RZ-AdventskalenderAuch Tiere wollen manchmal ungestört sein - Im Zoo Neuwied können sie das
7. Türchen RZ-Adventskalender: Auch Tiere wollen manchmal ungestört sein
Im Aufzuchtzimmer des Exotariums stehen Terrarien für jeden Bedarf.
Thomas Kölsch

Neuwied. In unserem Adventskalender möchten wir Einrichtungen, Gebäude und Institutionen vorstellen, die gewöhnlich nicht öffentlich zugänglich sind. Diesmal hat unser Autor hinter die Kulissen des Zoos Neuwied geschaut.

Aktualisiert am 07. Dezember 2021 06:19 Uhr

Leopardgeckos können sehr zutraulich werden und nehmen Futter dann problemlos von einer Pinzette auf. 

Thomas Kölsch

Die Schildkröten sind schüchtern. Nur langsam und ganz vorsichtig strecken die vier Tiere ihre Köpfe aus dem Klappscharnier an ihren Panzern. Immerhin sind sie noch keinen Besuch gewöhnt, erst recht keinen, der fotografiert. „Diese Dosenschildkröten stammen aus einer Beschlagnahmung“, erklärt Kuratorin Alexandra Japes, „sie wurden in Kinderpuppen ins Land geschmuggelt und beim Zoll entdeckt. Wir bekommen immer wieder Anfragen von den Behörden, ob wir Tiere aufnehmen können, aber wenn wir jedes Mal zustimmen, würden wir in Königspythons und Bartagamen ertrinken. Bei den Schildkröten haben wir aber gern zugesagt, weil diese Art sehr selten ist. Allerdings haben sie eine sehr lange Eingewöhnungsphase – deshalb haben wir sie hier in unserem Aufzuchtzimmer untergebracht und nicht in dem öffentlich zugänglichen Teil unseres Exotariums.“

David Otte füttert die Segelechsen mit Heimchen.
Thomas Kölsch

Besagter Raum erinnert ein wenig an eine Zoohandlung: Zahlreiche Terrarien stehen an den Wänden, jedes angepasst an seine Bewohner. Mal genügen ein Sandboden und ein paar trockene Äste, dann wieder muss es gleich ein Miniaturdschungel sein. Und mittendrin steht David Otte. Der Revierleiter des Exotariums beschäftigt sich seit 25 Jahren mit Reptilien aller Art. „Das liegt bei mir in der Familie“, gesteht er lachend. „Schon mein Großvater hat sich sehr für diese Tiere interessiert, mein Vater dann auch. Ich selbst war elf, als ich mein erstes Terrarium bekam.“ In Neuwied hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und dem Zoo schon so einige Zuchterfolge beschert. Erst Mitte September schlüpften 16 Trauerwarane, die in Deutschland sonst nur noch im Ulmer Zoo leben, aber auch einige Segelechsen haben vor Kurzem das Licht der Welt erblickt. „Die befinden sich allerdings oben, in dem Aufenthaltsraum der Exotariumsmitarbeiter“, sagt Otte. „Da haben wir sie einfach besser im Blick. Andererseits ist es hier unten natürlich viel ruhiger, was eben für die Dosenschildkröten wichtig ist, aber auch für andere Tiere. Vor allem wenn es um Fortpflanzung geht, klappt das hinter den Kulissen meist viel besser, und außerdem kriegen wir mit, wenn ein Weibchen Eier legt und wo es diese vergräbt. Die Besucheranlagen wären dafür zu weitläufig, und da die Eltern keine Scheu haben, ihren eigenen Nachwuchs zu verspeisen, sind wir natürlich sehr daran interessiert, dass wir die Eier rechtzeitig bergen und in einen Inkubator stecken können.“

Segelechsen können bis zu einem Meter lang werden. In diesem Terrarium sitzen allerdings nur Jungtiere.
Thomas Kölsch

Nach der Geburt sind es insofern häufig die Jungreptilien, die die Abgeschiedenheit des Aufzuchtzimmers brauchen. Oder die Sicherheit im Mitarbeiterzimmer. Auch hier stapeln sich im hinteren Teil die Terrarien, in denen unter anderem verschiedene Glattechsen, ein paar Schlangen, eine Kröte und die Segelechsen sitzen. Letztere würden derzeit noch locker in eine Handfläche passen, können aber bis zu einem Meter groß werden. Für sie gibt es jetzt zum Mittagessen ein paar lebende Heimchen aus den Futterkisten in der Ecke.

Im Aufzuchtzimmer des Exotariums stehen Terrarien für jeden Bedarf.
Thomas Kölsch

„Wir gewöhnen die Tiere hier oben schon einmal an den regelmäßigen Kontakt mit Menschen“, erklärt Otte. „Manche Arten können sich sogar sehr gut auf gewisse Zeit- oder Handlungsabläufe einstellen.“ Leopardgeckos werden sogar richtig zutraulich, lassen sich problemlos mit einer Pinzette füttern und stören sich im Gegensatz zu den Dosenschildkröten auch nicht an einer Kamera, die ihnen fast vor der Nase hängt. „Ja, die sind entspannt“, bestätigt Otte und grinst. „Bald können wir sie umsiedeln.“ Entweder in den offiziellen Teil des Exotariums oder in einen anderen Zoo. Dann ist wieder ein Terrarium frei, für den nächsten Zuchterfolg. Thomas Kölsch