Berlin
Chefredakteure gegen "Billigjournalismus"

Berlin - Mehr Investitionen in den Journalismus, fundierte Informationen, vertrauenswürdige Quellen - der Jahreskongress des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) ist mit einem Appell für traditionelle Medientugenden zu Ende gegangen. Angesichts des rasanten Internet-Wachstums sollten sich Zeitungen und Zeitschriften sowie ihre Online-Ableger noch stärker als bisher für ihre Inhalte einsetzen - auch gegenüber dem Giganten Google, wie VDZ-Präsident Hubert Burda am Freitag in Berlin sagte.

Berlin – Mehr Investitionen in den Journalismus, fundierte Informationen, vertrauenswürdige Quellen – der Jahreskongress des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) ist mit einem Appell für traditionelle Medientugenden zu Ende gegangen. Angesichts des rasanten Internet-Wachstums sollten sich Zeitungen und Zeitschriften sowie ihre Online-Ableger noch stärker als bisher für ihre Inhalte einsetzen – auch gegenüber dem Giganten Google, wie VDZ-Präsident Hubert Burda am Freitag in Berlin sagte.

Der in den vergangenen Jahren betriebene Personalabbau in Print- und Online-Redaktionen sei ein Fehler gewesen, sagte der Chefredakteur von „Spiegel Online“, Rüdiger Ditz. Schon am Vortag hatte der Schweizer Verleger Michael Ringier („Blick“) in einer leidenschaftlichen Rede gegen „Billigjournalismus“ argumentiert. „Wir erreichen Millionen, weil wir Inhalte verkaufen, die wir den Journalisten verdanken. Wir brauchen “journalistisches Edelmetall"„.

“Rückkehr zur Relevanz„

“Focus„-Chefredakteur Wolfram Weimer proklamierte eine “Rückkehr zur Relevanz„. Mit einem ausgeprägten Profil könnten Zeitschriften unterscheidbar und damit attraktiv bleiben. Die Blätter entwickelten sich immer stärker zu “Gefühlsheimaten„ für Leser. Weimer hat deshalb mit seinem Antritt an der Spitze des “Spiegel„-Konkurrenten unter anderem ein Debatten-Ressort für kontroverse Positionen eingeführt.

Schützenhilfe erhielten die Verleger von einer Studie des Forschungsinstituts Media Tenor, wonach die zehn meistbesuchten Nachrichtenportale im Netz Qualitätsmedien gehörten. Allerdings ist die kurze Verweildauer auf den Internet-Portalen ein Problem. Gerade einmal 40 Minuten im Monat bleibe ein Durchschnittsleser bei “Bild.de„ hängen, etwas mehr als eine Minute pro Tag, wie Springer- Vorstand Andreas Wiele sagte. Dies sei ein Problem für die Anzeigenkunden, die sich eine höhere Aufmerksamkeit für ihre Internet-Werbung wünschen. Vielversprechend seien dagegen die Erfahrungen mit den kostenpflichtigen Applikationen für das iPad.

Burda will Google regulieren lassen

Allerdings stehen für die deutschen Verleger die “Gratiskultur„ sowie Suchmaschinen wie Google und Freundschaftsportale wie Facebook einem einträglichen Internet-Geschäft im Weg. Burda warf Google Manipulation der Suchergebnisse vor. Die Amerikaner griffen auf Navigationsdaten zurück, zu denen niemand anderer Zugang habe, um Nutzer auf eigene Applikationen und Geschäftsmodelle zu lenken: Werbung, e-Commerce, Spiele. Der Verleger forderte eine stärkere Regulierung des Netzes gegen diesen “Marktmissbrauch„, man wolle der Suchmaschine nicht mehr “schutzlos„ ausgeliefert sein.

Eher skeptisch äußerte sich der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Hans-Joachim Otto (FDP), zu einer möglichen Änderung des Urheberrechts, um Inhalte vor dem unentgeltlichen Zugriff von Nachrichtenaggregatoren zu schützen. Ein Leistungsschutzrecht sei kein Allheilmittel gegen die Strukturveränderungen des Marktes. Die Regierung prüfe aber eine Reform und wolle “zeitnah„ das Ergebnis bekanntgeben.

Gelassen blieb José Redondo-Vega, Chefredakteur des Männermagazins “GQ". Den Lesern sei es relativ egal, ob sie eine Nachricht im Netz, in der Printausgabe oder auf dem iPad zu erst lesen. So habe er vom Tod Michael Jacksons über einen Facebook-Eintrag erfahren, lange bevor die deutschen Medien darüber berichteten.

dpa