Handball: Schwierige Motivationslage beim HSV Sobernheim und der HSG Nahe-Glan - Die Trainer Tsoultidis und Schneider müssen ihre Teams bei Laune halten
Bingo-Abend und Ganzkörperkräftigung statt Handballtraining – Axel Schneider sagt: "Wer jetzt als Trainer die Motivation hoch halten kann, ist ein David Copperfield.“
Axel Schneider hofft wenigstens auf Kleingruppentraining. Foto: Hähn
Hähn

Kreis Bad Kreuznach. Bis zum 1. Mai mussten die rheinhessischen Handballvereine, zu denen auch die Klubs aus dem Kreis Bad Kreuznach gehören, ihre vorläufigen Mannschaftsmeldungen für die Saison 21/22 abgeben. Aber so wirklich bewegt sich noch nichts in der Szene. Es gibt bislang keine Klasseneinteilung, keine Spielpläne, keinen konkreter Starttermin. Training ist momentan ja auch nicht möglich, nicht einmal im Freien. Doch diese Probleme kennen ja auch andere Sportarten.

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Die vorletzte Saison im Handball wurde abgebrochen, aber gewertet, zumindest was den Aufstieg anging. Der Beginn der vorigen Runde wurde immer wieder hinausgeschoben, dann wurde der Spielbetrieb zumindest auf Verbandsebene gleich ganz ausgesetzt. Da ist es für die Trainer nicht einfach, die Spieler bei Laune und vor allem bei der Stange zu halten.

„Mir war im vorigen Jahr relativ früh klar, dass keine Runde gespielt wird“, sagt Trainer Ioannis Tsoultidis, der mit den Männern des HSV Sobernheim nach dem Abbruch der Saison 19/20 als Kreisliga-Zweiter in die Verbandsliga aufgestiegen war, und ergänzt: „Deswegen hatten wir keine Vorbereitung gestartet.“ Es gab zwischendrin lediglich ein gemeinsames Online-Training. Keine Spiele, kein gemeinsame Einheiten in Präsenz – doch irgendwie musste der HSV die kontaktfreie Zeit überbrücken. „Wir haben den Fokus darauf gelegt, die Jungs beisammen- und das Gemeinschaftsgefühl aufrechtzuerhalten“, sagt Tsoultidis. „Wir haben diverse Onlineaktionen veranstaltet, die relativ wenig mit Handball zu tun hatten.“ So gab es beispielsweise einen gemeinsamen Bingo-Abend. Das Sportliche blieb allerdings auch nicht ganz außen vor. Die Spieler gehen laufen und haben auch Vorgaben des Trainers, welche Strecken sie zu absolvieren haben. Dazu kamen noch ein paar zusätzliche Crossfit-Einheiten. „Aber nach anderthalb Jahren hielt sich die Begeisterung in Grenzen“, räumt der Coach ein.

Nicht groß anders sieht es beim Rheinhessenligisten HSG Nahe-Glan aus. Unter Anleitung einer Fitnesstrainerin aus Bad Sobernheim arbeiteten die Handballer der neu gegründeten Spielgemeinschaft aus TuS Kirn und SSV Meisenheim an ihrer Ganzkörperkräftigung. Dazu gibt es eine Fitnessapp, in der jeder seiner Leistungen im Laufen oder Radfahren eintragen kann, wofür es dann Punkte gibt. Die Teilnahme an allen Aktionen ist allerdings freiwillig. Zwischen zehn und 20 Teilnehmer haben die Trainingseinheiten. „Diejenigen, die immer viel für sich gemacht haben, haben sich stärker beteiligt, die anderen weniger“, sagt Axel Schneider. „Die Motivationslage ist schwierig, wer jetzt als Trainer die Motivation hoch halten kann, ist ein David Copperfield.“ Auch dem HSG-Trainer ist der Zusammenhalt wichtig. So gab es bereits virtuelle Wein- und Bierproben.

Die HSG ist in einer besonderen Situation. Das Zusammengehen von TuS und SSV war mit viel Euphorie beschlossen worden, über kurz oder lang sollte der Aufstieg in die Oberliga angegangen werden. Doch noch hat das neue Team kein gemeinsames Spiel bestritten. „Diese Situation ist extrem schwierig, deutlich schwieriger als bei anderen Vereinen, die auf gewachsene Strukturen zurückgreifen können“, sagt Schneider. „Das anfänglich hohe Motivationslevel wurde ausgebremst.“

Tsoultidis kann das nachvollziehen. „Ich möchte nicht mit Axel tauschen“, sagt der HSV-Trainer. „Vereinsstrukturen helfen, weil die Spieler eine Historie im Verein haben, sich dort als Nachwuchstrainer oder im Vorstand engagieren. So haben wir ein Frustlevel vermieden.“ Wohl auch wegen dieser unterschiedlichen Voraussetzungen haben die Trainer verschiedene Ansichten zum Kleingruppentraining im Freien, das möglicherweise bald erlaubt sein wird. „Sobald Zusammenkünfte zugelassen werden, werden wir uns in Odernheim oder auf Kyrau verabreden“, sagt Schneider. „Wir wollen uns möglichst bald treffen, um in Mannschaftsstärke zu trainieren.“ Tsoultidis sieht das eher skeptisch, selbst wenn auch er die Möglichkeit – vorrangig unter dem sozialen Aspekt – nutzen wird. „Ich weiß nicht, wie sinnvoll es ist, fünf Leute auf den Rase zu stellen, um sich aus drei Metern den Ball zuzuwerfen“, sagt der HSV-Coach. „Das hat mit unserem Spiel eigentlich nichts zu tun.“ Gert Adolphi