Mainz
Bilanz der Kampfmittelräumer: 27 Blindgänger entschärft

Mainz (dpa/lrs). Eine verschobene Landesgartenschau, evakuierte Schulen und viel gefährliche Arbeit: Fast 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg haben auch 2014 explosive Altlasten den Kampfmittelräumdienst (KMRD) Rheinland-Pfalz auf Trab gehalten. Bis zum 30. November entschärften die Experten nach eigenen Angaben 26 Bomben und sprengten einen bei Worms gefundenen Blindgänger. „Wir haben mehr als 32 Tonnen Munition geborgen“, sagte ihr Technischer Leiter Horst Lenz.

Die Hellenstraße in Vallendar.

Peter Karges

Stillleben an der B42.

Peter Karges

Der letzte Bus nach Koblenz.

Peter Karges

Tschüss, Vallendar, bis später!

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Gravierende Zwischenfälle erlebten die Bombenentschärfer nach eigener Aussage in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz nicht. Der schwerste entschärfte Sprengkörper wog 1000 Kilogramm. Sein Fund im Juli in Weitersburg nahe Koblenz löste eine der aufwendigsten Aktionen in diesem Jahr aus.

Impressionen aus Vallendar

Winfried Scholz

Impressionen aus Vallendar

Winfried Scholz

Impressionen aus Vallendar

Winfried Scholz

Impressionen aus Vallendar

Winfried Scholz

Impressionen aus Vallendar

Winfried Scholz
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Geräumt werden müssen laut Stadtverwaltung die komplette Ortsgemeinde Weitersburg, ein nördlicher Teil von Vallendar, eine Zone im südlichen Bendorf sowie Teile der Rheininsel Niederwerth. 6000 Anwohner mussten ihre Häuser verlassen. Gesperrt wurden auch die Bundesstraße 42 und die Autobahn 48, der rechtsrheinische Bahnverkehr und die Rhein-Schifffahrt.

Bombenentschärfung in Mainz
Rund 8500 Bewohner in Weisenau mussten ihre Wohnungen verlassen. Foto: Fredrik von Erichsen
DPA

Erst am 30. November wurde in Mainz eine 500-Kilogramm-Bombe entschärft. Hier mussten sich sogar 8500 Anwohner aus der Gefahrenzone entfernen. Auch hier kamen Straßen-, Bahn- und Rhein-Schiffsverkehr zum Erliegen.

Die Evakuierung in Güls und die Entschärfung der US-Fliegerbombe in Bildern.
Sascha Ditscher
Die Evakuierung in Güls und die Entschärfung der US-Fliegerbombe in Bildern.
Sascha Ditscher
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Die Evakuierung in Güls und die Entschärfung der US-Fliegerbombe in Bildern.
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Die Evakuierung in Güls und die Entschärfung der US-Fliegerbombe in Bildern.
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Die Evakuierung in Güls und die Entschärfung der US-Fliegerbombe in Bildern.
Sascha Ditscher
Die Evakuierung in Güls und die Entschärfung der US-Fliegerbombe in Bildern.
Sascha Ditscher
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Am 31. Oktober wurde auch in Koblenz-Güls eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. 4000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Gegen 19.38 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden.

Bei Bauarbeiten in Koblenz-Güls wurde am Dienstagmorgen eine Fliegerbombe im Erdreich entdeckt. Das Areal wurde vorsorglich abgesperrt, Experten des Kampfmittelräumdienstes sind im Einsatz

Die Meldung ging bei der Polizei gegen 9 Uhr ein: Bei Bauarbeiten in der Karl-Mannheim-Straße im Baugebiet Güls Süd ist ein Baggerfahrer auf den verdächtigen Gegenstand gestoßen. Die Einsatzkräfte wurden verständigt, um den Gegenstand zu untersuchen. Ob es sich um ein Kriegsrelikt handelt, blieb zunächst offen.

Bei dem Gegenstand handelt es sich um eine Bombe, bestätigt die Feuerwehr der RZ auf Anfrage. Wie groß sie ist, was mit ihr geschehen muss - das ist weiterhin offen. Nahe der Fundstelle befindet sich ein Seniorenheim, auch die Bahngleise verlaufen in unmittelbarer Nähe.

Der Kampfmittelräumdienst hat die Bombe freigelegt. Es könnte sich um eine bis zu 1000 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg handeln, hieß es am Fundort.

Am Dienstagnachmittag will die Feuerwehr gemeinsam mit dem Kampfmittelräumdienst und dem Ordnungsamt in einer Lagebesprechung entscheiden, was mit der Bombe geschehen wird. Auch wird festgelegt, ob sie gesprengt werden muss oder entschärft werden kann.

„Von der Bombe geht aktuell keine Gefährdung aus, sie ist im guten Zustand“, betont der Einsatzleiter der Feuerwehr Koblenz, Wolfgang Schröder. Der Fundort und Teile der Karl-Mannheim-Straße bleiben bis auf Weiteres gesperrt.

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Kurt Mazzucco vom KMRD hatte zusammen mit Horst Lenz und drei weiteren Kollegen die Kriegshinterlassenschaft unschädlich gemacht, Zünder und Bombe bildeten keine Einheit mehr. Eine gute halbe Stunde hatten sie dafür gebraucht.

Die für 2014 geplante Landesgartenschau in Landau öffnet erst nächstes Jahr ihre Tore, weil der KMRD insgesamt neun Blindgänger auf ihrem Areal und einen zehnten daneben entschärfen musste. Tausende Schüler hatten daher bei einer Aktion am 7. März 2014 „bombenfrei“. Experten sondierten das komplette Gelände.

Die Zahl der Fundmeldungen in diesem Jahr gab Lenz mit 836 bis zum 30. November an. Immer noch melden sich auch alte Zeitzeugen mit Erinnerungen an Bombenabwürfe. „Aber das wird so lange nach dem Krieg immer schwieriger, immer schwammiger. Außerdem hat sich mit den Flurbereinigungen seit 1945 viel verändert.“

Nach wie vor wertet der KMRD laut Lenz auch historische Luftbilder aus. „Die sind aber nicht geeignet, irgendwo auszuschließen, dass da nicht doch noch Bomben liegen“, warnte er mit Blick auf Bauprojekte. Für eine Schätzung, wie viele Blindgänger noch im Land unter der Erde schlummern, fehlt nach Angaben des KMRD eine seriöse Basis.

Die Zielgenauigkeit war im Weltkrieg laut Lenz sehr schlecht. Wegen Navigationsfehlern habe es Abweichungen von bis zu 100 Kilometern gegeben. Im Krieg habe die schiere Masse gezählt. „Zum Beispiel warfen die Alliierten in meinem Heimatort Irlich, der heute zu Neuwied gehört, 2926 Bomben ab, um ein einziges Mal eine kleine Brücke zu treffen“, sagte der Experte. Der KMRD Rheinland-Pfalz hat derzeit 13 Mitarbeiter. Hauptstandort ist Koblenz und Verwaltungssitz Trier. Hinzu kommt ein Standort in Worms.