Mainz – Im Frühjahr 2013 beginnt am Bahnhof Römisches Theater der Bau des von Stadt und Land lange ersehnten Archäologischen Zentrums. 2016 soll das Römisch-Germanische Zentralmuseum aus dem Kurfürstlichen Schloss in den Neubau umziehen.
Das gaben Finanzminister Carsten Kühl, Oberbürgermeister Michael Ebling und Falko Daim, der Generaldirektor des Römisch-Germanischen Zentralmuseum (RGZM), bekannt.
Das RGZM, das momentan im Kurfürstlichen Schloss zu Hause ist und dort auf sehr beengtem Terrain arbeiten muss, erhält einen Anteil von Dreiviertel in dem Gesamtkomplex, der allerdings erst in einem zweiten Bauabschnitt ab dem Jahr 2016 vollendet werden soll. Bis dahin soll das RGZM sein neues Zuhause an der Neutorstraße bezogen haben.
Die zweite Neuigkeit: Das Hauptgebäude der Neutorschule wird erhalten. Die ehemalige Mädchenschule sollte laut ursprünglichen Plänen abgerissen werden. Doch diese wurden voriges Jahr im Juli aufgegeben, als sich die Umsetzung des Gesamtprojekts in einem Zug als zu teuer erwies und es auch Bürgerproteste dagegen gab. Stattdessen wurde beschlossen, dass das RGZM in einem ersten Bauabschnitt eine neue Bleibe in unmittelbarer Nachbarschaft zum Museum für antike Schifffahrt erhält und die Flächen für Landesmuseum und Landesarchäologie später folgen sollen.
Das am Bahndamm gelegene Hautgebäude der Neutorschule wird in der Phase des ersten Bauabschnitts zum Info-Point hergerichtet, in dem auch die Baubüros untergebracht werden. Abgerissen wird die marode Gebäudereihe der ehemaligen Neutorschule unmittelbar an der Neutorstraße.
Museumsviertel wird Stadteingang aufwerten
Kühl und Ebling sehen in dem neuen Komplex eine deutliche Aufwertung des südlichen Stadteingangs, zumal durch den Abriss der vorderen Gebäude ein Innenhof entsteht, der zur Attraktivität des Ensembles wesentlich beitragen soll. Beide sind überzeugt, dass der Tourismus in Mainz eine enorme Belebung durch das neue Zentrum bekommen wird: „Viele Menschen werden die Landeshauptstadt besuchen, um sich das Archäologische Zentrum anzuschauen“, sagte Kühl. Und Ebling sprach von einer „neuen Tourismusmeile“, die in Nachbarschaft zum Römischen Theater entstehe. Mit Café und Bistro, mit modernen Ausstellungsflächen und einem Vortragssaal, „in dem auch abends die Post abgehen wird“, versprach RGZM-Generaldirektor Daim.
Neues Römisches-Germanisches Zentralmuseum für 41 Millionen Euro
Insgesamt investieren das Land, der Bund und die Stadt Mainz 41 Millionen Euro in den ersten Bauabschnitt, der bis zum Jahr 2016 fertig sein soll. 20 Millionen Euro steuert das Land bei, es erhält vom Bund zusätzlich 11 Millionen Euro, die restlichen 10 Millionen Euro trägt die Stadt aus dem Landeshauptstadttopf bei, erläuterte Finanzminister Kühl.
8500 Quadratmeter Nutzfläche steht dem RGZM an der Neutorstraße künftig zur Verfügung, erläuterte Renate Kreckel vom Finanzministerium. Auf vier Etagen werden die Abteilungen und Räume so aufgeteilt, dass Synergien entstehen und durch die kurzen Laufwege gleichzeitig die Kommunikation gefördert wird, erläuterte Daim, der sich sehr erfreut zeigte über die Pläne.
Ein Forum für Wissenschaftler entsteht
30 Restauratoren werden mit ihren Werkstätten hier untergebracht, rund 100 Wissenschaftler haben die Möglichkeit, sich auch untereinander auszutauschen, die Bestände in der Bibliothek dürfen in den nächsten 30 bis 50 Jahren kontinuierlich weiter wachsen, ohne dass es räumliche Probleme gibt, nannte Daim einige Vorzüge, die ihm der neue Standtort bietet. „Wir haben bei den Planungen regelrechte Wegeszenarien entwickelt, um optimale Lösungen zu bekommen“, berichtete der Museumsdirektor.
Die Vorgaben an die Architektenbüros „Schrölkamp Architektur“ und „big Architekten und Ingenieure“ war zudem durch die städtebaulichen Vorgaben klar umrissen, erläuterte Robert Prail, Architekt in der Bauabteilung des Finanzministeriums.
Kurios: Viele Mainzer Plätze haben das magische 46-Meter-Maß
Den Architekten ist bei ihren Planungen übrigens eine Mainzer Besonderheit aufgefallen. Alle Plätze, die sie vermessen haben, sind 46 Meter lang oder breit, oder haben die 46 in der Diagonalen. Das liegt wohl an den mittelalterlichen Marktrechten, die anhand der Größe einer Stadt festgelegt wurden, erläuterte Horst Wenner, Sprecher des Finanzministeriums. „Leichhof, Fischtorplatz, Bahnhofsvorplatz – alle haben die 46. Das ist fast mystisch.“
Hildegard Coester von der Bürgerinitiative zum Erhalt der Neutorschule ist von der neuen Entwicklung begeistert. „Dafür haben wir drei Jahre gekämpft. Und es hat sich gelohnt.“ Sie selbst war Schülerin der Neutorschule.
Von Armin Thomas