Kirn
Alte Markttradition: Andreasmarkt zieht Tausende nach Kirn

Tausende Besucher erlebte der Andreasmarkt in Kirn. 

Kirn. Die alte Markttradition in Kirn bewährt sich: Fahrende Händler, Einzelhandel, Schulen und Vereine sorgen für attraktives Gesamtpaket - und auch die Marktmeister sind zufrieden mit dem Verlauf des Andreasmarktes in Kirn. 

Von unserem Redakteur Armin Seibert

Andreasmarkt in Kirn – da muss man hin. Das dachten und taten am Sonntag, dem Andreasstag, wieder Tausende. Traditionell ist der Markt ein beliebter Treff, aber auch ein Einkaufsparadies, in dem manches Schnäppchen auf Geschenkejäger wartet. So war der Stand der Kölner Firma Blecker dicht umlagert. Taschen und schicke warme Schals gingen weg wie warme Semmeln.

Seit Jahren kommt Gisela Brenner zum Andreasmarkt nach Kirn und macht gute Geschäfte nach dem Motto „gute Ware, günstiger Preis“. Das ist auch das Motto von Günther Wladarz (Krefeld), der jeden Kirner Krammarkt bestückt. „Die Leute haben ihre Zettel mit den Maßen und finden immer was.“ So wie Giana Keller, die Stoff für Übergardinen fand. Michael Memmesheimer (Volxheim) kommt mit der ganzen Familie aus Tradition nach Kirn, gerade auch wegen der Stoffe.

Die bunte Vielfalt der Angebote von der heißen Waffel bis zum kühlen Blonden, von warmen Socken bis zu Putzmitteln aller Art oder Wundergeräten zum Schnitzeln von Kartoffeln oder Gemüse verursachte vor allem ein Steinweg die üblichen „Staus“. Das ist dann eine gute Gelegenheit, zu verweilen, die Angebote auf sich wirken zu lassen und zum Beispiel die Darbietungen der Schüler-Lehrer-Flötengruppe der Realschule auf Halmen zu genießen, das harmonische Zusammenspiel der unterschiedlichen Instrumente.

Viel Zuspruch hatte auch die Klasse 6 c der Realschule plus auf Kyrau. 22 Schüler um Kunstlehrer Christopher Biegel sind in die Produktion von Wichteln oder Engelsflügeln eingestiegen. Am Oster- und Bauernmarkt waren sie schon aktiv, jetzt wurden 180 Teile präsentiert. Die Idee hatte Gabi Haag. Elternsprecherin Bettina Hornberger sorgte für Schwung. Die Schüler sägen und schrauben, die Eltern sorgen für den Feinschliff. Ein Baumarkt und ein Schreiner liefern günstig das Material, und vom Erlös kann sich die Klasse etwas leisten, zum Beispiel einen Musicalbesuch oder eine Fahrt zum Mainzer Weihnachtsmarkt. „Wir wollen das auf jeden Fall weitermachen,“ sagt Christopher Biegel. Und das übrigens außerhalb des Unterrichts.

Besucherin aus der Schweiz

Zum Andreasmarkt kommt auch Margot Rösch gern nach Kirn. Sie reiste aus Berneck (Schweizer Kanton St. Gallen) in die alte Heimat. Früher hatte sie ein Gasthaus in Auen. „Das Angebot ist groß hier,“ lobt sie die Marktbeschicker. Allerdings sei es in Deutschland allgemein viel hektischer als in der Schweiz, auch in Kirn. Hektik gab's sicher bei manchen Planungsgesprächen im Vorfeld des Marktes. Der Andreastag steht ja seit Jahrhunderten fest. Warum man dann in Kreuznach gleichzeitig unbedingt kurzfristig einen verkaufsoffenen Sonntag haben muss?

Das fragten sich nicht nur die Einzelhändler, sondern auch das Stadtverwaltungsteam um Marktmeister Timo Munstein. Der konnte am Sonntagnachmittag trotz der zusätzlichen Konkurrenz ein sehr positives Fazit ziehen. „Wir dürfen halt nicht stehen bleiben, müssen das Gesamtpaket von Weihnachtsmarkt, Andreasmarkt und verkaufsoffenem Sonntag ständig weiterentwickeln“, sagt er. Diesmal habe man noch stärker auf ein Angebot für Kinder gesetzt und die Resonanz sei sehr gut, freut er sich. Munstein weiß, dass nicht immer jeder zufrieden sein kann.

So zog ein Händler unverrichteter Dinge wieder ab. Er hatte keinen Standplatz mehr ergattert. Etliche andere konnten in letzter Minute berücksichtigt werden. Morgens um sechs ging es mit dem Aufbau und der Platzverteilung für unangemeldete „Last-Minute-Händler“ los. Am Ende waren es 90 Marktstände in der Stadt. Traditionell ist der 300-jährige Andreasmarkt auch eine gute Möglichkeit für Vereine, die Kasse aufzubessern. Jeder bestellt Freunde, Bekannten und Verwandte und sorgt mit dafür, dass die Stadt voll ist, egal wo sonst noch Weihnachtsmärkte und verkaufsoffene Sonntage angeboten werden.