Ransbach-Baumbach. Der eine hat sie, der andere zieht sie, gemeint sind „Schnuude“ oder im Hochdeutsch „Gesichter“. Kaum einer kann „Schnuude“ besser machen als Ramon Chormann, alias „De Pälzer“, der sich in seinem jüngsten Bühnenprogramm mit „Schnuuden“ aller Couleur beschäftigt. In der Stadthalle von Ransbach-Baumbach hielt der vornehme Comedian aus der Pfalz rund 350 Comedy-Freunden den Spiegel vor.
Chormann ist das personifizierte schlechte Gewissen und das Spiegelbild des Otto Normalverbrauchers. Seine Charaktere erwachen zum Leben, wenn er Rentner beim Rückwärtsparken oder Menschen beim Arzt, am Telefon und in der Fußgängerzone beim Begrüßen Bekannter beobachtet. Urkomisch sind die Fratzen, die er zieht, ja gleichsam zelebriert. Eigentlich total überzogen und doch irgendwie authentisch. Die Zuhörer amüsierten sich köstlich. Seine Begrüßung „Genahmd ihr Leit“ ruft schon die ersten Lacher hervor. Seine mathematisch-philosophischen Betrachtungen von Abertausenden Unterhosen, die in einem Jumbojet in der Urlaubszeit den Erdball umrunden, sind saudoof und doch vergnüglich. Gerade dann wird es heiter, wenn er so herrlich selbstkritisch Klavier spielend (das kann er auch) hinterfragt: „Wer is'n do jetzert eischentlich bleed?“
Die „Schnuuden“ von Ramon Chormann sind seine Markenzeichen und Garanten für köstliche Unterhaltung. Wer hat sich schon einmal wirklich ernsthaft Gedanken darüber gemacht, wie blöd Papa oder Mama beim Kinderfüttern, die Frauen beim Schminken und im Schuhgeschäft oder das genervte Ehepaar beim intergenerativen Einkauf am Samstag im Supermarkt aus der Wäsche gucken? „De Pälzer“ weiß es, und er hat noch eine andere, geradezu hemmungslose Leidenschaft: Die Tugenden Ordnung und Sauberkeit. Wenn es sein muss, bis zur Scheidung. „Scheidung muss zwar nicht sein, hilft aber enorm“, verrät er.
Und er weiß noch mehr. Zum Beispiel, dass es das Suchen in einer Frauenhandtasche durch bloßes Gucken nicht gibt. Das sei eine Expedition, die einer langen Vorbereitung und einer noch längeren Ausführungsphase bedürfe. Der Beifall im Publikum zeigt: Ramon Chormann trifft, auch wenn er vieles mit spitzer Zunge und jeder Menge bodenständigem Biss aus seiner Sicht der Welt überzeichnend skizziert, den Kern der Sache und persifliert das, was den Alltag mit all seinen schnöden Lastern und Verwirrungen ausmacht.
Hans-Peter Metternich