Mainz
Ab 2015 trinkt China Rheinhessenwein
Wein gekühlt genießen
Gekühlt genießen: Im Sommer sind für einen Weißwein acht Grad Trinktemperatur optimal. Foto: Frank Rumpenhorst
DPA

Mainz - "Rhoihessewoiwollemerwennsewissewollewasmerwolle". Auch für deutschsprachige Menschen ist das Dialektkauderwelsch von rheinhessischen Weinfesttischdecken nicht leicht zu entwirren. Was müssen da erst die Chinesen denken?

Mainz – „Rhoihessewoiwollemerwennsewissewollewasmerwolle“. Auch für deutschsprachige Menschen ist das Dialektkauderwelsch von rheinhessischen Weinfesttischdecken nicht leicht zu entwirren. Was müssen da erst die Chinesen denken?

Obwohl die den Spruch inhaltlich gerade umsetzen: Sie wollen Rheinhessenwein. Gestern unterschrieb der deutsch-chinesische Importeur Menghan He einen Vertrag mit 13 Weingütern aus Rheinhessen. Die sollen ihren Wein ins Reich der Mitte schicken.

Die Verträge sind Teil einer Aktion, unterstützt vom rheinland-pfälzischen Weinbauministerium. Neben den rheinhessischen Winzern machen noch 25 Weingüter aus den anderen Anbaugebieten des Landes mit. Sie schicken ab 2015 ihre Tropfen in die rheinland-pfälzische Partnerprovinz Fuijan, wo der Importeur ein Weinzentrum errichten will, um internationale Weinkultur erlebbar zu machen. Die Weine aus unserem Bundesland sind ein Teil davon.

„Für uns ist das die Möglichkeit, unsere Absatzmärkte zu erweitern“, sagte Johannes Weitzel vom Weingut am Königstuhl. Die Lörz-weiler exportieren bisher noch keinen Wein aus ihrem über 20 Hektar großen Weingut ins Ausland: „Der chinesische Markt wächst“, erklärt er, warum er gerade hier dabei ist. Er hofft, dass nun einige Flaschen aus Lörzweiler in Richtung Osten wandern. Wie viele dies sein werden, sei aber nicht absehbar.

China ist auch in den Augen von Bernd Kern ein wichtiger Wachstumsmarkt – für deutschen Wein im Allgemeinen und rheinhessischen im Besonderen. Nach Angaben des Ministeriums hat sich der chinesische Weinimport insgesamt zwischen 2009 und 2011 auf 360 Millionen Liter verdoppelt. Immer mehr Menschen werden dort laut Bernd Kern zu Weingenießern, ein Demokratisierungsprozess sei erkennbar: Es gehe nicht mehr nur um die teuren Spitzenweine, sondern mehr und mehr auch um die für alle erschwinglichen Tropfen.

Insgesamt ist der Rheinhessenwein laut Bernd Kern weltweit auf einem guten Weg. China lag hier 2012 auf Platz acht mit 3,3 Millionen Euro Umsatz bei 9300 importierten Hektolitern. Das spricht für eine gute Wertschöpfung: 3,64 Euro kostet dort durchschnittlich ein Liter. Zum Vergleich: Die meisten Hektoliter Rheinhessenwein werden mit knapp 77 000 in die Niederlande gebracht. Allerdings wandern dafür mit 14,5 Millionen vergleichsweise wenig Euro über die Grenze: „Dort kostet der Liter Wein durchschnittlich 1,89 Euro“, sagte Kern. Wichtigster Markt ist übrigens die USA mit 21 Millionen Euro und 55 000 Hektoliter. Der Liter Wein kostet hier ganze 3,80 Euro.

Zurück nach China: Menghan He darf exklusiv die Weine der 40 Weingüter in China vertreiben. Er setzt besonders auf Weißwein: „Bei uns in China wird viel Gemüse und Fisch gegessen. Da passt Weiswein natürlich sehr gut.“ Der Bau des 130 000 Quadratmeter großen Weinzentrums mit einer Investitionssumme von rund 60 Millionen Euro habe gerade begonnen.

2014 gehen die Winzer laut Ministerium auf Erkundungsreise, um ein Gespür für Menschen und Kultur zu entwickeln. Im Gegenzug werden chinesische Vertriebspartner, Journalisten und Fachpersonal nach Rheinland-Pfalz kommen, um die Weingüter kennenzulernen.

Von unserem Redakteur Bardo Faust