Montabaur-Horressen
Die tatsächliche Arbeit auf einer Ranch simuliert

Sonja Elmers auf dem Wallach Finally Back N Black beim Trail auf der Reitanlage in Horressen. Foto: Tom Neumann

Tom Neumann

Montabaur-Horressen – Wenn es staubt, ist es Reining: Beim Westernreiten kann man Ross und Reiter völlig entspannt, aber auch ziemlich spektakulär erleben. Beim Reining etwa sind schnelle Wendungen und spektakuläre Stops zu sehen, beim Trail hingegen werden die Prüfungen im Parcours mit Ruhe und Bedacht ausgeführt. An vier Tagen zeigten die Teilnehmer auf der Anlage des RV Montabaur-Horressen die unterschiedlichsten Disziplinen des Westernreitens. In manchen Leistungsklassen konnte man sich mit einem guten Ergebnis gar für die deutschen Meisterschaften qualifizieren.

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Montabaur-Horressen – Wenn es staubt, ist es Reining: Beim Westernreiten kann man Ross und Reiter völlig entspannt, aber auch ziemlich spektakulär erleben. Beim Reining etwa sind schnelle Wendungen und spektakuläre Stops zu sehen, beim Trail hingegen werden die Prüfungen im Parcours mit Ruhe und Bedacht ausgeführt. An vier Tagen zeigten die Teilnehmer auf der Anlage des RV Montabaur-Horressen die unterschiedlichsten Disziplinen des Westernreitens. In manchen Leistungsklassen konnte man sich mit einem guten Ergebnis gar für die deutschen Meisterschaften qualifizieren.

Sonja Elmers löst knifflige Aufgabe

Die Aufgabe ist knifflig. Die Rinder dürfen die Weide nicht verlassen. Sonja Elmers und ihr Pferd wollen aber genau auf jene Weide, zu der nur dieses eine Gatter führt. Im Sattel sitzend öffnet die Reiterin das Tor. Ihr Pferd stellt sie dabei quer vor das sich öffnende Gatter, damit kein Rind an ihnen vorbei die Weide verlassen kann. Der Wallach „Finally Back N Black“ strahlt Ruhe aus, setzt die kleinen Kommandos von Elmers perfekt um. Wenige Momente später: Ross und Reiter sind auf der Weide, das Gatter wird wieder geschlossen, die Aufgabe ist gelöst. So wäre das, wenn die Westerwälderin und ihr Pferd tatsächlich auf einer Ranch arbeiten würden. Beim Westernreiten in Horressen ist dies nur eine von zahlreichen Aufgaben während des sogenannten Trails. Das Gatter steht mitten im Parcours, links und rechts fehlt der Zaun, dahinter stehen auch keine Rinder – aber wie alle Disziplinen, so simuliert auch Trail die tatsächliche Arbeit auf einer Ranch.

„Es geht beim Westernreiten um die Harmonie zwischen Pferd und Reiter“, sagt Daniel Schardt von „Wisser Quarterhorses“ aus Niedersayn. Bereits zum vierten Mal ist man auf der Anlage des RV Montabaur-Horressen zu Gast. Doch so groß war das Turnier noch nie. Rund 250 Nennungen, etwa 1000 Starts – und das alles nicht mehr an drei, sondern erstmals an vier Tagen. „Wir sind aufgestiegen in den elitären Kreis der größeren Veranstaltungen in Deutschland“, sagt Schardt. Bestes Indiz dafür: „Wir dürfen uns unseren Turniertermin mittlerweile selbst aussuchen, bekommen ihn nicht mehr vorgeschrieben.“ Dass man obendrein in zahlreichen Leistungsklassen und Disziplinen Qualifikationsturnier zu den deutschen Meisterschaften im September in Kreuth ist, unterstreicht die Wertigkeit der Wettkämpfe in Horressen.

„Die Disziplinen sind alle angelehnt an die tatsächliche Arbeit auf einer Ranch“, erklärt Schardt. „Die Herangehensweise bei der Ausbildung der Pferde ist dabei eine andere. In den ersten Monaten werden die Pferde zunächst vom Boden aus ausgebildet, es sitzt also kein Reiter auf dem Pferd. So werden die Grundlagen gelegt.“ Was auffällt: Die Pferde wirken alle sehr ruhig, fast gemächlich. „Das stimmt“, sagt Schardt. „Dass ein Pferd mal rumtänzelt oder aufsteigt, sieht man bei uns fast nie. Das liegt an der Ruhe, die bereits in der Ausbildung vermittelt wird.“

Der Steward hat alle im Blick

Beim Turnier stehen zudem alle unter besonderer Beobachtung, Veranstalter wie Teilnehmer. „Neben den zwei Richtern im Parcours gibt es auch einen Turniersteward, der sich ausschließlich das Drumherum anschaut. Die Arbeit auf dem Abreiteplatz, der Umgang mit dem Pferd, die Stallungen – stört den Steward etwas am Umgang mit dem Pferd, dann kann das bis zum Ausschluss vom Turnier bestraft werden. Deshalb ist bei uns auch alles so easy und entspannt.“

Diese Ruhe strahlt auch die 20-jährige Sonja Elmers aus, die seit acht Jahren im Westernreiten aktiv ist. Ihren Wallach „Finally Back N Black“ aus den USA hatte sie im Vorjahr gekauft. „Ungesehen. Ich kannte das Pferd nur vom Video.“ Das Turnier in Horressen ist das dritte gemeinsame. Elmers war schon mehrfach Landesmeisterin und bei der deutschen Meisterschaft am Start, da aber noch mit anderen Pferden. Durch einen Zufall wurde sie auf die Arbeit der Pferdewirtin Heike Wisser-Schardt aufmerksam, die seit zwei Jahrzehnten mit „Wisser Quarterhorse“ aktiv ist. „Mich fasziniert beim Westernreiten die Entspanntheit und die Lockerheit. Man muss ein Team sein mit seinem Pferd.“

Für die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft braucht es mindestens zwei Platzierungen und die entsprechend guten Noten. Auch wenn Elmers direkt nach der Prüfung eigentlich zufrieden war: Platz vier mit einer Wertung von 7,05 war durchaus noch ausbaufähig. „Die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft bleibt unser Ziel.“

Für Emanuel Ernst ist die quasi Pflichtaufgabe. Der gebürtige Kölner war schon Deutscher Meister im Reining (2007) und in Horressen mit zahlreichen Pferden am Start – etwa mit dem vierjährigen Wallach Gallo Hungaro (Junior Reining). Eine Wertung von 69,5 machte Ross und Reiter froh. „Damit bin ich absolut zufrieden“, sagte Ernst. „Das sollte für die Qualifikation zur DM reichen. Das Turnier hier in Horressen ist sehr professionell aufgezogen. Es macht Spaß, hier an den Start zu gehen – auch wenn es ziemlich heiß ist.“

Von unserem Mitarbeiter

Tom Neumann