Koblenz. Auftakt im Mordprozess um die Bluttat in Koblenz-Horchheim: Sie ist Familienmutter, sie hat drei Töchter (17,15,15) – und sie soll ihre Schwiegereltern heimtückisch erstochen haben. Jetzt muss sich Henrike „Rike“ Schemmer (46) wegen Doppelmord vor dem Landgericht Koblenz verantworten.
Schemmer bestreitet die Tat, ihr droht eine lebenslange Haftstrafe. Der Prozess beginnt am Dienstag um 9 Uhr. Bis Ende Februar sind insgesamt 14 Verhandlungstage anberaumt.
So soll es gewesen sein
So verübte die 46-Jährige laut Anklage den Doppelmord: Sie fährt am Abend des 7. Juli 2011 von ihrem Wohnort Haren (Niedersachsen) 350 Kilometer nach Koblenz zu ihren Schwiegereltern Waltraud (68) und Heinrich (75) Schemmer. Sie verschafft sich mit ihrem Schlüssel heimlich Zutritt zum Haus und ersticht die Eheleute. Den Mann wahrscheinlich im Bad, die Frau im Schlafzimmer. Dann fährt die Täterin zurück nach Haren – so die Anklage.
Am 9. Juli kommt der Sohn des getöteten Paares mit seiner Frau Henrike und seinen Töchtern zu einem Überraschungsbesuch nach Koblenz – und findet seine Eltern.
Beschaulicher Lebensabend mit Gartenhobby und Reisen
Die Eheleute Schemmer führten einst in der Koblenzer Altstadt ein Lebensmittelgeschäft. Im Ruhestand pflegten sie ihren Garten, besuchten die Buga und verreisten gern. Wenige Tage vor der Tat kamen sie von einem Frankreichurlaub zurück.
Ihre Urnen wurden im Ruhewald bei Braubach am Fuße eines mächtigen Baumes beigesetzt. Das schlichte Grab lag kürzlich unter einer Schneedecke.
Langwierige und breite Ermittlungsarbeit der Polizei
Die Ermittler der Koblenzer Polizei fahndeten mit allen Mitteln nach dem Täter. Sie riefen die Bevölkerung in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ zweimal zur Mithilfe auf, sie durchkämmten Wiesen und Wälder, befragten Nachbarn, klebten Fahndungsplakate, verteilten Flugblätter. Und: Sie ließen Spürhunde mögliche Täterspuren verfolgen – Monate nach der Tat, mehr als 100 Kilometer weit.
Am 22. Mai – gut zehn Monate nach der Tat – nahmen die Ermittler Henrike Schemmer fest. Sie veröffentlichten mit Genehmigung eines Richters den Namen und ein Foto der 46-Jährigen, außerdem Bilder von deren BMW. Sie hofften, weitere Hinweise zur Tat zu erhalten.
Henrike Schemmer soll allein gehandelt haben
Laut der Staatsanwaltschaft verübte Henrike Schemmer die Tat allein. Sie soll heimtückisch, aus Habgier und niederen Beweggründen gemordet haben. Vielleicht wollte sie an das Vermögen ihrer Schwiegereltern gelangen.
Von unserem Redakteur Hartmut Wagner