Klasse 11 - Ringen
ASV Mainz 88 gewinnt nach glänzender taktischer Ausrichtung beim KSK Neuss mit 20:15

Wegbereiter des 88-Erfolgs in Neuss: Trainer Baris Baglan wählte eine taktisch geschickte Aufstellung, die am Anfang für einen sicheren Vorsprung sorgte und am Ende den Gesamtsieg sicherte. Foto: Harry Braun/Archiv

Harry Braun

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Bundesliga – Die Bundesligaringer des ASV Mainz 88 können mit einem guten Gefühl in die dreiwöchige Weltmeisterschaftspause gehen. Auch ihren dritten Saisonkampf, den ersten in der Fremde, gestalteten die 88er erfolgreich.

Beim KSK Neuss gewannen die favorisierten Mainzer mit 20:15. Dabei war die Liste der ASV-Ringer, die von ihren Nationalverbänden vorzeitig für die WM-Vorbereitung abgerufen worden waren, länger geworden. Neben dem Italiener Daigoro Timoncini und dem Rumänen Stefan Gheorghita fehlten in Neuss auch noch Gheorghitas Landsmann George Bucur und der Russe Seyran Simonyan. Baris Baglan musste umplanen, fand aber die richtige Erfolgsmischung.

Sehr schwierige Aufgabe

„Wir wussten, dass es eine schwierige Aufgabe wird“, resümierte der Mainzer Cheftrainer. „Es gab Kämpfe, in denen wir uns mehr erhofft hatten, und es gab offene Kämpfe. Insofern ist unsere Rechnung summa summarum aufgegangen. Ausschlaggebend ist, dass wir im ersten Auswärtskampf eine gute Leistung gezeigt haben und gewonnen haben. Da ist es egal, wer gerungen hat.“

Als Pascal Eisele (74 Kilo) im klassischen Stil als Letzter auf die Matte ging, führten die Mainzer 17:14. Eisele hätte der Gewinn einer Runde gereicht, um den Mannschaftssieg perfekt zu machen. Das gelang gleich im ersten Durchgang. Danach durfte er nur nicht auf den Schultern landen. Dem Federgewichtler glückte noch mehr: ein 3:1-Sieg. „Wir wollten das Optimale herausholen“, so Baglan. „Pascal war im Kopf stark. Er hat sich gut verteidigt, hat im Stand und auf dem Boden gepunktet. Er ist auf einen sehr guten Weg.“

Anders als in der Vorwoche, als der ASV vor der Pause zurücklag, in den zweiten fünf Auseinandersetzungen aber die entscheidenden Trümpfe ausspielte, mussten sich die Mainzer in Neuss zunächst ein Polster erarbeiten. Um davon zehren zu können, wenn die Neusser im zweiten Abschnitt ihre Asse auf die Matte schicken würden. „Wir wussten, dass es knapp wird“, sagte Baglan. „Deshalb lautete die Prämisse, am Anfang verlustrundenfrei durchzukommen.“

Diese Vorgabe setzten die ersten vier Mainzer Ringer punktgenau um mit jeweils 3:0-Siegen. Suhrab Atalay (55 Kilo, Freistil) stand sogar kurz vor einer Viererwertung. Auch wenn ihm dies nicht gelang, brachte er den Kampf doch souverän nach Hause. Xenofon Koutsioumpas war ebenfalls ungefährdet. „Das ist ein schöner Hüne, unser Koloss von Rhodos“, sagte Baglan. „Zwei Meter groß und 117 Kilo schwer. Es macht Spaß, ihn ringen zu sehen.“

Gute Premiere von Kenan Gör

Jurij Kohl (60 Kilo, Greco) rang taktisch klug, punktete im Stand und riskierte auf dem Boden nichts. Seine Premiere bei den 88ern feierte der Türke Kenan Gör im Halbschwergewicht. Gör war der aktivere, gewann eine Runde durch einen Beinangriff, die beiden anderen im Clinch. Die Mainzer führten 12:0. „Das war okay“, sagte der Mainzer Trainer.

Die ersten vier Punkte gab dann Armin Forschner im Freistilkampf des Fliegengewichts ab. Gegen den Olympiakandidaten Samet Dülger stand der Mainzer erwartungsgemäß auf verlorenem Posten. Dominique Engel (84 Kilo, Greco) hielt sich in der ersten Runde noch gut, landete dann aber auf den Schultern. „Er ist in eine Standtechnik gelaufen“, so Baglan. „Das kommt vor.“ Greco-Ringer Wladimir Berenhardt gewann im Fliegengewicht wenigstens eine Runde. Doch der Vorsprung war auf 13:11 geschrumpft. Davyd Bichinashvili musste die Maximalpunktzahl herausholen, um den Abstand wieder in beruhigende Höhe zu schrauben. „Er sollte möglichst einen Vierer holen“, sagte Baglan. „Die erste Runde hat er auf Sicherheit gerungen. Hinten raus hat er den Gegner immer beschäftigt.“ Das reichte zum technisch überlegenen Punktsieg.

Absoluter Hochkaräter

Zwar war klar, dass Olegk Motsalin Punkte abgeben würde. Wichtig war aber, dass es keine vier würden. „Saba Khubezhty ist ein absoluter Hochkaräter“, lobte Baglan Motsalins Gegner. „Das hat er unter Beweis gestellt. Olegk hat die Niederlage aber in Grenzen gehalten.“ So konnte Eisele bei einem Drei-Punkte-Vorsprung für die Mainzer auf die Matte gehen und den Sieg perfekt machen.

Gert Adolphi

Statistik

KSK Neuss – ASV Mainz 88 15:20

55 (F): Mimoun Touba 0:3-Punktniederlage gegen Suhrab Atalay (0:2, 0:6, 3:5); 0:3; 120 (G): Jackson Vaillant-Cantero 0:3-Punktniederlage gegen Xenofon Koutsioumpas (0:2, 0:1, 0:2); 0:6; 60 (G): Sergiy Skrypka 0:3-Punktniederlage gegen Jurij Kohl (0:1, 0:1, 0:2); 0:9; 96 (F): Yusuf Turkaya 0:3-Punktniederlage gegen Kenan Gör (0:1, 0:1, 0:1); 0:12; 66 (F): Samet Dülger technischer Sieg gegen Armin Forschner (5:0, 4:0, 5:0); 4:12.

84 (G): Lennie Persson Schultersieg gegen Dominique Engel (1:0, 4:0); 8:12; 66 (G): Ismail Baygus 3:1-Punktsieg gegen Wladimir Berenhardt (1:0, 0:1, 1:0, 1:0); 11:13; 84 (F): Yusuf Köse technischer Sieg gegen Davyd Bichinashvili (0:1, 0:5, 0:5); 11:17; 66 (G): Saba Khubezhty 3:0-Punktsieg gegen Olegk Motsalin (2:0, 5:0, 1:0); 14:17; 74 (G): Ilyas Özdemir 1:3-Punktniederlage gegen Pascal Eisele (0:2, 1:0, 1:3, 0:2); 15:20.