Regionalsport Süd
Anna Dogonadze erreicht Olympia-Niveau

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Trampolinturnen – Der MTV Bad Kreuznach unterstreicht bei den am Donnerstag beginnenden Weltmeisterschaften im Trampolinturnen seine nationale Ausnahmestellung. Vier der acht deutschen Starter auf dem Großgerät stellt der Nahe-Klub. Kein Wunder also, dass sich das Nationalteam in der schmucken MTV-Trainingshalle auf das Großereignis vorbereitete.

Am Sonntagmorgen ging es dann von Bad Kreuznach aus für die deutsche Delegation die gut 200 Kilometer gen Westen. In Metz hat das Team seitdem mit einigen Problemen zu kämpfen: Schimmel in den Hotelzimmern, Dauerregen, ein mageres Frühstück, eine kalte Aufwärmhalle und „schwammige“ Wettkampfgeräte. Die stellen zweifelsohne die größte Herausforderung in den wenigen Stunden bis zum Wettkampfstart am Donnerstag, der Qualifikation für die Einzel-Finals, dar. Sogar von einem Tausch der Geräte, die keine blauen, sondern feuerrote Abdeckungen haben, ist schon die Rede.

Schlussendlich müssen aber alle Starter auf den gleichen Tüchern antreten. Und die Konkurrenz ist so groß wie noch nie im globalen Trampolinsport. „Mir fallen sofort 30, 35 Männer ein, die für das Finale infrage kommen. Bei den Frauen sind es 25 Starterinnen“, erläutert Bundestrainer Michael Kuhn. Da ist also schon die Qualifikation für das Finale der besten Acht ein Erfolg. Vor allem ist sie aber das Ziel von Martin Gromowski. „Ich rede da nicht lange um den heißen Brei herum. Ich will ins Finale“, sagt der Winzenheimer. Und das am liebsten gleich zweimal. Denn auch im Synchron-Wettbewerb ist Gromowski die Top-Aktie im deutschen Team. Der amtierende Europameister in dieser Disziplin turnt diesmal aber nicht mit dem pausierenden Karsten Kuritz, sondern mit Altmeister Henrik Stehlik aus Salzgitter. Der Weltmeister von 2003 beschreibt die Zusammenarbeit so: „Es macht sehr viel Spaß, mit Martin zu turnen. Er hat die größere Höhe und muss deshalb intensiv auf mich achten, aber das klappt sehr gut.“

Wie bei den Männern stellt der MTV auch bei den Frauen die Synchron-Europameisterinnen. Anna Dogonadze siegte im April mit Vereinskameradin Jessica Simon. Die fehlt nach ihrem Handbruch bei der WM. An der Seite der Olympiasiegerin von 2004 geht deshalb Carina Baumgärtner an den Synchron-Start. Das MTV-Duo stellte bei den Weltcups unter Beweis, dass mit ihm zu rechnen ist. Das zweite deutsche Paar bilden wie bei der EM die Bad Kreuznacherin Alexandra Kohler und Lara Hüninghake aus Salzgitter.

Diese vier werden auch im Einzel die schwarz-rot-goldenen Farben vertreten. Die größten Chancen darf sich natürlich Anna Dogonadze ausrechnen. Sie hat nach dem starken Auftritt beim Weltcup in Salzgitter ihr Trainingspensum noch erhöht und plant, in Metz ihre Olympia-Kür aufs Tuch zu zaubern. Diese hat sie 2004 bei ihrem größten Erfolg zum letzten Mal geturnt – nun hat sie dieses Niveau wieder erreicht. „Achtmal hat sie die Übung im Training gepackt. Das ist ein ganz schönes Ding“, zeigt sich Heim-Trainer Steffen Eislöffel zufrieden. Wie bei Gromowski ist deshalb die Finalteilnahme das Ziel. „Danach geht es bei Null los, und wir werden sehen, was dann heraus kommt“, erklärt Kuhn. Anna Dogonadze selbst hält sich mit ihren Prognosen bedeckt: „Wir wollen vor der WM nicht so viel erzählen, sondern erst mal machen, einfach gut turnen.“ Etwas konkreter fügt sie an: „Ich bin fit, will ins Finale und dann noch einmal zuschlagen.“

Für die drei anderen wäre eine Final-Teilnahme bereits der große Wurf, zumal Alexandra Kohler und Carina Baumgärtner im Training zuletzt in einem kleinen Tief steckten. Carina Baumgärtner verletzte sich auch noch bei einem Sturz im Abschlusstraining in Bad Kreuznach und verzichtete in Metz auf die ersten Trainingseinheiten auf den Wettkampfgeräten. „Die Mädels sollen ihre Leistung abrufen und Spaß haben“, sagt Eislöffel. Alexandra Kohler bestätigt: „Es ist für mich eine große Sache und Ehre, bei der WM starten zu dürfen. Deshalb möchte ich die WM auch genießen. Aber ich möchte natürlich auch meine Trainingsleistung im Wettkampf umsetzen und habe mir eine bestimmte Punktzahl vorgenommen.“

In Metz stehen nur Einzel- und Synchron-Wettkämpfe auf dem Programm, Mannschafts-Titel werden nicht vergeben. Das hat Vorteile, weil gerade die Talente sich auf ihre Leistung konzentrieren und mehr riskieren können, ohne auf die Teamwertung Rücksicht zu nehmen. Die Turner selbst sind aber ein bisschen traurig. „Die Stimmung bei uns ist so gut. Wir hätten gerne im Team geturnt.“ Alexandra Kohler bestätigt: „Ich finde es auch schade, dass es den Team-Wettbewerb nicht gibt, weil es auch für mich eine gute Gelegenheit gewesen wäre, in ein Finale einzuziehen und dort zu turnen.“ Am Donnerstag startet die WM mit der Einzel-Qualifikation, am Freitagmittag folgt der Synchron-Vorkampf, am Freitagabend und Samstagnachmittag stehen die Finals auf dem Programm.

Olaf Paare