Die 30-jährige Kandidatin tritt für die Klimaliste Rheinland-Pfalz im Wahlkreis 199 an
Alexandra Sayn will Klimawissenschaft in Politik bringen: 30-Jährige tritt für Klimaliste an
Alexandra Sayn an ihrem Lieblingsplatz im Wahlkreis: in Weißenthurm auf dem Weg zum kleinen Wasserfall. Als Kind war das „ihr Paradies“. Foto: privat

Bei der Bundestagswahl am Sonntag, 26. September, tritt Alexandra Sayn als Direktkandidatin für die Klimaliste RLP im Wahlkreis 199 (Koblenz/Lahnstein) an. Auf der Landesliste ihrer Partei ist sie nicht vertreten. Wir haben alle Direktkandidaten gebeten, sich anhand eines Fragebogens vorzustellen, den wir allen im Vorfeld zugeschickt haben. Die folgenden Angaben stammen also direkt von der Kandidatin.

Alexandra Sayn an ihrem Lieblingsplatz im Wahlkreis: in Weißenthurm auf dem Weg zum kleinen Wasserfall. Als Kind war das „ihr Paradies“. Foto: privat

Stellen Sie sich vor, die Wähler in Ihrem Wahlkreis wären ein Arbeitgeber, bei dem Sie sich um den Job der Bundestagsabgeordneten bewerben. Bitte formulieren Sie das Anschreiben Ihrer Bewerbung.

Sehr geehrte Wähler*innen, ich kandidiere, weil ich etwas verändern möchte, ich denke, dass wir gemeinsam etwas verändern können. Mein Hauptanliegen ist es, die Klimawissenschaft in die Politik zu bringen. Warum? 1. Die Klimakrise ist real und gefährlich. 2. Wir Menschen sind die maßgebliche Ursache. 3. Wir Menschen können noch etwas ändern. 4. Klimaforscher*innen sind sich einig. 5. Es gibt noch Hoffnung (aus „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben”, Dr. Eckard von Hirschhausen, 2021/www.klimafakten.de).

Diese fünf Aussagen beschreiben sehr genau, warum ich kandidiere und mich für unsere Zukunft einsetzen möchte. Weil ich möchte, dass die Politik mit der Forschung ins Gespräch geht. Weil ich mich nicht schämen will, wenn unsere Kinder und Enkelkinder uns eines Tages fragen, warum wir nichts unternommen haben. Weil ich unsere schöne Heimat mit ihrer Biodiversität und ihren Mischwäldern erhalten möchte. Ich möchte aktiv werden und mehr tun, als auf Strohhalme und Plastiktüten zu verzichten!

Bitte nennen Sie uns zentrale Eckpunkte und Ereignisse Ihres Lebenslaufs.

Ich heiße Alexandra Sayn, bin 30 Jahre alt, ledig. Ich habe einen Masterabschluss und arbeite beim Deutschen Tierschutzbund als Referentin für Jugendtierschutz. Ich bin Mitglied der Klimaliste RLP. Ich denke, politisch kann jede*r sein, egal ob man Parteimitglied ist oder nicht. Jede Person, die sich für ein Thema einsetzt, ist politisch aktiv. Demnach konnte ich politische Erfahrungen sammeln als politisch engagierte und interessierte Bürgerin. Ein politisches Amt strebe ich aber erstmalig an.

Von wem haben Sie Ihr politisches Handwerk gelernt?

Ich stehe für die junge Generation ein, die die Zukunft erhalten will, trotzdem habe ich engen Kontakt zu meiner Familie, die mir andere Perspektiven aufzeigt. Ich komme aus einer Nicht-Akademiker-Familie, trotzdem durfte ich über mein Studium lernen, wie wichtig die Erkenntnisse aus der Wissenschaft sind. Ich denke also, dass ich das Handwerk lerne, in dem ich es lebe und indem ich mich mit den wunderbaren Menschen um mich herum beschäftige, den vielfältigen Menschen aus unserer Heimat.

Was braucht Deutschland, um in den kommenden vier Jahren zukunftsfähig zu werden?

Zukunftsfähig sein bedeutet für mich, eine Zukunft zu schaffen, in der sich jeder Mensch ein lebenswertes Leben aufbauen kann. Die Klimakrise ist in dieser Hinsicht sehr bedrohlich. Die Wissenschaft warnt uns seit langer Zeit vor verschiedenen Zukunftsszenarien, die sich je nach Grad der Erderwärmung in großem Maße auf unsere Zukunft auswirken. Wir müssen es schaffen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad einzudämmen. Wir brauchen eine sozial gerechte Klimapolitik, um zukunftsfähig zu werden!

Was haben Sie sich konkret vorgenommen, um die Klimapolitik der kommenden Jahre zu beeinflussen?

  • Zukunftsweisende Arbeitsplätze stärken, umstellen auf erneuerbare Energien und klimaschädlichen Subventionen abschaffen.
  • Ab dem Grundschulalter Bildung zu nachhaltiger Entwicklung stärken, jede*r erlangt die Fähigkeit, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.
  • Eine nachhaltige Landwirtschaft mit einem deutlichen Mehr an Tierschutz schaffen.
  • Die klimafreundliche Fortbewegung für alle Menschen verfügbar und bezahlbar machen. Durch attraktiven und unkomplizierten öffentlichen Nahverkehr.

Welche Regierungskoalition wünschen Sie sich nach der Bundestagswahl?

Um die Veränderung zu erreichen, die wir brauchen, ist das Programm keiner der großen Parteien ambitioniert genug. Eine Partei halte ich per Zweitstimme für am ehesten wählbar. Ich bin aber dafür, dass sich Menschen eine eigene Meinung bilden. Daher würde ich jedem und jeder ans Herz legen, sich über sogenannte Wahl-Checks zu informieren. Der Deutsche Tierschutzbund zum Beispiel bietet einen Check zum Thema Tierschutz an, der Nabu bieten einen Klima-Check, „Wahltraut“ einen zum Thema Gleichberechtigung.

Die Flutkatastrophe hatte für das Ahrtal katastrophale Auswirkungen. Auch die Region an Rhein und Mosel rund um Koblenz ist regelmäßig von Hochwassern betroffen. Welche Lehren muss die Bundespolitik Ihrer Ansicht nach daraus nun ziehen?

Wir müssen das Risiko so gering wie möglich halten, dass so eine Katastrophe passieren kann, und wir müssen besser auf den Notfall vorbereitet sein. Risiken und das Verhalten im Ernstfall sollten uns erklärt werden. Im Fokus muss aber auch stehen, die Wahrscheinlichkeit für solche Ereignisse so gering wie möglich zu halten. Wissenschaftler*innen sind sich einig, dass die Häufigkeit und die Schwere dieser Ereignisse zunimmt und dass sie in engem Zusammenhang mit dem Grad der Erderwärmung stehen.