Mainz – Ein Meenzer Jubiläum: Zum elften Mal fand im Rathaus die Bücher-Messe statt. Für den Oberbürgermeister und Präsidenten der Gutenberggesellschaft Jens Beutel ein Grund zu feiern. „Wir sind zwar etwas, aber unwesentlich kleiner als die Frankfurter Buchmesse, dafür aber viel schöner“, sagte Beutel schmunzelnd. Mit der Örtlichkeit in der Gutenbergstadt besitzt die Messe für ihn ein Alleinstellungsmerkmal: „Gutenberg ist auf der ganzen Welt bekannt, in China genauso wie in Südamerika.“
36 Verlage und Institutionen stellten im Foyer aus. Gewürzt war das Ganze mit Lesungen, Vorträgen und Workshops: eine Lesung des Mainzer Stadtschreibers Josef Haslinger, aus der Autobiografie von Johannes Gerster oder die Schreibwerkstatt mit Marion Schadeck.
Trotz solcher und ähnlicher Angebote hielt sich der Zustrom zu der Messe in Maßen. Mit etwa 800 Besuchern rechnet Jean-Pierre Joureux, Geschäftsführer des Logophon-Verlages, insgesamt am Wochenende. „Im Gutenbergjahr zehn Jahren hatten wir deutlich mehr“, erinnert sich Joureux, der sich als Mann der ersten Stunde für die Zukunft eine sichtbarere Präsenz der Messe, beispielsweise mit einem Banner am Eingang des Rathauses, wünscht.
Mit zahlreichen Gerätschaften des Buchdrucks gibt die erste Mainzer Buchkinder-Werkstatt Einblick in ein traditionsreiches Handwerk. Auf Tetra-Pak-Materialien darf hier jeder seine eigenen Druckstöcke entwerfen, darauf mit den drei damaligen Grundfarben Rot, Blau und Gelb die richtigen Farbtöne kreieren und das Ganze an der Presse zum Druck bringen. Seit drei Jahren ermöglicht es die Werkstatt in der Mombacher Straße Kindern und Jugendlichen so, die eigenen kreativen gestalterischen Ideen mit verschiedenen Drucktechniken auf ein Blatt oder ins Buch zu bringen.
Entstanden sind Unikate wie „Eine kleine Mainzelmaus...“, „Das Seepferdchen und die Haie“ oder „Der verschwundene Koffer“. Ihren Ursprung hat die Buchkinder-Werkstatt in Leipzig. Auch für den Mainzer Hobby-Verleger Willi Weyerhäuser gelten deswegen die Leipziger Buchkinder-Regeln: „So wenig wie möglich vorsagen, vorzeichnen, vorschreiben“ oder „Die Rechtschreibung spielt vorerst keine Rolle“. Vor allem die Weinkrimis von Andreas Wagner mit einer Gesamtauflage von 40 000 sind ein zuverlässiges Zugpferd des Leinpfad-Verlages. Angelika Schulz-Parthu glaubt an die Beständigkeit des Buches. „Für Neuentwicklungen wie E-Books merke ich noch keinen Bedarf“, sagt die Verlegerin. Mit der Reihe „Mörderisches Rheinhessen“, den gesammelten Geschichten einer rheinhessischen Autorengruppe, unterstreicht der Verlag seinen Schwerpunkt auf regionalen Krimis.
Wer bei einer Veranstaltung rund ums Buch in Mainz natürlich nicht fehlen durfte, war die hier ansässige Stiftung Lesen. „Wir sind sozusagen die Intensivstation für das Thema Lesen“, erzählt Sigrid Fahrer, die an ihrem Stand Dutzende Broschüren über die vielen Projekte der Stiftung vor sich liegen hat. Für sie steht fest: Je früher Kinder ans Lesen herangeführt werden, umso größer die Chance, dass sie später auch selbst lesen. Den Kindern müsse vorgelesen werden. Für die Weihnachtszeit empfiehlt sie „Lancelot, die Weihnachtsmaus“.
Eine Bedrohung für das Buch durch Internet oder Fernsehen sieht Fahrer nicht zwingend. So seien andere Medien keine Konkurrenz, vielmehr müsse das Lesen als wichtiger Teil im Medienverbund etabliert werden. Projekte der Stiftung wie das Onlineportal www.clixmix.de sollen dabei spielerisch die Medienkompetenz stärken.
Daniel Seeger