Nach zehn Jahren zieht Siershahn seine inzwischen in der Altersklasse Männer 75 angekommene Erfolgsmannschaft kurz vor dem ersten Regionalligaspiel zurück. Vor einem Jahr hatten sie wie viele andere aufgrund der Gefahren der Corona-Pandemie freiwillig auf eine Teilnahme an der Medenrunde verzichtet. Umso größer war im Herbst die Freude, als sich Verein und Team darauf einigten, noch ein Mal, vermutlich ein letztes Mal anzugreifen. „Es war unser Traum, die Ausrichtung der Endrunde und dann auch den Titel nach Siershahn zu holen“, erklärt Bitschkus. „Doch dieser Traum ist jetzt leider geplatzt.“
Man könne sagen, Corona habe sie in die Knie gezwungen, meint Bitschkus, bei dem in all den Jahren die organisatorischen Fäden zusammengelaufen sind. Doch es ist nicht nur das Virus, das zu dieser schwierigen Entscheidung geführt hat. Vielmehr sind es allerlei Umstände, die mit der weltumspannenden Krise zu tun haben. Und letztlich ist es auch der Verband, von dem sich die Verantwortlichen des langjährigen Regionalligisten in schwierigen Zeiten mehr versprochen hätten. „Da sind wir enttäuscht“, redet Bitschkus Klartext – und das nicht nur mit Blick auf die 1000 Euro Strafe, die der TC Siershahn zahlen muss, weil er seine Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurückzieht.
Los ging alles vor ein paar Wochen, als zur Debatte stand, ob Doppel gespielt werden dürfen oder nicht. „Ohne Doppel ziehen wir zurück“, hatten die Sieshahner schon damals erklärt. Dieses Problem löste sich wenige Tage später, damit schien einer im Rahmen des Möglichen unbeschwerten Runde nichts im Weg zu stehen. Letztlich war die Doppel-Frage aber eine der kleinsten Baustellen.
Sportlich wog da für die Siershahner schon schwerer, dass der Verband darauf bestand, die ausländischen Spieler, die in ihrer Altersklasse allesamt auf Weltklasseniveau unterwegs sind, nicht vorne in der Setzliste aufzuführen, sondern hinter etlichen der gemeldeten deutschen Spieler. So ergaben sich für die Mannschaftsaufstellung Konstellationen, die nichts mit dem wahren Leistungsvermögen zu tun hatten.
„Das hat den Aufwand automatisch erhöht“, erklärt Bitschkus, der sich aber noch mehr darüber ärgerte, wie sich der Spielplan für sein Team gestaltete. Die Siershahner sollten zum zweiten Mal in Folge die Auswärtsfahrt nach Hechingen antreten – wo es doch ungeschriebenes Gesetz ist, dass innerhalb der Klasse das Heimrecht von Jahr zu Jahr gewechselt wird.
„Das sind fast 800 Kilometer, die an einem Tag zurückgelegt werden müssen“, sagt Siershahns Organisator. „Das ist nicht ohne – vor allem, wenn einem keiner sagen kann, ob man nur mit zwei Personen oder vielleicht doch zu viert in einem Auto fahren kann.“ Als dann auch noch der Starttermin für die Routiniers aus dem Westerwald kurzfristig verlegt wurde, gerieten diese ernsthaft ins Grübeln. „An jedem einzelnen Spiel hängt sehr viel an Planung“, sagt Bitschkus. „Da sind etwa Flüge gebucht, die storniert werden müssen. Das sind Kosten, die wir jetzt selbst tragen.“
Irgendwann, sagt er, habe man einfach keinen Nerv mehr, all das mitzumachen. Weil zudem unklar sei, ob die ausländischen Spieler tatsächlich alle wie geplant zu den Spieltagen anreisen können und obendrein Verletzungen bei eigenen Leistungsträgern die Planung erschweren, zogen die Verantwortlichen letztlich die Reißleine. „Es waren zu viele Handicaps“, sagt Bitschkus, der betont: „Der Verband hat gerade die ambitionierten Vereine im Stich gelassen. Es gibt null Planungssicherheit bei all den Coronabedingungen.“
Jetzt gelte es, sich auf die Oberliga zu konzentrieren, in der ein Männer-70-Team gemeldet ist. „Dort können wir auch ohne die ausländischen Cracks gut klarkommen“, glaubt Bitschkus. Mehr noch: Mit Spitzenspieler Heinz Wagner aus Staudt und einem Könner wie dem Tschechen Zdenek Suchomel, die jetzt beide statt in der Regionalliga eine Klasse tiefer zum Einsatz kommen (wenn auch bei den Jüngeren), werde das Team dort plötzlich zum Titelaspiranten. Wenn man so will, ist das die gute Seite, die das Ende der Siershahner Erfolgsgeschichte bei den Männern 75 mit sich bringt.