Unkel -. Es ist nichts weniger als das Ende einer Ära: Die BSG Unkel/Linz, mehr als vier Jahrzehnte die sportliche Nummer eins im Badmintonverband Rheinland, verabschiedet sich vom Leistungssport. Die Unkeler haben sowohl ihre erste Mannschaft, die in der abgelaufenen Saison Platz fünf in der Regionalliga Mitte belegt hatte, als auch ihr Oberligateam abgemeldet und spielen künftig in der Bezirksliga. Grund: Der BSG fehlen die Spieler.
Nicht weniger als neun Federballer sind der BSG in der jüngeren Vergangenheit verloren gegangen, durch Verletzungen, berufliche Veränderungen oder wegen Erreichens der sportlichen Altersgrenze. „So viele Ausfälle können wir nicht ersetzen“, sagt Brigitte Prax, die mit ihrem Ehemann Dieter und mit dem Linzer Chef „Lumpi“ Weber den Leistungssportbetrieb bei der BSG organisiert hat, „uns fehlen die Talente, vor allem bei den Männern. Der Zeitgeist hat sich gewandelt.“
Vier leistungsstarke Frauen stehen dem Verein noch zur Verfügung, auch wenn Aushängeschild Sarah Kämpf in der kommenden Saison wegen eines China-Aufenthalts nicht mitspielen könnte. „Wenn wir mit vier Frauen und zwei Männern spielen dürften, statt umgekehrt, hätten wir weniger Probleme“, meint Brigitte Prax mit ein wenig Galgenhumor, „aber es kann ja nicht Sinn der Sache sein, jedes Jahr zwei oder mehr ausländische Spieler zu finanzieren.“
Mit „Gastspielern“ beispielsweise aus Bulgarien oder wie zuletzt mit dem hoch talentierten Lasitha Menaka aus Sri Lanka hatte die BSG in der jüngeren Vergangenheit ihr Regionalligateam verstärkt und aufgefüllt. Doch der Starspieler aus dem Fernen Osten stand nur für die Hälfte der Vorsaison zur Verfügung; im Winter zog er in die USA um, und die Unkeler und Linzer gewannen in der Rückrunde kein einziges Spiel mehr.
So war für die Macher des ehemaligen Erfolgsteams, das einst sogar an die Tür zur Bundesliga klopfte, schon zum Saisonende klar, dass es in der Regionalliga, immerhin der dritthöchsten Spielklasse, nicht weitergehen konnte. Über den Rückzug der BSG freute sich der SV Guths Muths Jena, dem als Tabellenvorletzter der Abstieg erspart blieb.
Dann löste sich auch das Oberligateam der BSG Unkel/Linz, das sich bislang mit etlichen Ü 40ern mehr schlecht als recht zum Klassenverbleib gezittert hatte, in seine Bestandteile auf – und die Familie Prax und ihre Mitstreiter zogen die Notbremse.
„Es geht uns gut mit dieser Entscheidung“, versichert Brigitte Prax, „wir werden unsere Regionalligaspiele zwar vermissen, aber wenn wir nach Beuel fahren, können wir Erstliga-Badminton sehen.“ Und sie ersparen sich die zermürbenden Kämpfe um Sponsorengelder, um neue Spieler und darum, die alten bei der Stange zu halten. „Künftig konzentrieren wir uns ganz auf die Jugendarbeit“, versichert Brigitte Prax, die mit ihrem Mann noch regelmäßig bei internationalen Seniorenmeisterschaften erfolgreiche Auftritte feiert. „Unser Fokus liegt von nun an auf dem Breitensport, was nicht heißt, dass wir nicht genau hinschauen, ob nicht doch mal ein außergewöhnliches Talent dabei ist.“
Die Spielgemeinschaft mit Linz wollen die Unkeler auf alle Fälle noch eine Saison fortführen, dann sieht man weiter. Den Badmintonschläger an den Nagel zu hängen und die Trainingspläne ins Altpapier zu geben, kommt für Brigitte und Dieter Prax indes nicht infrage: „Wir machen weiter, bis der Arzt kommt.“ Stefan Kieffer