Sonja und Sven Bley mit ihren Drillingen Ida, Hannah und Süske, sowie den Ärzten (von links) Dr. Edmondo Hammond, Dr. Christoph von Buch (beide Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach) und Professor Dr. Tsvetomir Loukanov, Universitätsklinikum Heidelberg.
Vor ein paar Tagen hätten Süske, Ida und Hannah zur Welt kommen sollen. Weil die Drillinge aber am 20. März im Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach nicht länger warten konnten, mussten die Eltern um das Leben ihrer Kinder bangen. Alle drei mussten am Herz operiert werden, alle drei an einem Abend. Medizinisch der kritischste Moment, für alle drei Mädchen stand es auf des Messers Schneide.
Der Abend des 8. April wird dem Team der Heidelberger Herzchirurgie in besonderer Erinnerung bleiben: Drei auf einen Streich, Operationen an den Herzen von drei Schwesterchen an einem Abend – selbst für den erfahren Kinderherzchirurgen Professor Dr. Tsvetomir Loukanov von der Sektion Kinderherzchirurgie am Uni-Klinikum Heidelberg sind diese kleinen Patientinnen etwas ganz Besonderes. Wenn in Heidelberg solche Hilferufe kommen, lautet die Frage normalerweise: „Wann und wie schnell kannst du zur OP kommen?“, erklärt die Heidelberger Klinik in einer Mitteilung Diesmal war die Frage: „Wie viele OPs schaffst du an einem Abend?“
Herzfehler bei Frühchen nicht ungewöhnlich
Süske, Ida und Hannah Bley waren in der 25. Schwangerschaftswoche per Notkaiserschnitt im Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach zur Welt gekommen. Süske („kleine Schwester“) ist die Kleinste, wiegt bei der Geburt 470 Gramm bei 29 Zentimetern und wird nicht mehr richtig versorgt, Ida wiegt 550 Gramm bei 29 Zentimetern und Hannah ist mit 580 Gramm bei 31 Zentimetern die Größte. Alle drei Mädchen haben einen Herzfehler, der bei Frühchen nicht untypisch ist, wie die Heidelberger Spezialisten erklären. Es bestehen noch Querverbindungen zwischen Körper- und Lungenkreislauf. Die Sorge ist groß – aber auch solche Momente, von denen die Mutter Sonja Bley aus Stromberg erzählt: „Als ich Süske zum ersten Mal gestreichelt habe, hat sie ihr Händchen gehoben, als wolle sie sagen ‚Mama, da bin ich, es ist alles okay“.
Am 8. April entscheiden sich Chefarzt Dr. Christoph von Buch und Oberarzt Dr. Edmondo Hammond in Bad Kreuznach, die Heidelberger Spezialisten um Hilfe zu bitten. Professor Loukanov soll mit seinem Heidelberger Team den Lungenblutkreislauf vom Köperblutkreislauf trennen. Überlebenswichtig für die weitere Entwicklung, der bei reif geborenen Babys von selbst abläuft.
Am Abend des 8. April 2014 operierte das Team der Heidelberger Herzchirurgie die Drillinge in Bad Kreuznach.
Bei Sonnenuntergang war das Team da, operiert insgesamt vier Stunden. “Ich arbeite seit über 20 Jahren als Chirurg und seit 2004 als Kinderherzchirurg in Heidelberg. Aber drei solcher Eingriffe an einem Abend und auch noch in einer Familie – das habe ich bislang noch nicht erlebt„, sagt Professor Loukanov. Den Eltern ist klar: Jede ihrer Töchter kann bei der Operation sterben. Loukanov heute: “Umso mehr freue ich mich mit der ganzen Familie und den Bad Kreuznacher Kollegen, dass sich die Mädchen so gut erholen.„
Drillinge nach fünf Monaten drei Kilo schwer
Die Mädchen sind stark, sie schaffen es. Süske musste zwar zwischenzeitlich wegen Problemen an den Augen in Mainz operiert werden, und alle sind noch immer im Krankenhaus, weil sie gemeinsam entlassen werden sollen. Aber: Sie bringen inzwischen dank der Betreuung in Bad Kreuznach jeweils über drei Kilogramm auf die Waage. Der Spezialist für Kinderherzen: “Einen Wunsch habe ich noch an die Eltern: Von der Einschulung der Drillinge möchte ich ein Foto haben." Und der Kreuznacher Chefarzt sagt: Dieser Weg war bisher sehr steinig. „Wenn ich die Drei heute sehe, weiß ich, warum ich mich für diesen Beruf entschieden habe.“
Etwa 300 Kinder werden pro Jahr am Herzen in Heidelberg operiert, Seit 2009 führen die Heidelberger Kinderherzchirurgen auch Operationen in Partnerkliniken der Region durch. Zu externen Operation fährt ein Team bestehend aus Herzchirurg, OP-Schwester und Assistenzarzt der Herzchirurgie Heidelberg in die anfordernde Klinik. Bislang operierten die Heidelberger Kinderherzchirurgen circa 80 Kinder in anderen Häusern. (law)