Generell ist eine behördliche Freigabe für Wettkampfsport nötig. Eine solche liegt aktuell jedoch noch nicht vor. Zunächst war ein Saisonstart ab dem 8. Juni anvisiert worden. Fest steht, dass die anstehende Spielzeit für alle Mannschaften von der Oberliga abwärts als sogenannte Übergangssaison angesehen und gewertet wird. So wird das Recht auf einen Regelaufstieg ausgesetzt, zudem gibt es keine Absteiger.
Der Tennisverband Rheinland betonte erneut, dass sich die Durchführung der Übergangssaison 2020 „streng nach den behördlichen Vorgaben wie Hygiene- und Abstandsregelungen“ richtet. Dies betrifft „insbesondere die Gastronomie, den Sanitärbereich, die Anreise der Mannschaften und eventuell auch das Doppel“. Es ist also weiterhin sehr wahrscheinlich, dass in dieser Übergangssaison lediglich Einzel gespielt und werden und folglich auf Doppel verzichtet wird. Eine wichtige Frage gilt es zudem zu klären: Wollen die Vereine überhaupt spielen? Wir haben uns umgehört und Stimmen von Klub-Verantwortlichen aus dem Rhein-Lahn-Kreis eingefangen.
In der Regionalliga Männer 30 sieht es derzeit trotz der definitiven Absage von vier Vereinen so aus, als käme die zur Bildung einer Liga notwendige Minimalbesetzung von vier Mannschaften, zu denen auch der Aufsteiger TC BW Bad Ems zählt, zustande. „Unser Mannschaftsführer Julian Mädrich hatte sich bei den anderen Vereinen erkundigt, wie sie es zu handhaben gedenken. Es sieht nun tatsächlich nach einer Vierer-Liga aus“, geht Sportwart Patrick Friedrich davon aus, dass in Kürze die Filzbälle im organisierten Spielbetrieb über das Netz fliegen werden.
Gleiches gilt laut Friedrich für die Süd-West-Liga der Männer 50. Hier erwartet Friedrich, dass die Liga in ziemlich großer Stärke ausgetragen wird. Der TC BW Bad Ems kann sich dabei glücklich schätzen, auf einen breiten Kader mit vielen Spielern aus der Region zurückgreifen zu können.
Insgesamt deutlich schwieriger gestaltet es sich da unterdessen bei den Männern 40, bei denen auch die ersten Absagen beim Verband eingetrudelt sind. Hier haben viele Vereine das Problem, dass hinter der Einreise ihrer ausländischen Kräfte große Fragezeichen stehen oder diese definitiv nicht kommen können. Der TC BW Bad Ems hat ebenfalls abgewunken.
Hermann Dressler, seines Zeichens Mannschaftsführer der erstmals in die Oberliga aufgestiegenen Männer 70 der SG Miehlen/ Nastätten, teilte nach einer Befragung der Mannschaft mit, dass sich die Mehrheit des Teams dafür ausgesprochen hätte, es zu versuchen. „Da können wir ja schon einmal testen, ob wir mit dem Niveau der Oberliga mithalten können“, berichtete Dressler, der vor der Rücksprache noch eher von einem Verzicht seiner Kombinierten ausgegangen war, zumal bei Auswärtsfahrten jedes Fahrzeug nach aktuell geltenden Bestimmungen nur mit maximal zwei Spielern besetzt sein darf und man sich hinterher ungeduscht und ohne die so beliebten sozialen Kontakte mit Smalltalk und gemeinsamem gemütlichem Essen auf den Heimweg begeben muss.
Horst Kelling und seine Mitstreiter der Männer 70 des TC BW Bad Ems haben ihre Blicke bereits komplett auf das Jahr 2021 gerichtet. „Die Süd-West-Liga hat sich ohnehin schon erübrigt, da bis auf uns, Kaiserslautern und Rheindürkheim bereits fünf der acht Teams unserer Spielklasse ihren Verzicht auf eine Teilnahme erklärt haben. Da bleibt dem Verband letztlich nichts anderes übrig, als alles zu streichen“, müssen Kelling und Co. ihre mannschaftlichen Ambitionen wahrscheinlich ins nächste Frühjahr verlegen. Auf Aktivitäten müssen die passionierten Senioren jedoch nicht gänzlich verzichten. „Derzeit trainieren wir viel im Verein. Ich plane im Juli ein Turnier auf Usedom zu spielen und hoffe, dass es nicht noch abgesagt wird“, hat Kelling bereits die nächste Aufgabe ins Visier genommen.
Klaus Heydenreich von den Männern 75 des TC BW Bad Ems, war seit jeher einer, der gerade in den ältesten Altersklassen einer Regionalliga mit Fahrten bis ins tiefste Baden-Württemberg kritisch gegenüberstand – aus wahrlich guten Gründen. „Die Medenrunde ist doch das A und O der Saison. Der Gesundheits-Faktor spielt aber gerade in unserem Alter (Anmerkung der Redaktion: Heydenreich gehört dem Jahrgang 1941 an) die entscheidende Rolle. Eine mit Risikopatienten bestückte Liga macht aber nun wirklich keinen Sinn, zumal es sich bei ausgesetztem Abstieg nur um bessere Freundschaftsspiele handelt. Warum teilt man das Ganze nicht regional ein? Baden-Württemberger sowie Rheinland-Pfälzer und Saarländer mit Hessen könnten zunächst unter sich bleiben, damit die meisten Fahrten wenigstens einigermaßen im Rahmen blieben. In einer Endrunde könnte dann der Regionalliga-Meister ermittelt werden“, plädiert Heydenreich erneut für andere Ligenstrukturen und hat unterdessen mit BW-Sportwart Patrick Friedrich erklärt, dass beim TC Blau Weiss Bad Ems in Corona-Zeiten gerade die betagtesten Senioren auf eine Ligateilname verzichten – so wie die 75-er aus Siershahn, die dies schon vor einigen Tagen beim Verband hinterlegten, nachdem sie zunächst geplant hatten, mit einer mit vielen ausländischen Könnern bestückte Auswahl ins Rennen zu schicken.
Michael Struth, der mit den Männern 60 der SG Rhein-Lahn Lahnstein/Post-SV Koblenz in der Oberliga um Spiel, Satz und Sieg spielen wollte, befindet sich mit seinen Mannschaftskameraden noch in der Diskussionsphase, nachdem der Verband konkrete Rahmenbedingungen für den Spielbetrieb mitgeteilt hatte. „Von unserem Vereinsvorstand kommen diesbezüglich keinerlei Vorgaben, die Mannschaften sollen individuell für sich entscheiden, wie sie damit umgehen“, so Struth, der persönlich ebenfalls zu Freundschafts- oder LK-Turnieren tendiert. „Vieles von dem, was unseren Sport und das Drumherum ausmacht, ist ja nicht möglich“, bedauert Struth. Da zudem mit TC RW Kaiserslautern und TC Hassloch bereits zwei pfälzische Konkurrenten erklärt haben, auf die Teilnahme an einer Runde ohne Auf- und Absteiger verzichten zu wollen, hat sich das Feld der ursprünglich sieben Mannschaften bereits merklich gelichtet. Und Struth vermutet: „Da kommt bestimmt noch mehr.“ Wahrscheinlich ja auch die SG Rhein-Lahn Lahnstein/Post-SV Koblenz, die im vergangenen Jahr immerhin als Staffelsieger geglänzt hatte, als Spielgemeinschaft jedoch nicht in die Süd-West-Liga aufsteigen durfte.
Sandra Beyl, Mannschaftsführerin der Frauen 40 des TC Rhein-Lahn Lahnstein, ist mit ihren Teamkameradinnen inzwischen überein gekommen, in den Spielbetrieb einzusteigen – sofern eine Oberliga-Staffel überhaupt zustande kommt. „Wir werden eine Mannschaft melden. Uns ist jedoch klar, dass es eine Übergangssaison werden wird, die mit einigen Einschränkungen verbunden ist. Aber wir spielen alle sehr gerne Tennis und freuen uns, wenn es wieder losgeht.“