Der 1. September galt vielen Amateurfußballern auch deshalb als theoretisches Fixdatum für einen denkbaren Start in die Saison 2020/21, weil davon ausgegangen werden musste, dass behördliche Einschränkungen mindestens bis zum 31. August gelten würden. Viele Trainer in den Vereinen der Region hatten sich deshalb überlegt, dass sie etwa am 1. August mit einer einigermaßen regulären Vorbereitung beginnen könnten. Schließlich hatte nicht zuletzt SWFV-Präsident Hans-Dieter Drewitz immer wieder betont, dass die Saison nur mit einem Vorlauf von vier bis fünf Wochen zur Vorbereitung für die Vereine gestartet würde. Nun könnte es theoretisch doch deutlich schneller losgehen.
Das hat zwei Gründe: Erstens hat der SWFV seinen Rahmenterminplan ausdrücklich nie ausgehebelt. Er bildet nach wie vor die Grundlage für den Spielbetrieb der kommenden Saison. Zweitens wurde die Vorlauffrist zur Vorbereitung in der Spielordnung weniger konkret gefasst. „Angemessen“ soll sie sein. Auf „zwei Wochen“ taxiert Axel Rolland, der Vorsitzende des Fußballkreises Birkenfeld, diese Frist. Er geht dabei davon aus, dass viele Mannschaften schon jetzt im Trainingsbetrieb sind – natürlich nur im behördlich vorgegebenen Rahmen, unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln, also ohne Spielformen oder Zweikämpfe. „Zwei bis drei Wochen hält Thomas Dubravsky, der Fußballboss im Kreis Bad Kreuznach, als Vorlauffrist für mindestens notwendig.
Trainer, die die Frist von Rolland zum Maßstab nehmen, sollten sich darauf einstellen, dass sie – grünes Licht von den Behörden vorausgesetzt – zwischen dem 15. und 20. Juli den Fußball-Startschuss hören, denn etwa zwei Wochen später, am ersten August-Wochenende, würden laut Rahmenterminplan die Ligen mit 17 Teams beginnen. Für den (wahrscheinlicheren) Fall eines späteren Saisonstarts sollten alle Klubs in der Lage sein, dass sie innerhalb kurzer Zeit mit dem Punktspielbetrieb beginnen müssen.
Wir haben mit drei Trainern, Andy Baumgartner vom SC Idar, Florian Galle vom VfR Kirn und Martin Fey von der Spvgg Fischbach sowie dem Fußball-Abteilungsleiter des ASV Langweiler/Merzweiler, Andreas Fischer, über den schneller möglichen Start in die Saison gesprochen und ihre Ansichten zusammengetragen:
Florian Galle, VfR Kirn
Für Florian Galle macht es keinen Unterschied, ob die Vorlauffrist auf den ersten Spieltag der kommenden Saison zwei Wochen oder vier vier Wochen beträgt. „Ich bin da sehr, sehr entspannt“, stellt der Kirner Coach klar. Er gehört auch zu den Trainern, die derzeit keine Übungseinheiten laufen lassen. Er sagt: „Ich halte nichts davon mit Abstandsregeln zu trainieren und ohne vorher und hinterher in der Kabine zusammensitzen. Das ist in meinen Augen kein vernünftiges Training.“ Galle betont, dass der Saisonstart ohnehin nicht in den Händen der Vereine oder des Verbands liegen: „Wir müssen uns eh den staatlichen Vorgaben fügen.“ Für den Spielertrainer des Landesligisten folgt daraus, dass er erst dann mit dem Training beginnen wird, wenn er ein Ziel sieht. „Wenn ich weiß, dann und dann beginnt die Saison, dann trainiere ich daraufhin“, erklärt er, ehe er einräumt: „Wenn dafür nur zwei Wochen Zeit sind, dann ist das bescheiden, aber auch nicht so tragisch, weil die anderen Vereine ja vorher auch kein richtiges Training machen können.“
Martin Fey, Spvgg Fischbach
Martin Fey, der Aufstiegscoach der Spvgg Fischbach, kann die Überlegungen des SWFV-Präsidiums, theoretisch wie im Rahmenterminplan vorgesehen zu beginnen, beziehungsweise die Saison mit einem relativ kurzen Vorlauf zu starten, nachvollziehen. „Die Klassen sind mitunter ziemlich groß in dieser Saison, also dürfen wir nicht viel Zeit verplempern“, fasst er zusammen, ehe er aber unmissverständlich klarstellt: „Nur zwei Wochen Vorlauf sind Quatsch. Man darf nicht vergessen, dass viele Kicker, wenn es losgeht, ein halbes Jahr keinen Ball mehr am Fuß hatten.“ Fey setzt in einer Vorbereitungsphase auf die Saison normalerweise mindestens 15 Trainingseinheiten an, die er auf fünf Wochen verteilt. „In einer kürzeren Vorbereitungsphase wird es schwierig, umso mehr, wenn die Jungs keine Ballpraxis hatten. Das Corona-Training, das wir auch anbieten, finde ich trotz all seiner Einschränkungen wie den fehlenden Zweikämpfen gut, aber es reicht nicht, um sich auf den Wettkampf vorzubereiten.“ Fey hält auch genügend Zeit für Testspiele unabdingbar, weil er in der fehlenden Wettkampfpraxis ein nicht zu unterschätzendes Verletzungsrisiko sieht. „Ich befürchte mehr Verletzungen, weil den Spielern das Timing und das Gefühl für Zweikämpfe fehlen. Eine kurze Vorbereitung könnte das Risiko vergrößern.“
Andy Baumgartner, SC Idar
Andy Baumgartner, der Ex-Coach der SG Meisenheim/Desloch/Jeckenbach und jetzige Trainer des SC Idar-Oberstein, sieht den kurzen Vorlauf differenziert. „Für Mannschaften im Leistungsbereich des Amateurfußballs ist das leichter zu verkraften. Je tiefer es in den Spielklassen geht, desto größer werden wohl die Probleme.“ Baumgartner glaubt, dass ein Verbandsligist wie der SC Idar-Oberstein durchaus mit einer Vorlauffrist von drei Wochen klarkommen kann. „Die muss man dann vollpacken, um Wettkampfpraxis zu bekommen“, erklärt er und ergänzt: „Das kann ich sagen, der in der Verbandsliga den Luxus hat, dass die Jungs ihr Leben ein Stück weit nach dem Fußball ausrichten. In unteren Ligen ist so eine kurze Zeit grenzwertig.“ Allerdings betont Baumgartner: „Ich sehe das so, lieber eine kurze Saisonvorbereitung statt die Saison weit nach hinten schieben zu müssen.“ Und lachend ergänzt er: „Vielleicht brauchen wir ja im Amateurfußballer so etwas wie einen Boxing-Day. Man stelle sich vor, am 1. Weihnachtstag würde im Haag der SC Idar gegen den VfR Baumholder spielen. Das wäre ein Ding.“
Ernst stellt Baumgartner klar: „Auf die Vereine wartet eine Herausforderung und von den Klassenleitern ist Vernunft gefordert. Wenn es eine kurze Vorbereitung gibt, aber gleich am Anfang der Saison eine englische Woche nach der anderen auf dem Programm steht, dann erwarte ich eine Flut von Verletzungen.“
Andreas Fischer, ASV Langweiler
Der Fußball-Abteilungsleiter des ASV Langweiler/Merzweiler befürchtet, dass zwei bis drei Wochen Vorbereitung für Amateurfußballer zu wenig sind. Doch auch er differenziert: „Entscheidend ist die Haltung der Vereine, der Trainer und der Spieler. Eine Mannschaft, die auch jetzt mit Einschränkungen trainiert, wird es leichter fallen mit kurzem Vorlauf in den Spielbetrieb einzusteigen als einer, die jetzt nichts gemacht hat.“
In einer kurzen Vorlauffrist sieht Fischer aber auch organisatorische Probleme auf die Vereine zukommen. „Ich muss wissen, ob Fußball uneingeschränkt gespielt werden kann, ob Zuschauer kommen dürfen oder welche Auflagen ich einhalten muss. Regelungen, egal welcher Art, brauchen Zeit, die ein Verein bei einem kurzen Vorlauf eher nicht hat.“