Mainz
Blaues Zelt von der Mainspitze ist weg

Mainz - Das blaue Zelt ist weg. Wochenlang stand es auf der Mainspitze am äußersten Zipfel von Gustavsburg (wir berichteten), zwischen kahlen Hecken notdürftig getarnt. "Gezielt aufgesucht" habe man den jungen Mann, der das Zelt bewohnt hatte, sagt ein Sprecher des Darmstädter Polizeipräsidiums auf Anfrage der MRZ.

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Mainz – Das blaue Zelt ist weg. Wochenlang stand es auf der Mainspitze am äußersten Zipfel von Gustavsburg (wir berichteten), zwischen kahlen Hecken notdürftig getarnt. „Gezielt aufgesucht“ habe man den jungen Mann, der das Zelt bewohnt hatte, sagt ein Sprecher des Darmstädter Polizeipräsidiums auf Anfrage der MRZ.

Polizei und Ordnungsamt hatten sich zusammengetan aus Sorge, dem Bewohner könnten die zunehmend frischen Dezembernächte zusetzen. Der Verstoß gegen das Campingverbot sei zweitrangig gewesen, sagt der Polizeisprecher. In erster Linie habe man sich um die Gesundheit des Mannes gesorgt, der sich „kooperativ“ verhalten habe. also kein Protest, kein Widerstand. Er hatte einfach zusammengepackt und sei gegangen.

Wohin? „Wir legten ihm nahe, sich eine warme Bleibe zu suchen. Er wollte dann zu Bekannten gehen“, habe der junge Mann gegenüber den Polizeibeamten geäußert. Rückblick: Vor einigen Wochen hatte die MRZ dem 19-Jährigen einen Besuch abgestattet, nachdem das fallende Herbstlaub den Blick auf das Igluzelt freigab.

Unserem Reporter tischte er dabei eine ganz andere Geschichte auf. Er erzählte von einer Wette, die er mit seiner Mutter abgeschlossen hatte. Um 50 Euro zu gewinnen, wollte er ein paar Wochen im Freien übernachten.

Um jedoch nicht allzu einsam sein Dasein im ach so kalten Zelt fristen zu müssen, sei er immer wieder an den Abenden nach Hause zu seiner Mutter gefahren, um mit ihr zu Abend zu essen und sich aufzuwärmen, hatte er vorgegeben.

Angeblich handelte es sich um einen 19-jährigen Gärtnerlehrling aus Mainz. Als Namen gab er Tobias an, den Nachnamen wollte er lieber für sich behalten. Immerhin habe er über ein Mobiltelefon verfügt. Auch eine Freundin will er gehabt haben, gab er gegenüber unserem Reporter an.

So wie sich nun die Geschichte entwickelt hat, kann man durchaus daran Zweifeln, ob die romantische „Wetten-Geschichte“ wirklich den Tatsachen entsprach oder ob es sich nicht doch um einen Wohnsitzlosen jungen Mann handelte, der sich eine Legende zurechtgelegt hatte. Vielleicht taucht das Zelt ja irgendwo wieder auf.

Andreas Nöthen