Fußball-Ehrenamt DFB-Ehrenamtspreisträger im Kreis Birkenfeld 2017 istBerthold Hoffmann vom VfR Baumholder - Sanfter Rückzug geplant
Berthold Hoffmann: Vom Montagsklub zum Herrscher über die Finanzen beim VfR Baumholder
DFB-Ehrenamtspreisträger Berthold Hoffmann (Mitte) wird eingerahmt von Axel Rolland, dem Kreisvorsitzenden, und Dr. Hans-Dieter Drewitz, dem Präsidenten des Südwestdeutschen Fußballverbandes. Foto: SWFV
Axel Rolland

Baumholder. Wer Berthold Hoffmann nach seinem größten Spiel als Fußballer beim VfR Baumholder fragt, der bekommt eine überraschende Antwort. Überraschend deshalb, weil dem 65-Jährigen weder Gegner noch genaues Ergebnis einfallen, und weil die Partie lange nach seiner Zeit als Aktiver stattgefunden hat. „Es war ein Spiel mit der AH an der Mosel. In unserer Top-Besetzung haben wir bei einem Verein gewonnen, der jahrelang kein AH-Spiel verloren hat“, erzählt Hoffmann mit einem Leuchten in den Augen. Rein fußballerisch hat der VfR Baumholder bessere Spieler hervorgebracht als ihn, wobei Hoffmann kein Schlechter war – es reichte nur nie ganz zum Stamm der starken ersten Mannschaft. „Ich bin da immer wieder mal zum Einsatz gekommen und habe ausgeholfen“, lacht Hoffmann.

In die allererste Reihe beim VfR Baumholder gehört aber der Funktionsträger Berthold Hoffmann. Seit 1976 betreibt der ehemalige Angestellte bei der Standortverwaltung Baumholder Vorstandsarbeit beim Westricher Traditionsverein – und das eigentlich immer mit wichtigen Funktionen. Obwohl er selbst nie nach Entlohnung für seine Tätigkeiten gestrebt hat, erfuhr er jetzt eine besondere Würdigung. Berthold Hoffmann ist der Ehrenamtspreisträger des Deutschen Fußballbundes im Kreis Birkenfeld 2017. Aktuell bekleidet Hoffmann eines der wichtigsten Ämter im VfR überhaupt, er ist der Herrscher über die Finanzen des exakt 1111 Mitglieder starken Vereins – genau gesagt Vorstandsvorsitzender für die Buchhaltung und Finanzen. Außerdem ist er Mitglied im Festausschuss.

Im Festausschuss hat auch seine ehrenamtliche Arbeit für den VfR Baumholder begonnen – und zwar 1973 aus dem so genannten Montagsklub heraus. Dieser Montagsklub besteht bis heute und ihm gehören einige ehemalige Fußballgrößen des VfR an – unter anderem Jürgen Dringelstein, Raimund Conrad und Burkhardt Bidinger. „Damals hatten wir gehört, dass es beim VfR Unregelmäßigkeiten gegeben hatte“, erinnert sich Hoffmann und erzählt weiter: „Wir haben uns darüber im Montagsklub unterhalten und haben ziemlich spontan unsere Mithilfe angeboten – und zwar im Festausschuss.“ Drei Jahre später hatte Hoffmann zum ersten Mal mit den Finanzen des VfR Kontakt, er wurde zum 2. Kassierer gewählt. Über vier Jahrzehnte hinweg übte er nun alle möglichen ehrenamtlichen Tätigkeiten im Verein aus. Er war Abteilungsleiter Jugendfußball, 1. Kassierer, AH-Leiter und Platzwart. „Der VfR Baumholder bestimmt meine Freizeit von jung an“, sagt Hoffmann und betont: „Meine ganzen Freunde sind hier im VfR.“ Das ist bis heute so.

Wichtige Alte Herren

Jeden Mittwoch ist AH-Abend im Sportheim des VfR. Knapp 40 Leute gehören dieser illustren Gesellschaft an. Immer gibt es etwas zu essen. „Dafür ist jede Woche jemand anderes zuständig“, verrät Hoffmann, ehe er lachend erzählt: „Früher haben wir vorher gekickt, heute spielen wir Karten.“

Für Hoffmann sind die AH-Fußballer des Herz des Klubs. „Das ist eine gewachsene Sache, die AH hält den Verein hoch“, sagt er und verhehlt Sorgen nicht: „Die Jüngeren sind nicht mehr ganz so mit diesem Herzblut dabei. Ich hoffe, dass es diese Mittwochabende auch noch in 20 Jahren gibt.“ Die VfR-AH kümmert sich auch um den Wirtschaftsbetrieb im Sportheim – und Hoffmann spielt dabei eine wichtige Rolle. Er teilt die Dienste ein, kümmert sich um die Einkäufe und Abrechnungen.

Einer von fünf Vorständen

2014 erlebte der VfR Baumholder eine Zäsur. Nach 14 Jahren an der Spitze des Vereins legte Klaus Schöpfer sein Amt als Vorsitzender nieder – und der VfR stellte sich neu auf. Fünf gleichberechtigte Vorstandsvorsitzende teilen sich seitdem die wichtigsten Ressorts und führen den Verein gemeinsam. Berthold Hoffmann gehörte zu denen, die diese Umstellung vorangetrieben haben. „Wer will denn solch einen riesigen Verein alleine leiten“, fragt er rhetorisch und ist nach wie vor voll davon überzeugt, dass die vielfältigen Aufgaben auf mehreren Schultern verteilt werden müssen. Außer ihm stehen dem VfR Joachim Nickchen, Dieter Bergisch, Burkhardt Bidinger und Ingrid Lopez dem VfR Baumholder vor. „Dieses Säulenmodell läuft super“, freut sich Hoffmann.

Irgendwie war es logisch, dass Hoffmann das Resort „Bank- und Buchhaltung“ übernahm, schließlich war er dafür prädestiniert. 2012 bis 2013 nahm er an einem Vereinsmanager-Lehrgang des Sportbundes Rheinland teil. „Wer die Zeit dazu findet, dem kann ich nur empfehlen, diesen Lehrgang zu belegen“, sagt Hoffmann und erläutert: „Abgesehen davon, dass eine Sportmanagerstelle vom Sportbund bezuschusst wird, bekommt man ein riesiges Hintergrundwissen und hat die Chance, sich ein Netzwerk mit höchst qualifizierten Leuten aufzubauen.“

Den Gesamtverein im Blick

Von Berthold Hoffmanns Wissen und Können profitiert der ganze Verein. „Keine Frage, ich kommen vom Fußball, aber in der Position, die ich innehabe, muss man den Gesamtverein im Auge behalten – und der besteht nun einmal aus sieben Sparten.“ Bei Hoffmann sind das keine Worthülsen, er interessiert sich nicht nur aus finanziellen Gründen für alle Abteilungen des Vereins, sondern aus Überzeugung. „Überall hinzugehen, jede Veranstaltung, bei der eine unserer Sparten beteiligt ist, zu besuchen, ist unmöglich. Aber wenn es passt, schaue ich gerne mal vorbei, alleine schon um zu wissen, um was es tatsächlich geht.“ Und so kann Hoffmann wirklich kompetent über alle Vereinsabteilungen sprechen. „Tennis wird leider immer weniger, dass hat zu Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf geboomt“, sagt er. Dafür wird die Leichtathletik immer stärker. „Das hat viel mit Sandra Dolby zu tun, die dort das Training leitet. Das ist der Wahnsinn, wie sie das macht. Mittlerweile sind so viele Kinder da, dass sie verschiedene Trainingsgruppen machen muss“, berichtet Hoffmann voller Anerkennung. Die Leistungen der Turner und ihrer Cheerleading-Abteilung freuen ihn genauso wie die Erfolge der Badminton-Abteilung mit ihrem Aushängeschild Louisa Marburger. Aber auch die kleine, aber feine Schach-Abteilung und die Karate-Sparte nötigen ihm Respekt ab. „Karate wird bei uns ganz im Stillen betrieben. Die Sparte nimmt an keinen Wettkämpfen teil, trainiert für sich und macht ihre Gürtelprüfungen. Das ist ein ganz toller Haufen“, lobt er. Obwohl es im Gespräch mit Berthold Hoffmann eigentlich um ihn, den neuen DFB-Ehrenamtspreisträger, gehen soll, würde er viel lieber nur über den VfR und seine Sparten sprechen. „In den Abteilungen läuft es super“, findet er.

Natürlich liegen ihm die Fußballer besonders am Herzen. Auch hier läuft es. Drei aktive Mannschaften stellt der VfR, die erste darf sich nach wie vor Hoffnungen auf den Aufstieg machen. „Es wäre schön, wenn wir unter die ersten Zwei kommen würden“, sagt Hoffmann und glaubt: „Es könnte noch klappen.“ Die Leistungen haben nach seiner Auffassung viel mit dem derzeitigen Trainer zu tun. „Sascha Schnell passt einfach zu uns“, findet der Finanzchef, der aber auch die Arbeit von Hans-Günther Schinkel und Joachim Grüner würdigt. Der eine, „Bosko“ Schinkel coacht die zweite und dritte Mannschaft, der andere, Grüner, ist für das Frauenteam verantwortlich. Beide werden übrigens zum Ende der Saison aufhören, was Hoffmann bedauert.

Sorge um den Jugendfußball

Der Vorstandsvorsitzende leistet sich aber trotz der aktuellen Erfolge einen differenzierten Blick auf den Fußball und stellt klar: „Im Aktivenbereich sind wir gerade erfolgreich, aber wir haben Probleme bei der Jugend. Obwohl wir mit der SG Unnertal gemeinsame Sache machen, mussten wir zum Beispiel die B-Jugend abmelden.“

Auf die aktiven Fußballer ist Hoffmann aber nicht nur wegen ihrer Erfolge stolz, sondern auch, weil zwei von ihnen bei der Dachsanierung des Sportlerheims geholfen haben. „Eigentlich haben wir das mit unserer AH gemacht, aber als wir Dominic Schübelin und Enrico Willrich gefragt haben, waren sie sofort bereit, uns zu unterstützen. Das habe ich als sehr positiv empfunden.“

Bliebe noch die Frage, ob Hoffmann, der in Baumholder auch im Stadtrat sitzt, seine Arbeit im Vorstand eher als Freude oder eher als Belastung empfindet. „Der Spaß überwiegt ganz eindeutig, sonst würde ich das alles nicht machen“, stellt er klar und erzählt lächelnd: „Ich trage gerne Plakate aus. Das ist für mich ein Spaziergang durch die Stadt.“

Raus aus dem Vorstandsamt

Trotz aller Freude an seinem ehrenamtlichen Job – Hoffmann würde sich gerne etwas zurückziehen. Nicht total und nicht Knall auf. „Mein Ziel ist es, das Vorstandsamt abzugeben. Meine geschäftsführende Tätigkeit würde ich weitermachen und jemanden einarbeiten“, erklärt er. Hoffmann hofft, dass sich sein Wunsch bei der Jahreshauptversammlung des Vereins am Freitag umsetzen lässt.

Burkhardt Bidinger ist froh, dass Hoffmann nicht ganz aufhören wird. „Er ist eine Institution beim VfR und eigentlich nicht zu ersetzen“, stellt er klar, um außerdem festzuhalten: „Zusammen mit Raimund Conrad ist er mein bester Freund. Unser Montagsklub besteht seit 1971.“ Und wie war das jetzt mit Berthold Hoffmanns größtem Spiel. Burkhardt Bidinger lacht, ehe er zugibt: „Ich kann mich an den Gegner auch nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch, dass es tatsächlich ein Wahnsinnsspiel, mindestens auf Bezirksliganiveau, war – und – wir haben 3:2 gewonnen.“

Von unserem Redakteur Sascha Nicolay