Rechtsanwalt Robin Classen aus Gutenacker ist Direktkandidat der AfD im Wahlkreis Montabaur
AfD-Kandidat Robin Classen: Auf der Suche nach Normalität in der Politik
Robin Classen auf der alten Lahnbrücke in Diez, hinter ihm das Grafenschloss. Im Rhein-Lahn-Kreis lebt der gebürtige Südhesse seit 2014, nach Gutenacker ist er mit seiner Familie erst in diesem Jahr gezogen.
Johannes Koenig

„Deutschland. Aber normal.“ Volle Zustimmung zum Wahlslogan seiner Partei signalisiert Robin Classen (30). Der in Gutenacker lebende Rechtsanwalt und Vater dreier Kinder ist bei der Bundestagswahl Direktkandidat der Alternative für Deutschland (AfD) im Wahlkreis Montabaur. Und dank eines 5. Platzes auf der Landesliste hat er Chancen, in den Bundestag einzuziehen.

Robin Classen auf der alten Lahnbrücke in Diez, hinter ihm das Grafenschloss. Im Rhein-Lahn-Kreis lebt der gebürtige Südhesse seit 2014, nach Gutenacker ist er mit seiner Familie erst in diesem Jahr gezogen.
Johannes Koenig

„Wenn es funktioniert, würde mich die Arbeit im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz interessieren.“ Themen, zu denen er als Rechtsanwalt für Zivil-, Angestellten-, Vertrags- und Schadensersatzrecht einen guten Zugang hätte. Ursprünglich hatte der 30-Jährige ein Studium der Politikwissenschaft erwogen.

Und ein politisch interessierter Mensch ist er offensichtlich geblieben. „Denn die Juristerei bildet das Grundgerüst, auf dem Zivilisation und Gesellschaft aufbauen.“ Wie aber steht er als Jurist zu Teilen der AfD vorgeworfenen rechtsextremen Tendenzen? „Ich bin ehrenamtlich im Landesvorstand tätig und dort auch Justiziar.“ In dieser Rolle hat er mit Parteiausschlussverfahren zu tun.

„Es ist klar, dass es Unterwanderungsversuche gibt.“ Schließlich stehe die AfD unter den demokratischen Parteien am weitesten rechts. Das ziehe Rechtsextremisten an. „Als Anwalt bin ich aber auch ein Organ der Rechtspflege“, betont Classen. Selbstverständlich stehe er zu der demokratischen Grundordnung. Und das treffe auch auf seine Partei zu: „Wir haben kein strukturelles Problem mit dem Rechtsextremismus.“ Wenn es mal Schwierigkeiten gibt, handele es sich um Einzelfälle.

Und wann ist er zu der AfD gekommen? „Das war 2015. Und es hatte nichts mit der Flüchtlingswelle zu tun.“ Sein politisches Engagement begann früher, als er sich in der „Bürgerbewegung pro NRW“ engagierte. Eine Entscheidung, die auf den ersten Blick erstaunt. Denn aufgewachsen ist Robin Classen in Südhessen, studiert hat er in Mainz. Angaben zum familiären Umfeld hält er im Gespräch knapp. So will er nichts dazu sagen, wie Verwandte und Bekannte zu seinem AfD-Engagement stehen. „Das ist zu persönlich.“ Er deutet aber an, dass seine Eltern die großen Volksparteien wählten.

Auf die Bürgerbewegung aufmerksam wurde er durch die FPÖ aus Österreich. Denn die hatte „pro NRW“ zeitweise unterstützt. Eine freiheitliche demokratische Rechtspartei nach Vorbild der FPÖ – das habe er sich auch für Deutschland gewünscht.

Zum Kontext gehört aber auch, dass der NRW-Verfassungsschutzbericht 2011 die Bewegung zusammen mit dem Verein „pro Köln“ als Beobachtungsfälle eingestuft hatte. „Weil bei diesen Gruppierungen tatsächliche Anhaltspunkte für eine verfassungsfeindliche Bestrebung vorliegen.“ Als sich „pro NRW“ nicht als der „große Wurf“ herausstellte, wartete er erst einmal ab, bevor er AfD-Mitglied wurde.

Und welche Punkte aus dem Wahlprogramm liegen ihm besonders am Herzen? „Volksabstimmungen auf Bundesebene nach Schweizer Vorbild.“ Dabei gehe es jedoch weniger um Detailfragen als um Richtungsentscheidungen. Diese betreffen große Themen, wie zum Beispiel den Ausstieg aus der Atomkraft, die Einführung der Homo-Ehe oder den Euro. Diese Abstimmungen sollten die repräsentative Demokratie ergänzen und letztlich mehr Bürgerbeteiligung ermöglichen.

Mehr Wertschätzung für Kinder und Familie ist ein weiter Punkt, den Robin Classen erwähnt. In dem in dieser Zeitung bereits veröffentlichten Wahlfragebogen hatte er eine „aktive Bevölkerungspolitik mit dem Fokus auf ganz normale Familien“ gefordert. Familienpolitisch setzt sich der bekennende Christ dafür ein, dass die Geburtenrate wieder steigt. Eltern sollten wählen können, ob sie in den ersten Säuglingsjahren kostenfreie Betreuungsangebote annehmen, oder zu Hause bleiben. „Aber die wirtschaftliche Realität ist oft, dass beide Elternteile arbeiten müssen.“

Freimütig spricht er auch von einer restriktiven Einwanderungspolitik, der deutschen Leitkultur und Mehrheitsgesellschaft sowie der Liebe zur Deutschland. Statt Einwanderung sollte es vor allem Entwicklungshilfe vor Ort geben. Er glaube auch nicht, dass dieser Ansatz billiger wäre. „Aber mit demselben Eurobetrag kann man in Syrien mehr erreichen als hier.“

Ähnlich sein Ansatz beim Klimawandel: Statt mühsame Emissionssenkungen und „Selbstkasteiung“ in Deutschland zu betreiben, sollte dasselbe Geld in die Forschung gesteckt werden. Und zwar für Zukunftstechnologien, die zum Beispiel Emissionen in bevölkerungsreichen Ländern wie China oder Indien senken könnten.

Und wie ist die Stimmung im Wahlkampf? An den Infoständen wohl entspannt: „Wir bekommen viele positive Reaktionen.“

Kurzvita Robin Classen (AfD)

  • geboren am 3. April 1991
  • lebt in Gutenacker
  • verheiratet, drei Kinder
  • Hobbys: unter anderem Spaziergänge draußen im Grünen, Zeit mit der Familie und den Kindern verbringen
  • bei der AfD seit 2015
  • Rechtsanwalt für Zivil-, Angestellten-, Vertrags- und Schadensersatzrecht
  • So erreichen Sie mich:
    Telefon: 0157/788 160 21
    robin.classen@alternative-rlp.de