Mainz – Wenn das mal keine faustdicke Weihnachtsüberraschung ist: Der ASV Mainz 88 ist auf der Suche nach einem neuen Trainer seiner ersten Mannschaft in der Ringen-Bundesliga noch vor dem Jahresende fündig geworden.
Die Überraschung liegt in der Person des Kandidaten: Baris Baglan kehrt zurück zum Traditionsverein aus der Altstadt und übernimmt wieder den Posten des Cheftrainers. „Ich gehe davon aus, dass wir zu einem Ergebnis kommen und Baris Baglan am Donnerstag den Vertrag unterscheiben wird“, erklärte Professor Eckhart Pick, der Vorsitzende des Bundesligisten.
Nachfolger des Nachfolgers
Der 37-Jährige Baglan wird damit Nachfolger seines Nachfolgers, des Anfang des Monats gefeuerten Ahmet Cakici, der nach heftiger Kritik an der Führung des Vereins umgehend suspendiert worden war und die Mannschaft im abschließenden Bundesligakampf schon nicht mehr betreuen durfte. Thomas Ferdinand, Coach der Regionalligaringer, hatte beim 23:18-Erfolg in Musberg die Verantwortung. Die Play-offs hatten die 88er zuvor schon nicht erreicht.
„Ich habe mit Baris Baglan lange Gespräche geführt, um ihn wieder für uns zu gewinnen“, sagte Pick der MRZ. „Wir mussten sein Vertrauen zurück gewinnen, dass es in Zukunft anders läuft bei uns, und dass die Neuaufstellung und -ausrichtung des Vereins eine Chance für ihn sein kann“ Das hat offenbar funktioniert.
Der 37-jährige Diplom-Sportlehrer hatte vor einem Jahr die Brocken beim Bundesligisten hingeworfen. Nachdem es schon geraume Zeit intern gekriselt hatte, gab die 15:19-Niederlage gegen die RWG Mömbris-Königshofen den Ausschlag, der zur Trennung führte. Die 88er hatten in der letzten Runde des letzten Kampfes gegen die Franken das wichtige Duell und damit die Teilnahme an den Play-offs verloren. Nicht zuletzt wegen einiger Entscheidungen des Chefcoaches im Hinblick auf Aufstellung der Mannschaft und Kampftaktik.
Kritik am Trainer
Danach hagelte es Kritik aus den eigenen Reihen. Der damalige 88-Geschäftsführer Wolfgang Ries sowie ASV-Vize Emil Müller hatten dem Trainer in den Medien massive Fehler vorgeworfen. Daraus hatte Baglan die Konsequenzen gezogen. „Ohne Rückendeckung aus dem Vorstand war ein vernünftiges Arbeiten nicht mehr möglich“, erklärte der 37-Jährige damals. Vor allen Dingen an einem Kampf hatten sich die Gemüter erhitzt. Daigoro Timoncini (96 Kilo) hatte kurz vor einem 3:0-Erfolg gegen den bis dahin ungeschlagenen Schweden Jakob Cedegren gestanden, der nach einer Anweisung des 88-Trainers an dessen italienischen Ringer die Gelegenheit erhalten hatte den Kampf zu drehen und 3:2 zu gewinnen. Ein Sieg von Timoncini hätten den Mainzern ein Remis in Mömbris eingebracht und die Chance erhalten, , die Play-offs doch noch zu erreichen. Der Klub präsentierte Cakici als Nachfolger, der zwölf Monate später ebenfalls scheiterte nach heftigen Dissonanzen mit der Vereinsführung. Heute nun will der Altstadtklub seinen neuen, alten Cheftrainer im Sportzentrum Weisenau präsentieren.
Persönlich verletzt
In den Verhandlungsgesprächen mit dem Diplom-Sportlehrer versicherte Eckhart Pick, wie er sagte, dem Rückkehrer, dass vor Jahresfrist nicht alles ordnungsgemäß gewesen sei, wie die Geschichte damals von Seiten der Verantwortlichen gehandhabt worden sei. „Wir haben intensiv über die Vergangenheit geredet“, sagte der ASV-Chef. „Ich habe Verständnis dafür, dass er seinerzeit seine Tätigkeit nieder gelegt hat, weil es doch persönliche Verletzungen gab.“ Nun wolle man gemeinsam einen Neuanfang wagen. jös