Regionalsport - Klasse 0 - Regionalliga
Blutleerer SC Idar macht den Abstieg fast klar
Andreas Walz

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Koblenz – Freude auf der einen, Frust und Enttäuschung auf der anderen Seite: Die TuS Koblenz feierte mit dem 5:2 (4:0)-Erfolg vor eigenem Publikum und in neuen Trikots einen gelungenen Abschied aus der Fußball-Regionalliga Südwest, während der gegnerische SC Idar-Oberstein nach dieser blutleeren Vorstellung bei nur noch einer ausstehenden Partie kaum mehr vor dem drohenden Abstieg zu retten ist.

Minutenlang standen die Spieler der Gäste nach dem Abpfiff mit gesenktem Haupt und den Händen in den Hüften auf dem Rasen und lauschten dabei konsterniert den Worten des Stadionsprechers Dirk Köster, der die für Idar in der Summe wenig erbaulichen Ergebnisse der abstiegsgefährdeten Konkurrenz verlas. Und jedem wurde dabei schlagartig klar, dass nur noch ein kleines Fußballwunder den Tabellenvorletzten nach zweijährigem Dasein in der vierthöchsten Klasse vor der Rückkehr in die Oberliga retten kann. Trainer Sascha Hildmann hatte Minuten später in den Katakomben des Oberwerther Stadions wohl schon seinen Frieden mit dem sportlichen Schicksal gemacht, auch wenn rein rechnerisch zumindest noch ein Fünkchen Hoffnung besteht: „Es tut sehr weh, aber das haben wir ja nicht in einem einzigen Spiel vergeigt. Heute haben wir krasse individuelle Fehler gemacht, einfach unfassbar. Koblenz musste ja fast nichts machen, die haben alles geschenkt bekommen.“ Kollege Peter Neustädter entgegnete: „Wir haben zum Abschluss noch einmal alles abgerufen. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann nur noch runtergeschaukelt.“

Die Partie hatte im Prinzip kaum begonnen, da näherten sich die vagen Hoffnungen der Gäste auf den dringend benötigten Sieg schon dem Tiefpunkt: Jerome Assauer traf per Seitfallzieher schon nach 87 Sekunden zum 1:0 und ließ in der zwölften Minute per Foulelfmeter – Paul Garlinski hatte den flinken Kevin Lahn regelwidrig im Strafraum zu Fall gebracht – schon das 2:0, zugleich sein 20. Saisontreffer, folgen. Damit ist der Sturmspitze der Koblenzer die Torjägerkrone der Liga bei nunmehr zwei Treffern Vorsprung kaum mehr zu nehmen: „Ein Superabschluss, die Mannschaft hat noch einmal ordentlich Gas gegeben. Mein persönliches Ziel, 20 Tore zu schießen, habe ich erreicht. Wenn jetzt nicht noch alles schief läuft, dann habe ich die Krone.“

Doch damit hatten die Schängel im ersten Spielabschnitt noch nicht genug: Vor dem Pausenpfiff schraubten Lahn (42.) und Enrico Köppen (45.) das Ergebnis gegen desolate Gäste scheinbar mühelos in die Höhe. Dabei konnte sich Idar noch bei Schlussmann Nico Adami bedanken, dass es nicht schlimmer gekommen war.

Die Offensivbemühungen der Gäste hingegen hielten sich im überschaubaren Rahmen, obwohl Hildmann schon nach 23 Minuten auf das müde Angriffsspiel seiner Elf reagiert hatte. Dino Medjedovic kam für Innenverteidiger Christoph Schunck ins Spiel und unterstützte Ferhat Gündüz fortan als zweite Spitze. Die daraus resultierenden Umbaumaßnahmen: Der zuvor hinter Gündüz positionierte Jan-Marlon Stutz ging zurück ins zentrale Mittelfeld, Christoph Lawnik bekleidete die Position des Rechtsverteidigers, Simon Maurer wanderte in der Hintermannschaft nach innen.

Ein zunächst wenig erfolgreicher Schachzug, denn Koblenz bereitete dem Gegner weiter erhebliche Probleme. Nur ein Beispiel: In der 28. Minute ließ Lahn die Idarer Defensivspieler gleich in Reihe wie Slalomstangen stehen und scheiterte erst in letzter Instanz am aufmerksamen Adami. Einmal tauchten die Gäste nach geschlagenen 38 Minuten dann auch gefährlich auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes auf. Doch Murat Sejdovic trennte Medjedovic in aussichtsreicher Position rustikal vom Ball – elfmeterreif, wie Hildmann befand. Aber der Schiedsrichter ließ weiterspielen, worauf sich der Idarer Coach wutentbrannt seiner Kappe entledigte.

Im zweiten Abschnitt schaltete die TuS gleich zwei Gänge zurück und ermöglichte dem Gegner durch den Abstauber von Kapitän Michael Lehmann (58.) nach Vorarbeit von Holger Knartz eine marginale Ergebniskorrektur. Der eingewechselte Michael Stahl stellte in der Schlussphase den alten Abstand wieder her (79.). Assauer, 67 Minuten zuvor selbst vom Punkt aus erfolgreich, verzichtete nach einem Garlinski-Foul an Anel Dzaka generös auf die Möglichkeit, seinen 21. Saisontreffer zu erzielen und ließ „Stahli“ beim Strafstoß den Vortritt. Mit dem dritten Elfmeter des Nachmittags besorgte Maurer 180 Sekunden danach – Aleksandar Naric hatte Patrick Stumpf von den Füßen geholt – den Endstand in einer unterhaltsamen, für die Gäste jedoch wenig erbaulichen Partie.

Die folgende Rechnung für Idar ist eigentlich simpel, aber nur schwer lösbar: Am Samstag muss im letzten Spiel ein Sieg gegen Hessen Kassel her, zugleich dürfen der FSV Frankfurt II (gegen Schlusslicht Alzenau) und der 1. FC Eschborn (gegen Mannheim) nicht gewinnen. Als Viertletzter wäre die Hildmann-Elf aber nur gerettet, wenn sowohl der KSV Hessen Kassel (gegen Holstein Kiel) und auch die SV Elversberg (gegen 1860 München II) in den dann anstehenden Aufstiegsspielen (29. Mai und 2. Juni) in die Dritte Liga aufsteigen.

„Eigentlich utopisch“, fasst der Idarer Trainer diese Optionen in kurze, aber klare Worte.

Bodo Heinemann