An jedem ersten Sonntag im Monat Vorführungen im Freilichtmuseum - Diesmal mit Drechseln, Flechten und Spinnen
Drechseln, Flechten und Spinnen: Altes Handwerk lockt zahlreiche Besucher ins Freilichtmuseum in Bad Sobernheim
Corona-konform gemeinsam an einem Tisch sitzen zu können, genossen die Besucher im Hof der Museumsgaststätte, wo der Essensstand von Michael Kurz am Handwerker- und Bauerntag wieder die Versorgung sicherstellt. Foto: Wilhelm Meyer
Wilhelm meyer

Bad Sobernheim. Das Freilichtmuseum in Bad Sobernheim hat auch im zweiten von Corona stark geprägten Jahr eine Tradition wieder aufgenommen: An jedem ersten Sonntag im Monat gibt es Vorführungen über Handwerk und Haushalt.

Abgesehen vom Bäckerhandwerk, dessen süße Ergebnisse Museumsbäcker Manfred Faber im Back- und Schulhaus Neuwied-Heddesdorf den Besuchern feilbot, konzentrierte sich das Geschehen zum Auftakt am vergangenen Sonntag in der Baugruppe Nahe-Hunsrück. Drei klassische Handwerke konnten die Besucher dort miterleben: Schalen drechseln, Körbe flechten und Fäden spinnen.

In der Drechslerei in der Scheune Daubach konnte man Holzwaren von Wolfgang Eisenbrandt auch erwerben. Manch Klassisches, vor allem für die Küche, war zu bestaunen, zum Beispiel das heute noch in fast jedem Haushalt vorhandene Nudelholz. Die Funktion von Schäufelchen und Mühlen musste jungen Menschen dagegen mitunter erklärt werden. Eisenbrandt tat das alles geduldig.

Einige Häuser weiter vor der Scheune Pferdsfeld zeigte Diethelm Stallmann, wie Körbe geflochten werden. Erstaunt waren manche Gäste, als sie erfuhren, wie solche Körbe über Jahrzehnte in Gebrauch waren und noch sind. Stallmann berichtete, dass es gut 400 unterschiedliche Flechtweiden mit eigenen Verwendungen gebe. Unschlagbar seien die Naturprodukte in ihrer Nachhaltigkeit. Und wenn sie dann wirklich irgendwann ihre Funktion eingebüßt hätten, könne man sie immer noch bedenkenlos verfeuern.

Einblick in vergangene Zeiten

Manuela Späth hatte sich mit ihrem Spinnrad ins Gehöft Weinsheim zurückgezogen. Das Gebäude steht für historische Textilien. Ihre Produkte stehen bezüglich der Nachhaltigkeit den Korb- und Holzarbeiten nicht nach. So muss in Vielem der Blick in die handwerkliche Vergangenheit nicht allein ein Zurück bedeuten. Manches, das helfen könnte, uns aus der Zeit des Plastiks zu retten, gab es schon. Blicke ins alte Handwerk bieten fast alle Stationen im Museum. In enger Nachbarschaft zur Scheune Pferdsfeld steht die Schmiede Alterkülz, und unten im Tal – ebenfalls aus Alterkülz – die Wassermühle. Auch ohne Schmied und Müller ist dort einiges zu erfahren. In fast allen Häusern, aber auch im Außenbereich ist die Arbeit der Menschen in Haushalt, Handwerk und Landwirtschaft ablesbar. Die Felder mit ihren klassischen Früchten, Kartoffeln und Getreide in der Baugruppe Pfalz-Rheinhessen oder neben dem Kräutergarten direkt hinter dem Eingang dem Dreschschuppen gegenüber fanden vor allem bei Gärtnern großes Interesse. Die Glanrinder, die heute im Museum ein angenehmes Leben genießen, machten ehedem die schwere Arbeit auf dem Feld, zogen den Karren und gaben zudem noch Milch und Fleisch.

Wer einen Umweg über den seit Beginn des Jahres von der Landjugend Nahe um ihre Schriftführerin und ehemalige Weinkönigin Laura Weber tadellos in Schuss gehaltenen Weinberg zum Lehrbienenstand machte, fand an diesem Tag zwar keinen Imker vor. Es lohnte sich aber auch so. Denn auch dort wurde gearbeitet. Beeindruckend machten nämlich die Bienen ihrem sprichwörtlichen Fleiß alle Ehre.

Erholung am naturnahen Spielplatz

Vor allem jedoch genossen die Besucher ihre im Freien wieder geschenkte Freiheit, in begrenzter Zahl Corona-konform gemeinsam an einem Tisch sitzen zu dürfen. Die im Hof der Museumsgaststätte aufgestellten Tische und Bänke wurden fleißig genutzt. Am Verkaufsstand gab es Essen und Getränke. Mit dem naturnahen Kinderspielplatz gleich daneben bleibt das Haus Niederbreisig zentraler Ort für Kinder und Erwachsene. Manch einer hatte sich nebenan bei Manfred Faber schon mit Brötchen und Zimtkuchen eingedeckt, doch gab es neben den Getränken an einem Stand auch Crêpes.

„Gut“, meinte Margot Gras, die am Tag die Kasse betreute, zum Zuspruch der Besucher. Die Kennzeichen der Autos auf den Parkplätzen bestätigten das. Bemerkenswert war vor allem die breite Streuung. Von weit über Rheinland-Pfalz hinaus waren Menschen ins Nachtigallental gekommen.

Von unserem Mitarbeiter Wilhelm Meyer