Ringer-Bundesliga: Wrestling Tigers Rhein-Nahe beginnen ihr Abenteuer am Samstag in Neuss
Der wichtigste Kampf steigt gleich zum Start
Ob die Ringer der Wrestling Tigers Rhein-Nahe auch in der Bundesliga so beherzt zupacken wie Abdulla Alfaraj (links) auf unserem Bild aus einem Rheinland-Pfalz-Liga-Kampf wird sich ab Samstag zeigen. Dann startet der Aufsteiger in Neuss. Fotos: Klaus Castor
Klaus Castor

Bad Kreuznach. Es kribbelt schon. Am Samstag, 19.30 Uhr, starten die Wrestling Tigers Rhein-Nahe bei Mitaufsteiger KSK Neuss in ihre erste Saison in der Ringer-Bundesliga. „Ich bin sehr gespannt und freue mich riesig darauf, mit meiner Heimatmannschaft in der Bundesliga starten zu können“, sagt Wassil Ivanov und ergänzt: „Wir hatten eine lange Vorbereitung, die durch Corona eingeschränkt war, aber wir haben das Beste daraus gemacht.“

Als Zehnjähriger hatte der Athlet aus Hargesheim in Langenlonsheim mit dem Ringen angefangen, er war auch mit dabei, als sich sein Verein mit dem VfL Bad Kreuznach zur WKG Untere Nahe zusammenschloss. In den zurückliegenden drei Jahren sammelte Ivanov, der vergangene Woche 26 Jahre alt wurde, beim AC Heusweiler bereits Erstliga-Erfahrung. Doch er trainierte weiterhin in Bad Kreuznach, und auch sein Zweitstartrecht für Einzelwettbewerbe blieb immer an der Nahe. Dass er auch für die Mannschaftskämpfe zurückkehren werde, zeichnete sich schon vor einem Jahr ab, als sich die WKG mit Rheinlandseiche Büdesheim zu den Wrestling Tigers zusammenschloss. „Die hatten eine in der Rheinland-Pfalz-Liga unschlagbare Mannschaft“, sagt der Freistilexperte und fügt an: „Es hat sich angedeutet, dass die Verantwortlichen der Wrestling Tigers in die Bundesliga wollen und dafür alle ehemaligen Ringer zurückholen wollten.“ Er selbst musste auch nicht lange überlegen.

In Heusweiler hatten sich nicht all seine Wünsche erfüllt. „Ich hatte ziemlich viel Verletzungspech und musste private Schicksalsschläge einstecken“, sagt Ivanov. „Einige Kämpfe, die auf der Kippe standen, hätte ich gewinnen können.“ Auch auf nationaler Ebene musste der 26-Jährige mit Enttäuschungen klarkommen. 2018 stand er bei den deutschen Meisterschaften kurz davor, eine Medaille zu erringen. Doch im entscheidenden Kampf kugelte er sich die Schulter aus und musste mit Platz sieben vorlieb nehmen. Doch jetzt ist alles anders. Die Vorbereitung lief gut für ihn, sein Körper steckte alle Strapazen schadlos weg. „Ich bin guter Dinge“, sagt Ivanov.

Über die Bedeutung der Auftaktbegegnung ist er sich bewusst. „Für mich, aber auch für alle anderen im Verein ist das der entscheidende Kampf“, sagt der Hargesheimer. Das bestätigt auch Karl-Heinz Helbing. „Das ist mit unser wichtigster Kampf“, sagt der Cheftrainer der Tigers. Klar: Der ASV Mainz 88 und der SV Alemannia Nackenheim sind als Halbfinalisten der vorigen Saison übermächtige Gegner, und der KSV Witten hat sich erheblich verstärkt. Helbing, der selbst zehn Jahre für den KSV auf die Matte ging und mit der Mannschaft Titel sammelte, hat von 14 Zugängen gehört. Da bleiben in der Fünfergruppe nur die Neusser als Kontrahent auf Augenhöhe übrig. „Außer, dass sie über viele starke, junge Ringer verfügen, wissen wir relativ wenig über sie“, sagt Ivanov und ergänzt: „Sie wollen überwiegend mit dem eigenen Nachwuchs ringen.“

Da auch die Wrestling Tigers verstärkt auf Sportler aus der Region setzen, ähneln sich die Konzepte. Helbing verweist noch darauf, dass der KSK in den zurückliegenden drei Jahren Deutscher A-Jugend-Mannschaftsmeister wurde und die Athleten vom Niederrhein auch international schon Medaillen eingefahren haben. „Das sind zukunftsweisende Ringer in Deutschland“, bekräftigt der Trainer und fügt an: „Aber abwarten, was die Neusser ansonsten noch aufbieten.“

Die Aufstellung ist im Ringen das bestgehütete Geheimnis. Natürlich gibt Helbing nicht preis, wen er auf die Matte schickt. Bekannt ist, dass zwei der vier Zugänge aus EU-Ländern den Tigers zur Verfügung stehen, doch wer das ist, verraten weder Helbing noch Geschäftsführer Oliver Eich. Dass Ivanov zu den zehn Auserwählten gehört, ist wahrscheinlich, aber nicht sicher. Seine Zeit kommt, wenn in der Rückrunde im 86-Kilogramm-Limit Freistil gerungen wird. Doch er könnte abkochen und in der 80-Kilogramm-Klasse auflaufen oder die 98 Kilogramm besetzen. „Ich habe mir schon ein paar Schachzüge ausgedacht und hoffe, dass sie stechen“, sagt Helbing. „Ich habe eine schlagkräftige Truppe, mit der wir in Neuss bestehen können.“ Auch Ivanov geht das Abenteuer zuversichtlich an: „Wir stehen stark, die Stimmung ist gut, alle sind motiviert und heiß.“

Von unserem Mitarbeiter Gert Adolphi