waren und der positiv Getestete isoliert wurde, konnte die Partie in Düsseldorf vor 1000 Zuschauern über die Bühne gehen.

Schon der Auftakt zum Einspielen fürs EM-Turnier war stimmungsvoll. Manuel Neuer lief durch ein Spalier von Mitspielern und Betreuern auf den Rasen – der Bayern-Keeper absolvierte gegen Lettland sein 100. Länderspiel. Das eines der ruhigeren werden sollte für den Ausnahmetorhüter.

Ins Rampenlicht spielten sich andere Akteure. Bundestrainer Joachim Löw wollte neben Grundlegendem wie Laufbereitschaft, Einsatz und einer guten Grundordnung vor allem „mehr Tempo als gegen die Dänen sehen“. Der Wunsch wurde erfüllt. Nach 20 Minuten ging die DFB-Auswahl dazu über, ihre Aktionen mit dem nötigen Tempo und der geforderten Entschlossenheit zu garnieren.

Als Kreativposten taten sich dabei Robin Gosens und der stets den Ball fordernde Kai Havertz hervor. Die beiden waren in Halbzeit eins an nahezu allen gefährlichen Aktionen beteiligt. Los ging es mit dem 1:0 und dem ersten Länderspieltor für Gosens nach Zusammenspiel mit Havertz (19.). Zwei Minuten später tat Ilkay Gündogan, Verlierer des Champions-League-Finales, etwas für sein Seelenheil, indem er den Ball aus 16 Metern in den Winkel zirkelte – 2:0. Gosens glänzte als Vorbereiter des 3:0, als er Thomas Müller den Ball maßgerecht vorlegte (27.).

Die Löw-Elf kombinierte weiter flüssig, wobei die Letten allerdings nie durch übermäßige Gegenwehr auffällig zu werden drohten. Havertz wusste das beim 4:0 nach schöner Einzelleistung über rechts zu nutzen (39.). Und dann zeigte auch Mats Hummels mit einem tollen Steilpass in die Spitze, warum er zurück beim DFB-Tross ist. Serge Gnabry war der Abnehmer und Torschütze zum 5:0 (45.).

Schon zur Halbzeit hatte dieses muntere Scheibenschießen aus deutscher Sicht seinen Zweck erfüllt. Löws Mannen taten etwas für das Vertrauen in die eigene Stärke. Wobei die defensiven Stärken spätestens gefordert sein werden, wenn es gegen Frankreich geht.

Gegen die Letten ging es in Halbzeit zwei etwas weniger furios weiter. Die eingewechselten Timo Werner und Leroy Sané trafen zum 6:0 (50.) und 7:1 (76.), – zwischenzeitlich hatte Aleksejs Saveljevs Neuer in dessen Jubiläumsspiel zum 6:1 überwunden (75.). Es wurde munter gewechselt, bei den DFB-Mannen sollte das gestiegene Selbstbewusstsein schließlich auf möglichst viele Spieler ausstrahlen.

Allerdings waren die Aktionen nicht mehr so zielstrebig und so zielgenau wie vor der Pause. Dafür verletzte sich niemand. Und so geht es heute mit voller Kapelle und einem Hauch von zurückgewonnener spielerischer Leichtigkeit ins EM-Quartier nach Herzogenaurach.

Aus Düsseldorf berichtet unser Redakteur Klaus Reimann