Koblenz
Doppelmord von Horchheim: Polizei nimmt Schwiegertochter fest

Waltraud und Heinrich Schemmer: Die beiden Koblenzer Rentner wurden im Juli 2011 in ihrem Haus in Horchheim getötet. Jetzt wurde ihre Schwiegertochter festgenommen.

Polizei Koblenz

Koblenz - Durchbruch im Fall des Doppelmords von Koblenz-Horchheim: Die Polizei hat die 45-jährige Schwiegertochter des im Juli 2011 ermordeten Ehepaars Schemmer festgenommen. Ihr wird vorgeworfen, ihre Schwiegereltern mit einem Messer erstochen zu haben; Motiv: Habgier.

Koblenz – So hat sich nach Erkenntnissen der Koblenzer Kripo der Doppelmord von Koblenz-Horchheim im Juli 2011 abgespielt: Die Schwiegertochter setzt sich allein ins Auto, fährt gut 350 Kilometer vom Emsland nach Koblenz, schließt mit ihrem Schlüssel das Wohnhaus ihrer Schwiegereltern in Horchheim auf – und ersticht zuerst ihren 75-jährigen Schwiegervater mit einem Messer, dann tötet sie auf dieselbe bestialische Weise dessen 68-jährige Ehefrau, ihre Schwiegermutter. Danach fährt sie wieder nach Hause.

Es ist der lang ersehnte Durchbruch, den die Staatsanwaltschaft Koblenz am Donnerstagnachmittag bekannt geben kann: Die 45-jährige Frau, die mit dem Sohn der bekannten Koblenzer Kaufleute Waltraud und Heinrich Schemmer verheiratet ist, wurde festgenommen. Die Ermittlungsrichterin am Amtsgericht Koblenz hat Haftbefehl erlassen – wegen Mordes. Die Schwiegertochter bestreitet die Tat, sowohl in ihrer ersten Vernehmung durch Beamte der Polizei, als auch bei ihrer Vorführung bei der Ermittlungsrichterin. Sie sitzt jetzt in Untersuchungshaft.

Nach Bekanntwerden der Verhaftung bleiben noch viele Fragen offen – Ermittler und Staatsanwaltschaft schweigen vorerst. „Die Auswertung weiterer, anlässlich der Wohnungsdurchsuchung sichergestellter Beweismittel, dauert an“, heißt es wortkarg in der ersten Erklärung. Als Tatmotiv wird Habgier angenommen: Nach den bisherigen Ermittlungen wollte die Frau wohl an das „nicht unerhebliche Vermögen“ der Schwiegereltern herankommen.

Welche Rolle der Sohn der Schemmers in dem Ganzen spielt, ob er vom Plan seiner Ehefrau wusste – noch ist vieles unklar. Aus der Sonderkommission „Schlüssel“, die seit Juli 2011 mit Hochdruck an der Auflösung des Falls arbeitet, heißt es nur, dass beizeiten mehr berichtet werden soll. Vorerst sollen die weiteren Ermittlungen nicht gefährdet werden.

Die Tat ist ungeheuerlich – und sie gab den Ermittlern viele Rätsel auf. Wie konnte der Täter oder die Täterin in das Haus gelangen, ohne dass es Einbruchsspuren gab? Kannten die Schemmers ihren Mörder? Wer konnte es auf das Ehepaar, das lange ein Lebensmittelgeschäft in der Koblenzer Altstadt geführt hatte und nun den Ruhestand genießen wollte, abgesehen haben?

Bei der Mörderjagd griffen die Beamten nach jedem Strohhalm – mehrfach waren sogenannte Mantrailer-Hunde im Einsatz, um winzigste Spuren vom Tatort weiterzuverfolgen. Diese Spuren führten gen Norden, Richtung Köln, weiter nach Oberhausen. Ob es letztlich diese Spuren waren, die zur Festnahme der Schwiegertochter oder zumindest auf deren Fährte führten, ist noch nicht bekannt.

Vor gut einem Monat dann die nächste öffentlichkeitswirksame Maßnahme: Der Doppelmord wurde in der ZDF-Fahndungssendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ vorgestellt. Der dafür gedrehte Filmbeitrag gab viele Einblicke in die bisherigen Ermittlungsergebnisse: Die Fahnder hatten den Tatablauf detailliert nachgezeichnet.

Kriminalhauptkommissar Jürgen Johnen, der die Soko „Schlüssel“ leitet, war zu Gast im Studio – von einem familiären Zusammenhang war mit keinem Wort die Rede, auch wenn nach heutigem Kenntnisstand die Ermittlungen wahrscheinlich schon damals in diese Richtung gelaufen sind.

Sohn und Schwiegertochter waren es auch, die die Leichen der beiden Rentner fanden – als sie am Samstag nach der Tat zum angekündigten „Überraschungsbesuch“ nach Horchheim kamen. Wie im „Aktenzeichen XY“-Beitrag zu sehen war, schickten sie nach der Ankunft am Haus ihre Töchter zunächst los, um eine Runde mit dem Hund zu drehen. Das Haus betraten sie zunächst allein.

Wenige Tage später nahmen beide an einem Trauergottesdienst in der Liebfrauenkirche teil.

Von unserem Redakteur Tim Kosmetschke