Mainz – Für seine „Zettelwirtschaft“ stand das Gutenbergmuseum seit Jahrzehnten in der Kritik. Diese Ära geht nun ihrem Ende entgegen. Museumsdirektorin Annette Ludwig stellte gemeinsam mit Kulturdezernentin Marianne Grosse die neue Beschriftung der Vitrinen vor.
Die Erläuterungen der Exponate erfolgen ähnlich wie zu Hause bei der Herdplatte, sagte Ludwig. Auf Piktogrammen in den Vitrinen werden die Ausstellungsstücke sukzessive auch in englischer Sprache erklärt. „Der Anfang ist gemacht, aber es bedarf noch vieler weiterer Schritte“, betonte die Direktorin. Bislang wurden etwa 10 Prozent der Vitrinen entsprechend ausgestatte
Das Museum bietet zudem acht neue Begleitblätter an, sechs davon in englischer Sprache, zwei in Deutsch. Sie kosten 50 Cent pro Stück und sollen später einmal auch als Mappe erhältlich sein, wenn alle Themen des Hauses auf diese Weise vorgestellt werden. Momentan gibt es 28 Begleitblätter, 14 auf deutsch und 14 auf englisch. Ludwig denkt daran, die Blätter auch in andere Sprachen übersetzen zu lassen. „Wir haben seit etwa fünf Monaten Fragebögen ausgelegt, bei denen wir auch die Herkunft der Besucher wissen wollen. Wenn sich herausstellt, dass viele Franzosen kommen, wäre dies eine Entscheidungshilfe.“ Die Gästeführer der Touristik Centrale bieten zudem Führungen in zwölf Sprachen an.
Beides, die Beschriftung der Vitrinen und die Präsentation der Begleitblätter, versteht Ludwig als Visitenkarten für das „Weltmuseum der Druckkunst“, dem bisweilen der Ruf eines Heimatmuseums anhaftete. Von diesem Image will Ludwig weg. „Wir wollen einen Parcours schaffen und Höhepunkte herausheben.“
Grosse schwärmte: „Die Wahrnehmung des Gutenbergmuseums wird sich auch bei den Mainzern ändern.“ Sie erinnerte an das Beleuchtungskonzept bei der Museumsnacht, das das Haus in anderem Licht darstellte. „Das war herausragend.“ Ludwig, die das Museum erst seit einem halben Jahr leitet, habe sehr viel bewegt. Das gelte insbesondere für das internationale Renommee. „Das ist eine Meisterleistung, wie Sie das in kurzer Zeit geleistet haben. Das Museum kommt in Riesenschritten voran.“ Die Aufbereitung des Hauses für Besucher verschiedenen Alters gehört laut Grosse zu den weiteren positiven Akzenten, die Ludwig gesetzt habe. Das Kinderkino mit Designerstühlen nannte die Dezernentin als Beispiel, das ihr besonders gut gefällt.
Das neue System ist weitgehend innerhalb des Hauses entwickelt worden, betonte Grosse. Lediglich 4000 Euro wurden zusätzlich ausgegeben. Unter anderem für die Übersetzung der Begleitblätter. Denn bei den vielen Fachausdrücken sei es wichtig, für Experten und Touristen verständlich zu formulieren. Übersetzerin Cosima Talhouni, die seit dem Gutenbergjahr 2000 hier auch sehr viel ehrenamtlich tätig war, nannte ein Beispiel: „Ein Stempel ist im Zusammenhang mit dem Drucken kein ,stamp', sondern ein ,punch'.“
Armin Thomas