Wiesbaden – Ein 58-jähriger Deutsch-Libanese musste am Sonntag in Wiesbaden sterben und seine beiden Söhne ((27 und 27 Jahre) liegen schwer verletzt im Krankenhaus, weil ein Streit um einen 900 Euro-Bagatellschaden in einer Messerstecherei eskalierte.
Der Mann hatte beim Ausparken in der Niederwaldstraße das Auto eines Nachbarn gestreift. Die Verkehrsstreife nahm den Unfall vor dem Mehrfamilienhaus auf, rückte gleich wieder ab. Dann ging der Nachbarschaftsstreit erst richtig los, wie Polizeisprecher Achim Hoffmann (Wiesbaden) auf MRZ-Nachfrage bestätigte. Bis zu 25 Personen waren vor Ort versammelt, als Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte in großer Zahl eintrafen, den Tatort in der Innenstadt weiträumig für die Spurenermittlung absicherten. Spezialisten des K 11 (Fachkommissariat für Tötungsdelikte) nahmen ihre Arbeit auf.
Die beiden 27 und 31 Jahre alten mutmaßlichen Täter mit serbokroatischem Migrationshintergrund wurden festgenommen und sitzen in Untersuchungshaft. Weil auch die Messer sichergestellt werden konnten, gehen die Ermittler davon aus, dass die Inhaftierten für den Tod des 58-Jährigen verantwortlich sind und nachvollziehbar ist, mit welcher Waffe der Mann getötet wurde. Auch die beiden Söhne des Opfers erlitten Stichverletzungen. Die Männer sind aber nicht in Lebensgefahr.
Ob neben den fünf Männern, den beiden Tätern und den drei Opfern, noch weitere Personen aktiv an der Messerstecherei beteiligt waren, ist derzeit noch offen. Nach SWR-Recherchen sollen bis zu neun Personen in den Nachbarschaftsstreit verwickelt gewesen sein. Die Spurensicherung soll hier weitere Aufschlüsse bringen.
Eine Auseinandersetzung zwischen Clans sei das wohl nicht gewesen, sagt die Polizei. Bei einer solchen Eskalation mitten in der eng bebauten City sei es nichts Außergewöhnliches, dass so viele Leute zusammenlaufen.
Oberstaatsanwalt Hartmut Ferse, Pressesprecher der ermittelnden Wiesbadener Staatsanwaltschaft, sagte auf MRZ-Anfrage, der Tote sei am Montag obduziert worden. Ferse: „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch nichts sagen. Aber dass ein Streit um einen Blechschaden derart eskaliert, ist mir so noch nicht vorgekommen.“ Armin Seibert