Darts: In Neuwied erlebt das im 19. Jahrhundert in England erfundene Spiel einen großen Aufschwung
Dart: Wie der Sport mit den kleinen Pfeilen in Neuwied aufblüht
Die Eagles aus Niederbieber werfen ihre Pfeile in der nächsten Saison in der B-Liga. Sie sind gerade aufgestiegen. Foto: privat

Neuwied. Wahrscheinlich kaum ein Sport hat in den vergangenen Jahren in Deutschland so viel an Popularität gewonnen wie Darts. Das Spiel mit den Pfeilen ist längst nicht mehr nur eine Randsportart aus der Kneipe. Ob aktuell vor dem Bildschirm bei der Weltmeisterschaft, im heimischen Keller oder eben doch in der Kneipe im Wettkampfbetrieb, das Wurfspiel begeistert mittlerweile Millionen Menschen. Auch der Kreis Neuwied bildet keine Ausnahme.

So wirklich begonnen hat alles in den 1990er-Jahren. Lange Zeit führte das im 19. Jahrhundert in England erfundene Spiel ein Schattendasein hierzulande. Peu à peu änderte sich dies vor allem mit der Ankunft von elektronischen Dartautomaten in Deutschland. Die Automaten lösten im Lauf der Zeit die Scheiben aus Kork und Sisal ab, obwohl im Profibereich weiterhin darauf gespielt wurde und wird. Es dauerte nicht lange, bis ein Ligaspielbetrieb ins Leben gerufen wurde: So entstand 1992 unter Federführung von Horst Lichtenthäler aus Hennef, der den Spielbetrieb auch 30 Jahre später noch verwaltet, die Rheinland-Westerwald-Dartliga, die heute die mit Abstand größte Wettkampfliga der Region ist.

„Elektronisches Dart gab es damals nur in den USA. Ich habe in dieser Zeit für eine Firma gearbeitet, die jene Automaten vertrieben hat. Wir sind also durch das ganze Land gefahren und haben Automaten verkauft. Kurze Zeit später haben wir dann eine Liga gegründet, die am Anfang zehn oder zwölf Mannschaften umfasst hat“, erinnert sich Lichtenthäler noch dunkel an die Anfänge. Seitdem ist viel Zeit vergangen und die Begeisterung für den Dartsport deutlich gestiegen. Heute umfasst die Dartliga Rheinland-Westerwald, , die unter dem Vorsitz des Deutschen Sportautomatenbundes (DSAB) läuft, mehr als 300 Mannschaften. Vor der Corona-Pandemie waren es sogar schon 360 Mannschaften. „Generell ist die Szene schon in den 1990ern gewachsen. Beschleunigt wurde das Ganze mit einer zunehmenden Präsenz im Fernsehen, wodurch regelrecht ein Boom entstanden ist“, erklärt Lichtenthäler die rasante Entwicklung des Sports.

Halt gemacht hat dieser Boom auch nicht vor dem Kreis Neuwied. Ob in der „Hazienda“ Gaststätte, die seit vielen Jahren äußerst erfolgreiche Dartmannschaften beheimatet, dem „luckypoint“, wo gleich zwölf Mannschaften im Spielbetrieb aktiv sind, oder auch im „Gasthaus zur Aubach“, dass eine junge Geschichte mit dem Dartsport verbindet, sowie in weiteren Lokalitäten, Dart ist an vielen verschiedenen Anlaufstellen in Neuwied zu finden. „Die Dartszene in Neuwied ist sehr aktiv und hat einige in der Szene sehr bekannte Lokale und Mannschaften zu bieten“, sagt Lichtenthäler.

Zu jenen Lokalen gehört auch das Gasthaus zur Aubach in Neuwied-Niederbieber. Mit aktuell zwei Mannschaften, den Aubach-Teufeln, die in die A-Liga aufgestiegen sind, und den Eagles, die als Aufsteiger fortan in der B-Liga antreten, gehört das Lokal der Wirtsleute Silvia und Dietmar Hofmann erst seit knapp zwei Jahren der Szene an. „Zunächst sei erwähnt, dass wir in Neuwied sehr viele tolle Anlaufstellen haben. Der Dartsport verdient Interesse und hat einen großen Aufschwung erlebt. Geschlecht sowie Nationalität spielen keine Rolle, und die Gemeinschaft steht im Vordergrund. Jeder Mensch kann Dart spielen, weshalb es immer mehr zu einem Volkssport wird“, befindet Hofmann. Ähnlich sieht dies auch Lichtenthäler und sagt: „Dart bringt alle Gesellschaftsschichten zusammen. Es ist ein Begegnungsspiel, dass nicht sonderlich kostenintensiv ist und bei dem sich relativ schnell Erfolgserlebnisse einstellen. Das einzige Manko ist die schwierige Jugendarbeit aufgrund der Jugendschutzauflagen in den Gaststätten, die natürlich eingehalten werden müssen.“

In der Dartliga Rheinland-Westerwald wird in einem Ligensystem gespielt, wie es ähnlich auch in anderen Sportarten praktiziert wird. Beginnend mit der C-Liga, über die B- und A-Liga folgt die Bezirksliga, bevor die Bezirksoberliga die höchste Klasse abbildet. Die Hazienda Rookies 2 spielen als einzige Neuwieder Mannschaft in der höchsten Spielklasse und belegten dort kürzlich zum Saisonende den sechsten Rang. Gespielt werden im Jahr in der Regel zwei Saisons, jeweils mit Hin- und Rückspiel sowie mit Auf- und Abstiegsregelung.

Lange Zeit musste der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Pandemie ruhen. Zudem verzichteten einige Mannschaften zuletzt aufgrund der Einschränkungen auf eine Teilnahme am Ligabetrieb. Dennoch sieht Lichtenthäler den Dartsport auch in der Zukunft gut aufgestellt. „Wir hoffen, dass zeitnah auch die größeren Einzelevents wieder stattfinden können. So oder so sehe ich die Dartszene aber weiterhin positiv. Corona wird Dart nicht erledigen. Dafür ist der Sport mittlerweile zu sehr in der Gesellschaft verankert. Das zeigt nicht zuletzt die ebenfalls bei Frauen, die wie die Männer in gemischten oder gleichgeschlechtlichen Mannschaften antreten können, gestiegene Popularität. Dabei helfen natürlich Vorbilder wie Fallon Sherrock, die aktuell bei den Profis für Aufsehen sorgt und so natürlich noch mehr Aufmerksamkeit erzeugt“, sagt Lichtenthäler.

Von unserem Mitarbeiter Daniel Fischer