Am Montag, 18. September, feiert der Westerwälder sein WM-Debüt im norwegischen Bergen im Zeitfahren der Altersklasse U 23. Überraschend kommt die Berufung durch den BDR nicht. Als Zweitplatzierter hatte Braun die deutsche Meisterschaft im Juni in Chemnitz hinter dem gebürtigen Schwenninger Patrick Haller absolviert. Dass die beiden nun in Bergen auf die Strecke gehen, ist die logische Konsequenz aus diesen Ergebnissen. „Ich hatte zunächst auf eine Teilnahme an der Europameisterschaft im August gehofft und war anfangs auch etwas enttäuscht darüber, dass es nicht gereicht hat. Jetzt freue ich mich aber riesig über die Nominierung. Eine Weltmeisterschaft hat schließlich noch einen höheren Stellenwert“, sagt Braun.
Reduzierte Trainingswoche
Ursprünglich war die Bekanntgabe der Namen, die für Deutschland in die Pedale treten, erst für den heutigen Samstag vorgesehen, aber dann erreichte die frohe Botschaft die 32 auserwählten Junioren, U 23- und Elitefahrer doch früher als gedacht. Julian Braun wird es in den nächsten Tag etwas ruhiger angehen lassen und eine reduzierte Trainingswoche einlegen, um dem Körper ein wenig Ruhe zu gönnen und dann in Bergen fit von der Startrampe zu rollen. „Am Freitagnachmittag werde ich von Frankfurt aus nach Norwegen fliegen, am Samstag machen wir und vor Ort ein Bild vom Kurs, am Sonntag absolvieren wir eine Vorbelastung, um in Rennstimmung zu kommen und montags gilt es dann“, wirft der Zeitfahrspezialist, der ursprünglich vom Mountainbike kommt, einen Blick voraus.
37 Kilometer lang ist die Strecke, die Braun und seine Mitstreiter in der norwegischen Hafenstadt absolvieren müssen. Auf der WM-Homepage hat der Kirchener das Profil bereits studiert. Seinen Eindruck beschreibt er so: „Für eine Weltmeisterschaft ist es ein schöner Kurs. Es reicht dort nicht, nur ein guter Roller zu sein. Man muss auch ein bisschen bergauf fahren sein. Ich mag es, wenn die Strecke etwas wellig ist. Sie könnte mir entgegenkommen.“ Das Potenzial zum Scharfrichter hat der „Birkelundsbakken“ im südlichen Teil des Rundkurses. Ein 1,4 Kilometer langer knackiger Anstieg mit durchschnittlich 7,2 Prozent Steigung, auf den letzten 400 Metern weist er sogar ein Gefälle von über neun Prozent auf.
Stolzer Teamchef
Was für den Mann von Team Lotto Kern-Haus bei seinem WM-Debüt möglich ist, vermag er so genau noch nicht zu prognostizieren? „Ich kann kein konkretes Ziel formulieren, werde aber auf jeden Fall mein Bestes geben und will so weit vorne wie möglich dabei sein.“ Auch wenn noch längst nicht alle nationalen Verbände ihre Aufgebote benannt haben, hat Braun für den Kampf um den Titel und die Medaillenplätze schon Kandidaten in Aussicht: „Die Dänen sind momentan in der U 23 sehr stark.“ Das bestätigte auch der Ausgang der Europameisterschaft, als Kasper Asgreen und Mikkel Bjerg beim Heimspiel in Herning die ersten beide Plätze belegten. Die Erinnerung an die Tour de Berlin aus dem vergangenen Jahr macht Braun Mut: „Da war ich nicht weit von den Dänen entfernt.“ Stolz auf die Nominierung des 21-Jährigen ist man auch in Koblenz bei seiner Mannschaft. „Julian hat sich die WM-Teilnahme mit dem zweiten U 23-DM-Platz im Einzelzeitfahren und nun als Bestandteil unserer Meistermannschaft absolut verdient. Er hat sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt“, freut sich Florian Monreal, Manager des Teams Lotto Kern-Haus. Braun ist der erste Fahrer des Rennstalls vom Deutschen Eck, der das Trikot mit dem Bundesadler überstreifen darf. Monreal: „Es war schon immer und ist auch weiterhin ein großes Ziel, unsere Leute zu Europa- und Weltmeisterschaften zu bringen. Mit Julians Berufung haben wir das nun zum ersten Mal erreicht.“
Anders als der zweite BDR-U 23-Zeitfahrer Patrick Haller wird der Kirchener im Straßenrennen der „Espoirs“ nicht zum Einsatz kommen. Hier nehmen neben dem 20-Jährigen auch Lennard Kämna (Wedel), Max Kanter (Cottbus), Florian Nowak (Garmisch-Partenkirchen), Johannes Schinnagel (Rothenburg) teil.