Westerwald Extra (Sammlung der Sonderseiten)
Bürger feiern gemeinsam sich und Europa: Friedenslauf wird zum Fest über Ländergrenzen hinweg
Das große Abschlussfest in Lothringen.
Nadja Hoffmann-Heidrich

Was hätten wohl die sechs deutschen Soldaten, die im Sommer 1916 auf einem lothringischen Bauernhof, unweit der blutgetränkten Schlachtfelder von Verdun, die Friedensbotschaft von Fiquelmont verfasst und darin von einem vereinten Europa geträumt haben, dazu gesagt? 102 Jahre später bringen wiederum deutsche Soldaten, gemeinsam mit zahlreichen Sportlern aus beiden Ländern, eine Kopie eben jener Botschaft zu Fuß von Bad Marienberg ins rund 390 Kilometer entfernte Pagny-sur-Moselle – und werden beim Zieleinlauf von Hunderten Franzosen mit lautem Beifall empfangen. Ein Gänsehautmoment für alle, die dabei waren.

Das große Abschlussfest in Lothringen.
Nadja Hoffmann-Heidrich

Der dreitägige Lauf für den Frieden (Courir en Paix), der von den beiden Partnerstädten seit Monaten minutiös vorbereitet worden war, war auch nach Einschätzung des Politologen und ausgewiesenen Europakenners Ingo Espenschied „ein herausragendes Ereignis“ im Kontext deutsch-französischer Partnerschaften. Das ist auch allen Teilnehmern bewusst, die zwischen Freitag und Sonntag auf der Strecke unterwegs waren. „Es war eine große Ehre für mich, im Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren die Friedensbotschaft im Rucksack ein Stück des Weges tragen zu dürfen“, berichtet Manuel Würpel aus Bad Marienberg. Der Sportler der WSG hat die 50 Kilometer lange Distanz zwischen Klotten und Burg an der Mosel absolviert. Würpel stammt gebürtig aus Marienberg im Erzgebirge, einer Kommune, zu der die VG Bad Marienberg wiederum seit Jahren eine Partnerschaft pflegt. Aus beruflichen Gründen hat es ihn in den Westerwald verschlagen. Sich nun auch für die deutsch-französische Partnerschaft zu engagieren, hat ihm große Freude bereitet. „Nachts unter dem Sternenhimmel mit einer tollen Gruppe zu laufen, war ein besonderes Erlebnis.“

Das Ehepaar Madeleine und Fernand Boulanger fand 1981 auf seinem Bauernhof in Fiquelmont die Friedensbotschaft von sechs deutschen Soldaten.
Nadja Hoffmann-H
Läufer, Radfahrer und Walker aus Frankreich und Deutschland waren am Wochenende gemeinsam zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle unterwegs, um für die Freundschaft zwischen beiden Ländern und die europäische Idee zu werben – und wurden dabei mit Beifall unterstützt.
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Eine Kopie dieser Botschaft wird im Ziel in Pagny von Gérard Megly (rechts), dem Initiator des Friedenslaufs, mit Küsschen begrüßt.
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Das große Abschlussfest in Lothringen.
Nadja Hoffmann-Heidrich
Früher undenkbar, heute fast eine Selbstverständlichkeit: Deutsche Soldaten aus der 11. Kompanie des Sanitätsregiments 2 aus Rennerod unterstützten den Friedenslauf auf freiwilliger Basis ideell, materiell und personell – und wurden dafür von Bürgern aus Pagny und Bad Marienberg gefeiert.
Nadja Hoffmann-H
Auch die jüngere Generation in Pagny unterstützt die deutsch-französische Freundschaft und das vereinte Europa.
Nadja Hoffmann-H
Läufer und Organisatoren des Laufs für den Frieden (in der vorderen Reihe) wurden am Deutschen Eck auch von einer Gruppe der Bürgerbewegung „Pulse of Europe Koblenz“ begrüßt. Die Radfahrer hatten sich bereits wieder auf den Weg gemacht. Foto: Winfried Scholz
wfs
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Roland Schütz aus Unnau, ebenfalls aktives WSG-Mitglied, ist kurz vor dem Zieleinlauf in Pagny noch ganz berührt von seinen jüngsten Erfahrungen. Er hat zwei Etappen zurückgelegt. Seine erste endete in Koblenz, wo es für die deutsch-französischen Sportlerteams einen kurzen Zwischenstopp gab. „Die letzten Meter bis zum Deutschen Eck, wo wir von Vertretern der Bürgerinitiative Pulse of Europe erwartet wurden, bin ich mit dem Initiator der Veranstaltung, Gérard Megly aus Pagny, Hand in Hand gelaufen. Das war ein sehr bewegender Moment, wenn man sich an all das Blutvergießen erinnert, das noch vor einigen Jahrzehnten zwischen unseren Ländern stattgefunden hat“, sagt Schütz. „Wir sind glücklich, ein Teil dieser Initiative sein zu können“, fügen er und sein Laufkumpel Manuel Würpel hinzu.

Gemeinsam mit vielen anderen Läufern, Radfahrern und Walkern beider Nationen erwarten sie in einer Moselaue bei Arnaville, drei Kilometer vor Pagny gelegen, die Teilnehmer der vorletzten von 14 Etappen des Courir en Paix, des Non-Stop-Stappellaufs, um von hier aus in gemäßigtem Spaziergangtempo und im großen Tross ins Ziel, den Festplatz von Pagny, zu gelangen. Mit dabei auch Soldaten der 11. Kompanie des Sanitätsregiments 2 aus Rennerod, der Patenkompanie Bad Marienbergs, die sich freiwillig an der Aktion beteiligen. Menschen mit Beeinträchtigungen versammeln sich ebenso hier, sind dank spezieller Wanderrollstühle aktiv in die sportliche Begegnung eingebunden. Ein Reisebus aus Bad Marienberg hat zudem etliche interessierte Privatleute und Vereinsvertreter in morgendlicher Frühe hierher gebracht. Zahlreiche französische Familien mit Kindern runden das Feld ab, das inzwischen auf mehrere Hundert Personen angewachsen ist.

Impressionen vom Lauf für den Frieden zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
Nadja Hoffmann-Heidrich
Impressionen vom Lauf für den Frieden zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Lauf für den Frieden zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Lauf für den Frieden zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Lauf für den Frieden zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Lauf für den Frieden zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Friedenslauf zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Friedenslauf zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Friedenslauf zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Friedenslauf zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Friedenslauf zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Friedenslauf zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Friedenslauf zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Friedenslauf zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Impressionen vom Friedenslauf zwischen Bad Marienberg und Pagny-sur-Moselle sowie dem großen Abschlussfest in Lothringen.
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Singend, lachend, sich umarmend, sich küssend, verbal, aber auch mit Händen und Füßen kommunizierend setzt sich die große Gruppe schließlich über den neu eingeweihten, grenzüberschreitenden Radweg „Voie Verte Charles le Téméraire“ entlang der Mosel in Bewegung. Die strahlende Sonne trägt ihren Teil zur guten Stimmung bei. Die setzt sich beim anschließenden Volksfest fort. Bevor französische und deutsche Spezialitäten genossen werden, sprechen sich politische Vertreter der beiden Partnerstädte für ein friedliches und immer stärkeres Europa aus. „Was vor Monaten mit einer Vision begann, wurde heute erfolgreich abgeschlossen“, gratuliert Bad Marienbergs Stadtbürgermeisterin Sabine Willwacher den Organisatoren. „Die Gedanken der sechs Soldaten von damals sind heute gelebte Realität in einem Haus namens Europa.“ Ihr Wunsch ist es, dass durch den Lauf neue, junge Leute für die Partnerschaft begeistert werden können.

„Es lebe der Frieden“, sagt Pagnys Bürgermeister René Bianchin. Auch er dankt allen an dem aufwendigen Projekt Beteiligten, insbesondere dem Europa-Zentrum Robert Schuman in Metz und dessen Leiter Richard Stock, der zusammen mit Ingo Espenschied die Geschichte der Friedensbotschaft von Fiquelmont wissenschaftlich aufgearbeitet hat, die zum Inhalt des Laufs wurde. Besonders emotional wird es dann noch einmal, als im Beisein der Eheleute Madeleine und Fernand Boulanger, die die Botschaft 1981 in einer alten Schnapsflasche auf ihrem Bauernhof in Fiquelmont entdeckt haben, eine von Schülern künstlerische gestaltete Mauer am Festplatz enthüllt wird. Die Motive erzählen von der wechselvollen deutsch-französischen Geschichte – und zitieren ebenfalls aus dem geschichtsträchtigen Brief jener sechs deutschen Soldaten von 1916. Ja, was hätten die, die von einem friedlichen Europa träumten, während am Horizont millionenfach getötet wurde, wohl zu all dem gesagt?

Nadja Hoffmann-Heidrich