Mainz – Heiß ersehnt ist der Moment des Auszugs bei den meisten Erstsemestern. Endlich raus bei Mama und Papa, endlich das Lieblingsbier in rauen Mengen kaufen, endlich nur im allerschlimmsten Falle putzen, endlich feiern bis der Arzt kommt. Oder der Nachbar. Denn da fängt das Problem an: Klar gewinnt man irgendwie Freiheit dazu, aber die heißt auch Verantwortung: Wie finde ich eine Wohnung, wie gehe ich mit WG-Partnern um, wie komme ich an den besten Telefonanschluss und wie organisiere ich billig den Umzug?
In fast allen Gebäuden auf dem Campus gibt es schwarze Bretter, an denen sich die Wohnungsanzeigen nur so häufen, zum Beispiel im Erdgeschoss des Philosophicums. Die Wohnungsanzeigen in der Zeitung erscheinen immer samstags. Wer von weiter weg kommt, sucht im Internet. Unter www.wg-gesucht.de und www.studenten-wg.de kann man gezielt nach WGs und Wohnungen in Mainz suchen.
Besonders beliebt bei Studenten ist die Mainzer Neustadt. Man ist schnell an der Uni, schnell im Zentrum und es gibt viele schöne Cafés und Bars. Die Altstadt rund um den Dom und die Innenstadt sind ähnlich beliebt, vor allem wegen der Nähe zum Rhein. Wer es lieber ruhiger mag, zieht in die auch zentrale aber schön grüne Oberstadt. Aus Hechtsheim und Weisenau dauert es ca. 30 Minuten bis zur Uni. In Bretzenheim und im Münchfeld ist die in fünf bis zehn Minuten zu erreichen, dafür dauert es länger in die Stadt.
Man sollte sich überlegen, wie man von der Wohnung zur Uni kommen kann, ob sie mit Fahrrad, Bus oder Straßenbahn erreichbar ist. Kurz: Jeder Stadtteil hat Vor- und Nachteile und bei der Wohnungssuche sollte man sich darüber im Klaren sein, was einem besonders wichtig ist: Nähe oder Ruhe.
Hier gilt: schön entspannt bleiben. Viele Besichtigungstermine in Wohngemeinschaften gleichen Castingshows nach dem Motto „WG sucht den Super-Mitbewohner“. Oft „kämpfen“ zwischen 15 und 20 Leute um ein Zimmer. Mitbringsel in Form von Wein und so weiter werden aber eher als Schleimerei oder Bestechung angesehen. Also lieber ganz natürlich bleiben und hoffen, dass es mit den potenziellen Mitbewohnern einfach passt. Und falls nicht: Auf keinen Fall entmutigen lassen. Bei so vielen Konkurrenten ist es eben schwer und beim nächsten Mal ist bestimmt die Traum-WG dabei.
Übrigens eignen sich auch soziale Netzwerke wie www.studivz.de oder www.facebook.com zur Wohnungssuche. Einfach bei der Suchoption für Gruppen die Stichwörter „Mainz“ und „WG“ eingeben.
In Mainz gibt es außerdem acht verschiedene Wohnheime vom Studentenwerk, zum Beispiel in Hechtsheim, Weisenau und auch direkt auf dem Campus. Das neueste ist das „K3“, das an das FH-Gelände grenzt. Eine Liste aller Wohnheime und ein Antragsformular gibt es auf www.studenten-werk.de. Hier findet man auch einen Link zu anderen Wohnheimen privater Träger. Die Nachfrage nach Wohnheimzimmern ist allerdings groß, die Wartelisten sind lang, also möglichst früh bewerben oder von vornherein Alternativen angehen.
Wer alleine wohnen möchte, nimmt zur Besichtigung der Wohnung am besten jemanden mit, der sich auskennt, zum Beispiel die Eltern. Auf diese Sachen sollte man achten: Gibt es einen Anschluss für Waschmaschine, Telefon und Internet? Sind die Fenster doppelt verglast, also ist die Wohnung gut isoliert? Gibt es Unterstellmöglichkeiten für ein Fahrrad? Wie wird geheizt? Ist die Wohnung hellhörig? Wie hellhörig die Wohnung tatsächlich ist, merkt man leider oft erst, wenn die Drittklässlerin aus dem Stockwerk oben drüber zur Blockflöte greift. Wer im Sommer gern bei offenem Fenster schläft, öffnet diese bei der Besichtigung am besten mal und guckt, wie laut der Verkehrslärm ist (besonders an großen Straßen).
Auf jeden Fall sollte mit dem Vermieter ein Übergabeprotokoll erstellt werden. Darin wird festgehalten, welche Mängel es in der Wohnung oder dem Zimmer gibt (zum Beispiel Flecken an der Wand oder dem Boden). Auch die Stände von Strom-, Wasser-, und Gaszählern werden darin festgehalten. So gibt es beim Auszug keine „Das-war-aber schon-so-Diskussionen“. Einen genauen Blick lohnt es sich auch auf den Mietvertrag zu werfen. Darin ist vereinbart, ob beim Einzug oder Auszug gestrichen werden muss. Bei allen Fragen rund um die eigenen Rechte als Mieter hilft die Homepage www.mieterbund.de.
Ist die Traumwohnung oder WG in Mainz gefunden steht als nächstes der Umzug an. Aber wie kommen die Sachen von A nach B? Wichtigste Helfer: Freunde und Eltern, die bereitwillig Kisten schleppen und Schränke aufbauen. Belegte Brötchen sorgen dafür, dass keiner schlapp macht und auch noch die Waschmaschine in den 5. Stock (ohne Aufzug) kommt. Die Umzugskisten am besten schon mit den Räumen beschriften, in denen sie später landen sollen (also Bad, Küche, und so weiter). Das erspart unnötiges Hin- und Herschleppen.
Und vor dem Umzug ruhig mal bei Verwandten und Bekannten nachfragen. Viele haben noch altes Besteck, Geschirr oder sogar Möbel im Keller stehen. So kann man sich fürs Erste einen Hausstand zusammenstellen, der zwar bunt zusammengewürfelt aber auf jeden Fall günstig ist. Wer an eine viel befahrene Straße zieht, sollte bei der Stadt nachfragen, wo während dem Umzug geparkt werden kann und ob man eventuell dafür Parkplätze reservieren kann.
Das Studentenwerk in Mainz vermietet übrigens unter anderem für Umzüge preiswert vier Busse und drei Transporter. Die Transporter sind immer früh ausgebucht, deshalb rechtzeitig planen, wenn das Umzugsdatum feststeht. Mehr Informationen unter www.studentenwerk-mainz.de.
Wenn sich dann die Kartons im neuen Zimmer stapeln, ist der Umzug geschafft. Putzutensilien, Glühbirnen, etwas zu Essen und eine Decke zum Schlafen sollten so eingepackt werden, dass man schnell drankommt. Und nicht vergessen: Was man in der ersten Nacht in der neuen Wohnung träumt, wird wahr.
Schon das Namensschild am Briefkasten und an der Klingel ausgetauscht? Dann herzlich Willkommen in Mainz! Um auch offiziell Mainzer zu werden, steht jetzt noch ein Besuch beim Bürgeramt in der Kaiserstraße 3-5 an. Hier kann man sich ummelden und auch Anwohnerparkausweise beantragen. Damit die Post den Weg in die neue Wohnung findet, sollte auch der Bank, der Versicherung und dem Handyanbieter die Adressänderung mitgeteilt werden. Wer Abos von Zeitungen oder Zeitschriften hat, muss auch hier Bescheid geben. Die Post bietet speziell für die erste Zeit nach dem Umzug einen Nachsendeservice für sechs Monate an, Kosten: 15,20 Euro.
Ein Internetanschluss wird in den Wohnheimen bereitgestellt, die meisten WGs richten sich eine Flatrate für Internet und Telefon ein. Das ist meistens praktischer und der Betrag kann durch alle Mitbewohner geteilt werden. Die Seite www.verivox.de bietet – geprüft von Stiftung Warentest – einen Vergleich von Flatrateanbietern. Hier können übrigens auch Gas- und Stromanbieter verglichen werden.
Damit man bei der nächsten Party die Nachbarn auf seiner Seite hat, kann man nach dem Einzug durchs Haus gehen, und sich nett und höflich vorstellen. So lernt man die anderen Mieter kennen, die vielleicht mal mit Werkzeug aushelfen oder Blumen in den Ferien gießen können. Selbstgemachter Kuchen ist als Bestechung erlaubt. Wenn dann wirklich eine Party ansteht, am besten einen Aushang im Treppenhaus machen und die Nachbarn auf jeden Fall mit einladen. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass Polizei und Ordnungsamt wegen Ruhestörung vor der Tür stehen und die Party vorzeitig beendet.
Kopfüber ins Studentenleben
Die Billy-Regale sind aufgebaut, das Zimmer ist schön eingerichtet und der Küchenschrank mit Lebensmitteln gefüllt. Damit alles gut funktioniert und die Wohnung nicht unter einer Staubschicht verschwindet, empfiehlt sich für WGs ein Putzplan – besonders für Bad und Küche. Und wer nicht putzt, muss in die Gemeinschaftskasse zahlen. Mit dem gesammelten Geld kann man dann zum Beispiel die nächste WG-Party feiern.
Ob zusammen oder getrennt eingekauft wird, ist Geschmackssache. Sachen, die jeder benutzt, wie Öl, Salz, Toilettenpapier und Putzmittel, können aus der Gemeinschaftskasse bezahlt werden. Beim Einzug zahlt zum Beispiel jeder 10 Euro in die Kasse und daraus kann Geld für gemeinsame Einkäufe genommen werden. So fühlt sich keiner benachteiligt.
Beim Zusammenleben in der WG ist Rücksichtnehmen das A und O. In der Lernphase des Mitbewohners besser auch die Musik runterschalten. Als Faustregel gilt: Man verhält sich so, wie man auch behandelt werden will. Dann klappt das Zusammenleben und das neue Heim wird auch schnell zu einem neuen Zuhause.
Saskia Lexen