Dieter Mallmann hat sich ein großes Ziel vorgenommen: „Deutscher Meister der Herzen“ zu werden. Dabei hatte er sich es eigentlich ganz anders vorgestellt, er wollte reell Deutscher Meister werden, im Marathon, in seiner Altersklasse. Wer Mallmann kennt, der weiß, dass dieser Gedanke nicht allzu absurd war.
Geplant hatte der 59-Jährige, am 18. April zum Titel zu laufen. Bei der Deutschen Marathonmeisterschaft in Hannover. Schon 2020 wollte er in Hannover bei der DM mitrennen, doch die fiel wegen der Corona-Pandemie aus. „Genauso ist es auch dieses Jahr“, sagt Mallmann. Und mit der Veranstaltung in Niedersachsen fällt erneut die DM ins Wasser, denn es gibt bis dato keine Ersatzmeisterschaft im Herbst. Für Mallmann ist dies doppelt bitter.
Seit Monaten wartet der Pfalzfelder auf einen Wettkampf. Seine Form ist so gut, dass er sich Chancen ausgerechnet hätte, zum Titel in seiner Altersklasse zu laufen. Denn in diesem Jahr wird der Pfalzfelder 60 Jahre – und dürfte damit erstmals in der M 60 mitlaufen. Zwar erklärte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nach der Absage für Hannover, dass derzeit Alternativen für eine Austragung der DM geprüft würden, aber noch gibt es keine Perspektive. Vielleicht kommt erneut Düsseldorf ins Spiel, wo 2019 die DM ausgerichtet wurde. Denn der dort fürs Frühjahr geplante Marathon wurde in den Oktober verschoben.
2019 rannte der Deutsche Meister Bernd Nedderhoff aus Lübbecke in Düsseldorf in der M 60 als Deutscher Meister 2:49:41 Stunden und hatte fünf Minuten Vorsprung auf Platz zwei. 2020 gab es dann keine DM, und für Dieter Mallmann fielen die avisierten Starts im Marathon sowie im Ironman-70.3-Triathlon über 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen aus. Wie Zigtausende andere ambitionierte Amateursportler musste er den Verzicht lernen. Nicht weil das Training nicht passte oder Verletzungen einen Strich durch seine Rechnungen machten, mit diesen beiden Hindernissen hatte der Pfalzfelder in all den Jahren als Sportler kaum Probleme. Die Corona-Pandemie sorgte für eine ganz neue Herausforderung: nicht starten zu dürfen. Mallmann blieb auch ohne Wettkämpfe motiviert und trainierte eifrig. Er hat sich in den vergangenen Jahren neben dem Engagement für den Ambulanten Pflegedienst, den er mit seiner Familie betreibt, gewisse Freiräume geschaffen, um seiner Leidenschaft möglichst viel Zeit zu widmen. Ob kraulend im Werlauer Freibad, mit dem Triathlon- oder Rennrad auf dem Schinderhannes-Radweg oder laufend rund um Pfalzfeld oder im Emmelshausener Stadion: Mallmann ist irgendwie immer draußen und im Training. Vor allem macht er dabei immer eines: lächeln.
Auch in der gegenwärtigen Situation, in der andere die Faulheit pflegen und diverse Ausreden finden, weshalb sie gerade nicht trainieren, bleibt Mallmann am Drücker. „Ich bin froh, dass ich gesund bin“, sagt er. Und gesund heißt in diesem Fall: viel Training. „Für den Marathon bin ich rund 100 Kilometer pro Woche gelaufen“, erzählt er. Das hatte er sich vorgenommen für die Vorbereitung auf die DM in Hannover, das hat er auch beibehalten, als die Meisterschaft gestrichen wurde. „Mir fehlt das Schwimmen als Ausgleich, das merke ich schon“, sagt er, „aber ich kann nicht meckern.“ In den vergangenen Wochen hat sich der Pfalzfelder getestet für seine ganz private Deutsche Meisterschaft. „Die Intervalle haben gut geklappt“, sagt er. Dazu gab es regelmäßig lange Läufe um und über 30 Kilometer. Allein, konzentriert, gleichmäßig. „Ich bin in einer guten Form.“ Anfang des Jahres lief Mallmann auf dem Radweg zwischen Emmelshausen und Simmern einen Halbmarathon als Test, zuletzt 25 Kilometer in 100 Minuten. Das Tempo für einen 2:48er-Marathon wäre da.
Fehlt nur der Wettkampf. Und den hat sich Mallmann selbst organisiert. Er will am Sonntag, 25. April, in Emmelshausen an den Start gehen – bei „seiner“ DM. Auf der Strecke des Hunsrück-Marathons. Das Ziel: Die 42,195 Kilometer bis Simmern in 2:50 Stunden oder drunter rennen. Und Deutscher Meister der Herzen werden.