Eigentlich ist der Finaltag der Amateure ja eine super Sache. Die ARD überträgt als Konferenz alle Endspiele der Landespokale. Abgesehen davon, dass dies natürlich eine wunderbare Plattform für die Endspielteilnehmer ist, erfahren die Fußball-Anhänger in Deutschland live und aus erster Hand, wer neben den Profiklubs in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals starten darf. Doch diesmal ist aus dem geplanten Sendetermin ein echtes Problem erwachsen. Die ARD will „ihren“ Finaltag der Amateure unbedingt am 29. Mai übertragen – also in knapp zwei Wochen schon. Ein Problem, das sich als umso gewaltiger darstellt, wenn auf der einen Seite die als Profis geltenden und auch unter solchen Bedingungen trainierenden Dritt- und Viertligisten noch im Verbandspokal vertreten sind, auf der anderen Seite aber auch tatsächliche Amateure mitmischen. Im SWFV, dessen Pokalrunde im Vergleich zu anderen Landesverbänden schon ziemlich weit fortgeschritten ist, ergibt sich genau diese Schwierigkeit – und zwar in maximal zugespitzter Form. Denn dort im Viertelfinale stehen außer Drittligist 1. FC Kaiserslautern tatsächlich nur noch Mannschaften, die höchstens in der Oberliga, also fünftklassig, zu Hause sind und deshalb seit Ende Oktober nicht mehr unter Wettkampfbedingungen gegen den Ball getreten haben.
Zeitfenster für sportliche Lösung
In einer Videokonferenz mit den noch im Verbandspokal verbliebenen Vereinen hat sich der SWFV mit dem Problem befasst und dann Entscheidungen getroffen. Der Verband wird erstens nicht am Finaltag der Amateure der ARD am 29. Mai teilnehmen – das Finale des Südwestpokals, sofern es eines gibt, wird diesmal also nicht im Live-Fernsehen zu bewundern sein. Zweitens hat der SWFV festgestellt, dass die Landesverbände, also auch der SWFV, bis zum 30. Juni Zeit haben, um dem DFB einen Teilnehmer an der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde zu melden. Diese zweite Entscheidung lässt dem SWFV ein theoretisches Zeitfenster bis etwa in die letzte Mai-Woche. Wenn sich die Corona-Lage bis dahin so positiv entwickelt, dass die Behörden grünes Licht gäben, dann wäre es unter Umständen möglich, die verbleibenden sieben Partien der Pokalsaison (vier Viertelfinal-, zwei Halbfinal- sowie die Finalpartie) auszutragen und zuvor sogar noch eine Phase des Vorbereitungstrainings zu ermöglichen. Ob freilich die vom SWFV selbst als notwendig erachteten vier Trainingswochen machbar sind, steht auf einem anderen Blatt. Für den Idealfall, dass also tatsächlich noch alle verbliebenen Pokalspiele über die volle Spielzeit über die Plätze gehen, ist das Zeitfenster wirklich sehr klein – für andere, kreative, Lösungen (Turnier, Auslosung der Halbfinalisten oder der Finalisten oder eines Endspielpartners für den 1. FCK) könnte es ausreichen.
„Absolut richtige Entscheidung“
Die Viertelfinal-Kontrahenten von der Nahe, der SC Idar-Oberstein und Hassia Bingen, haben zunächst einmal ein Lob übrig für die SWFV-Entscheidung, sich nicht dem TV-Zeitdruck zu beugen und die Teilnahme am Finaltag der Amateure abzusagen. „Das zu tun, ist absolut richtig“, betont Klaus Schuster, der Sportliche Leiter von Oberligist Hassia Bingen, und erklärt: „Für die Amateurvereine wäre dieser Termin gar nicht möglich gewesen.“ Andy Baumgartner stößt ins gleiche Horn: „Der SWFV hat zum Wohle der Spieler seiner Amateurklubs entschieden und damit das einzig Logische und Vernünftige getan“, stellt der Trainer des SC Idar-Oberstein klar.
Über die Frage, ob es zum Viertelfinalduell zwischen dem Verbandsligisten aus der Schmuckstadt und dem Oberligisten von der Nahe-Mündung noch kommen sollte, herrschen allerdings unterschiedliche Ansichten. Schuster hätte es als „verfrüht“ empfunden, wenn der SWFV schon andere Lösungen zur Meldung des DFB-Pokalteilnehmers entschieden hätte als die sportliche, also die Austragung aller Partien. „Wir haben immerhin bis zum 30. Juni Zeit“, erklärt der Sportliche Leiter der Binger, der findet: „Man hofft doch, dass der Pokal auf sportlichem Wege einen Sieger findet, und das würde auch vieles einfacher machen.“
„Magische vier Wochen zu wenig“
Andy Baumgartner sieht das anders und hält das Beenden des Verbandspokals für unsinnig. Der SC-Trainer sagt: „Mein Ansatz ist, alles, was früher beginnt als September, ist Quatsch.“ Baumgartner stellt klar, dass auch vier Wochen Vorbereitung nicht ausreichten, um nach sieben Monaten Pause wieder in einem Wettkampf zu gehen. Er sagt: „Man kann nicht erwarten, dass in den magischen vier Wochen alles aufholbar ist. Auch wenn es schwer fällt diesen Pokal nicht fertig spielen zu dürfen, sollte man sich eingestehen, dass es nicht sinnvoll ist.“ Für Baumgartner gibt es deshalb nur eine Konsequenz: „Irgendwo trägt doch jeder im SWFV den 1. FC Kaiserslautern im Herzen, und so sollte der FCK „unser“ DFB-Pokalteilnehmer sein.“
Doch es sind natürlich nicht in erster Linie „fanromantische“ Überlegungen, die Baumgartner diese Lösung favorisieren lassen, sondern vor allem pragmatische und aus seiner Sicht logische. Der SC-Coach sagt: „Der FCK ist die einzige Mannschaft, die wirklich voll im Training sein kann. Es ist abwegig zu glauben, dass man als Viert- oder Fünftligist ohne Training gegen eine der besten Drittligamannschaften der vergangenen Wochen einfach so antreten und womöglich sogar noch eine Chance haben kann.“
Für Baumgartner steht also fest, dass die Verbandspokalrunde beendet und der 1. FC Kaiserslautern als Teilnehmer am DFB-Pokal gemeldet werden sollte. Allerdings formuliert der Idarer Übungsleiter eine Voraussetzung: „Es muss eine faire Abwicklung geben“, sagt er und präzisiert: „Ich wünsche mir, dass sich die Vereine einig sind und das sportlich Verpasste auf andere Art abgegolten wird.“
Finanzielle Lösung
Natürlich spielt Baumgartner auf die Preisgelder an, die im Verbandspokal ausgeschüttet werden. Er betont: „Ohne es zu beziffern – es darf nicht sein, dass die verbliebenen Vereine das Gefühl haben, benachteiligt worden zu sein.“
Auch Bingens Klaus Schuster erklärt: „Wenn der Verbandspokal tatsächlich nicht zu Ende gespielt werden kann, dann muss man eine Lösung finden, die von allen verbliebenen Vereinen gemeinschaftlich erarbeitet wird.“ Der Sportliche Leiter der Hassia geht ebenfalls davon aus, dass dann der 1. FC Kaiserslautern für die erste DFB-Pokal-Hauptrunde gemeldet wird. „Ganz einfach deshalb, weil er dann die einzige Mannschaft besitzt, die im Training wäre und spielen könnte“, erklärt er und ergänzt: „Für die anderen Vereine müsste dann eine finanzielle Lösung gefunden werden.“
In diesem Fall müsste dann nur noch der 1. FC Kaiserslautern mitspielen. Und in dieser Beziehung ist Baumgartner optimistisch: „In den Gesprächen hat sich der 1. FC Kaiserslautern bisher als sehr fair und kollegial erwiesen“, betont der SC-Coach. „Der FCK hat große Schritte auf die sieben Amateurverein zugemacht.“ Das Derby zwischen dem SC und der Hassia würde es freilich dann nicht geben...