Erst zehn Jahre ist Nico Spindler jung. Doch sein Talent ist unverkennbar. „Das Kartfahren macht einfach großen Spaß“, sagt der Youngster, der in einem bis zu 90 Stundenkilometer schnellen Sportgerät über die Kurse düst. Geweckt wurde die Leidenschaft beim MSC Nahetal im Kart-Slalom. Doch schnell entdeckte Nico Spindler, dass ihm die Rennen auf der Rundstrecke mehr liegen. Zum Leidwesen der Mutter. „Ich sterbe jedes mal tausend Tode“, sagt Anouk Spindler. Sie und ihr Mann Harald sind immer dabei. „Ohne die familiäre Unterstützung würde es gar nicht gehen“, erklärt der Vater. Die Spindlers bilden ein kleines, aber feines Privatteam. Reparaturen oder das optimale Einstellen des Sportgeräts übernimmt der Vater, ein gelernter Betriebsschlosser, selbst. „Kleine Veränderungen wie ein größeres Ritzel haben große Wirkung“, berichtet der Vater.
Nico Spindler beteiligt sich an mehreren Serien. So wurde er beispielsweise Dritter in einer sechsteiligen Veranstaltung auf der Kartbahn in Kerpen, die von Ralf Schumacher betrieben wird und auf der Sebastian Vettel seine Karriere startete. Den dritten Platz holte sich Nico auch in einer bundesweiten Serie. In der Klasse Rok-Bambini war er dabei auf das Podium abonniert, beendete sämtliche Rennen unter den ersten drei Fahrern. Damit sicherte er sich auch eines der drei deutschen Tickets für das Weltfinale.
Auf dem Weg nach Italien machen die Spindlers aber noch in Wackersdorf Station. Dort findet das Bundesfinale statt. „Ich möchte bei beiden Rennen unter die ersten zehn kommen“, sagt der kleine Rennfahrer. „National traue ich ihm das zu. In Italien wird das aber schwierig. Wir müssen mal abwarten, was uns dort erwartet. Wir sind schließlich noch nie bei einem Weltfinale gewesen“, sagt Harald Spindler und ergänzt: „Wir müssen schon am Dienstag anreisen. Das ist ein Riesen-Ding. Da musst du als Kartfahrer einfach mal dabei gewesen sein.“ Ein Blick in die Starterliste verrät: Neben starker europäischer Konkurrenz haben auch Kartpiloten aus Australien und den USA gemeldet.
Alicia Spindler hätte sich aufgrund ihrer Leistungen ebenfalls für das Bundesfinale qualifiziert, doch ihre Klasse ist dort nicht ausgeschrieben worden. Deshalb muss sie in Wackersdorf noch zuschauen, ehe sie am Gardasee wieder ins Kart steigt. Alicia Spindler betreibt den Sport erst seit April intensiv. Sie war an den Strecken immer dabei, wenn ihr Bruder sich hinter das Steuer setzte. Eines Tages ging sie in einem Leihkart selbst an den Start und war direkt Feuer und Flamme für den Sport. „Vor allem die ersten Runden sind ein besonderer Kick“, erklärt die 13-Jährige. Sie ist in der Juniorklasse mit einem leistungsstärkeren Kart, das bis zu 110 Stundenkilometer schnell ist, aktiv und tritt gegen Jungs an, eine eigene Klasse für Mädchen gibt es nicht. „Mädchen sind im Kartsport nur ganz wenige anzutreffen“, erklärt Anouk Spindler und lobt: „Es ist schon sehr bemerkenswert, was die Kinder dabei leisten. Von der Psyche her, aber auch, was für eine Kraft sie aufwenden müssen. Solch ein Kart hat schließlich keine Servolenkung.“ Ihre Tochter verkauft sich als Späteinsteigerin glänzend, wurde auf Anhieb Siebte in einer bundesweiten Klasse, in Kerpen sprang Rang zwei heraus. Die Spindlers bewarben sich daraufhin bei den italienischen Veranstaltern um eine Wildcard, und Alicia wurde als eine von nur vier Deutschen berücksichtigt.
Sie darf sich somit ebenfalls beim Weltfinale versuchen, hat dort aber moderatere Ziele als ihr Bruder, peilt die ersten 20 an. Die beiden müssen für Trainingseinheiten weit reisen, eine adäquate Strecke gibt es in der Nähe nicht. „Die Reisen, die Karts, das Equipment. Machen wir uns nichts vor. Das ist ein sehr kostenintensiver Sport“, sagt Harald Spindler. Die Familie würde sich deshalb über den Einstieg von Sponsoren freuen. Werbeflächen an Karts und Rennanzügen sind noch frei. Doch zunächst geht der Blick gen Italien, und vielleicht machen die Spindlers ja beim Weltfinale weiter auf sich aufmerksam.