Die Bundesgartenschau 2011 sorgt schon jetzt für frischen Wind in Koblenz. Überall wird in der Stadt an Rhein und Mosel gebaut – was vielen Koblenzern alles andere als Freude bereitet. Doch das Ende kommt in Sicht: Bis zum Start des Blütenfestes dauert es nur noch ein halbes Jahr.
Koblenz. Selten haben die Reste der Berliner Mauer am Deutschen Eck wohl so gut in die Landschaft gepasst wie jetzt. Die Bruchstücke fügen sich problemlos ein in die Baustellen-Szenerie der Koblenzer Innenstadt mit ihren Zäunen, Gruben und Baggern. Rund ein halbes Jahr vor der Eröffnung der Bundesgartenschau laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Manche Großprojekte der Veranstalter wie der spektakuläre Bau einer Seilbahn über den Rhein sind bereits abgeschlossen.
Das ehrgeizige Unterfangen, das Fest mitten in Koblenz auszurichten, hat die Stadt zum Anlass für viele längst überfällige Bauarbeiten genommen. Passend zum Buga-Motto „Koblenz verwandelt“. Kein Wunder, dass viele Koblenzer fragen: „Musste das alles auf einmal sein.“ Die allgegenwärtigen Baustellen sind denn auch ein großes Reizthema in der Stadt. Doch für den Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig(SPD) steht fest: „Die Buga hat eine Riesenbedeutung für die Stadt. Es ist die Jahrhundertchance schlechthin, ein anderes, neues Koblenz zu zeigen“, Er erwartet mindestens zwei Millionen Besucher. Denen will sich die Rhein-Mosel-Stadt als attraktiver Urlaubsort präsentieren. 7000 Dauerkarten sind bereits weg, an diesem Sonntag beginnt der Tageskartenvorverkauf.
Auf dem Vorgelände der imposanten Festung Ehrenbreitstein sieht es schon jetzt nach einem Blütenfest aus. Kleine Schilder an Blumenfeldern zeigen die Namen: Rot strahlt die Taglilie, lila die Flammenblume, zitronengelb das Mädchenauge. Einst galt die mehr als 100 Meter über dem Rhein thronende Anlage als eine der größten militärischen Befestigungen Europas, nun gibt es hier nur noch Blumenparaden.
Die Festung selbst wird zur Zeit vom Land Rheinland-Pfalz saniert. Eine Seilbahn verbindet das Plateau seit Juli mit den beiden anderen Buga-Ausstellungsflächen, dem Blumenhof am Deutschen Eck und dem Kurfürstlichen Schloss. Schon den dreimonatigen Testbetrieb nutzten fast 180 000 Menschen für eine Fahrt über den Strom. „Ein tolles Ergebnis. Viele sind extra dafür angereist“, sagt die Sprecherin der Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH, Christiane Gandner.
Von dem Zulauf hätten bereits einige Gastronomen am Rheinufer unweit der Talstation profitiert. „Die haben aber auch harte Zeiten hinter sich“, weiß Gandner. Die Erneuerung der Rheinpromenade erwies sich erwartungsgemäß als wenig touristenfreundlich. Zäune vor den Restaurants versperrten den Blick auf den Fluss. Das Deutsche Eck am Zusammenfluss von Rhein und Mosel geriet zu einem Gitter-Labyrinth.
Jetzt sind die Arbeiten vor dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal, dessen Sockel einst als Mahnmal für die Deutsche Einheit galt, fast fertig. Dahinter gehen sie noch weiter. Schwere Maschinen haben das Erdreich in eine Mondlandschaft verwandelt. Gandner ist aber sicher: „Unsere Baustellen werden rechtzeitig fertig.“ Man liege im Plan, nachdem der strenge Winter, Hochwasser und Regengüsse für acht Wochen Verzug gesorgt hatten. Klar ist jedoch auch: An den Feinheiten wird bis zur Eröffnung der mit einem Budget von 102 Millionen Euro ausgestatteten Veranstaltung am 15. April 2011 gearbeitet. Die Bundesgartenschau läuft dann bis 16. Oktober.
Auch abseits der Gartenschau wird fleißig gewerkelt, Satte 44 Baustellen weist eine Internetseite aus. Die Stadt saniert die Rhein-Mosel-Halle, erneuert zudem die Europabrücke sowie die Fußgängerzone und baut gleich noch eine Bahnhaltestelle mitten in der City. Ganz nach dem Motto: Jetzt oder nie. Hauptleidtragende der Straßenbauarbeiten sind die Autofahrer. Sie brauchen im morgendlichen Berufsverkehr erheblich länger, bis sie in der Stadt sind. An manchen Tagen kommt der Verkehr völlig zum Erliegen.
Mehr als zwei Drittel aller Pflanzen für die Bundesgartenschau sind bereits in den Boden gebracht und es geht 2010 noch weiter: „Gepflanzt wird je nach Wetter bis Weihnachten“, sagt Gandner. Erst Blumenzwiebeln und Frühjahrsflor wie Stiefmütterchen, dann Rhododendren und Bäume. Mit 48 Hektar Fläche werde Koblenz eine eher kleinere Buga bieten, andere Schauen seien drei- bis viermal so groß gewesen, sagt sie. Der enge Raum werde dafür sorgen, dass es Plätze gibt, „wo es knallt“. „Man kommt rein und sieht Blumen ohne Ende.“
Beim Rundgang durch den für die Buga neu angelegten Schlossgarten fällt Gandner eine mit Moos besetzte Marmorstatue ins Auge, die „Vater Rhein“ und „Mutter Mosel“ symbolisieren soll. Nach kurzem Grübeln sagt sie: „Die könnte auch mal wieder geputzt werden.“ Tobias Goerke