Mit einem vierten Antrag müssen sich die Delegierten beim Fußball-Kreistag beschäftigen. Neben der Abstimmung über die Wiedereinführung der Zeitstrafe, den Rückwechsel in der B-Klasse (beide vom TuS Rötsweiler-Nockenthal) und der Einsatzerlaubnis bei Juniorinnen über drei Altersklassen hinweg (vom SV Weiersbach) möchte der TuS Hoppstädten eine weitere Änderung der Spielordnung auf den Weg bringen. Nach den Vorstellungen des TuS sollen keine Spiele in allen Spielklassen des Südwestdeutschen Fußballverbandes angesetzt beziehungsweise ausgetragen werden dürfen, wenn Kreis-, Landes- oder Bundesverordnungen aufgrund von höherer Gewalt wie beispielsweise der aktuellen Corona-Pandemie Zuschauer nicht erlauben. Kurz: Keine Pflichtspiele ohne Zuschauer.
Für Matthias Hornberger, den Vorsitzenden des TuS Hoppstädten ist der Antrag zwingend notwendig. Er erklärt: „Aktuell ist doch die Lage ungeklärt.“ Und dann erläutert er: „Wenn die letzte Saison nicht abgebrochen worden wäre, sondern es möglich gewesen wäre, sie zu Ende zu spielen, dann wäre das auch geschehen – und zwar ungeachtet dessen, ob Kreis, Land oder Bund Zuschauer verboten hätten.“ Hornberger betont, auch wenn der Wille der Vereine, ohne Publikum nicht zu spielen, noch so groß gewesen wäre – eine Absetzung der Runde hätte es nicht gegeben. „Wir wollen deshalb mit dem Antrag versuchen, eine Lücke in der Spielordnung zu schließen und eine gewisse Rechtssicherheit zu schaffen“, betont der TuS-Boss.
Matthias Hornberger befürchtet finanzielle Schwierigkeiten
Die Begründung Hornbergers ist eindeutig. „Wenn ohne Zuschauer gespielt werden darf, dann bedeutet das in unseren Augen, dass ganz viele Vereine in finanzielle Schwierigkeiten geraten werden – schlicht und ergreifend deshalb, weil die notwendigen Einnahmen aus Eintritt und Essens- sowie Getränkeverkauf auf der einen Seite fehlen, auf der anderen Seite aber die Kosten für Liegenschaften, Schiedsrichter sowie womöglich Trainer weiterlaufen.“ In Hornbergers Augen verstößt ein Pflichtspielbetrieb ohne Zuschauer sogar gegen die DFB-Satzung, wonach Verbände das Wohl der Vereine im Blick haben müssten. Den letzten Anstoß, den Antrag zu stellen, bekam der TuS Hoppstädten nach dem Bad Kreuznacher Kreistag. „Dort haben sich die Vereine klar positioniert und festgehalten, dass sie nicht ohne Zuschauer spielen möchten“, sagt Hornberger. Der Vorsitzende des TuS geht davon aus, dass der Antrag auch im Kreis Birkenfeld eine (klare) Mehrheit finden wird. Das ist sicherlich eine richtige Einschätzung, denn auch hier teilen die meisten Klubs die Meinung des TuS Hoppstädten.
Allerdings weiß Hornberger nach eigenem Bekunden nicht einzuschätzen, wie die Chancen für diesen Antrag eine Stufe weiter auf Verbandsebene stehen. „Ich habe keine Ahnung, wie einig die Vereine sich da beim Verbandstag sind“, sagt er, stellt aber klar, dass er schon die Zustimmung auf Kreisebene als wichtigen Erfolg werten würde.
Andere Situation in Großstädten
Tatsächlich scheint offen, wie in anderen Kreisen des SWFV über diesen Antrag gedacht werden wird. In Großstädten (Mainz, Ludwigshafen, in Teilen auch Kaiserslautern) herrscht eine andere Situation als im Kreis Birkenfeld. Dort gibt es eine ganze Reihe Vereine, die kein Sportheim bewirtschaften, sondern ihre Spiele auf städtischen Sportanlagen austragen. Eine derart eifrige Diskussion um Zuschauer bei Spielen wie in den Kreisen Birkenfeld oder Bad Kreuznach gab es beispielsweise in Mainz nicht. Der Mainzer Sportjournalist Gert Adolphi erklärt: „Die meisten Mainzer Vereine müssen sich nicht um ihre Anlage kümmern, haben keine Kosten für die Platzerhaltung. Wenn der Fußball ruht, haben sie keine Ausgaben.“ Zwar spielten auch die Mainzer Fußballer lieber vor Publikum, „aber es trifft sie nicht so hart, wenn sie vor leeren Rängen antreten“, betont Adolphi und ist sich deshalb sicher: „Vor die Wahl gestellt, nicht zu spielen oder ohne Publikum zu spielen, würden sie immer für spielen plädieren.“
Den Vorstand des Fußballkreises Birkenfeld um seinen Vorsitzenden Axel Rolland haben Hornberger und der TuS Hoppstädten aber auf jeden Fall auf ihrer Seite. „Aus Sicht der Vereine verstehe ich den Antrag gut, sagt Rolland und wiederholt die Kernsorge: „Ohne Einnahmen durch Eintritt und Verkauf ist Fußball für unsere Vereine schnell ein Verlustgeschäft.“ Allerdings kann auch Rolland kaum einschätzen, ob der Antrag auch vor den Delegierten des Verbandstags bestehen kann. Er sagt: „Man muss sehen, ob er angenommen wird.“ Im Sinne der Fußball-Vereinskultur in der Nahe-Region ist die Idee des TuS Hoppstädten auf jeden Fall.