Eigentlich sind das Arp Museum und der Bahnhof Rolandseck ein vertrautes Pflaster – seit circa 15 Jahren darf ich dort Konzerte betreuen und empfinde Häuser und Mitarbeiter fast wie ein zweites Zuhause. Doch auch hier gibt es noch ungeöffnete Türen – hinter denen in diesem Fall ganz besondere Schätze liegen.
An diesem Tag öffnet sich für mich die Tür zum Kunstlager des Arp Museums. „Nur vier Personen haben den Schlüssel und Code zu dieser Lagertür“, erzählt Petra Spielmann, kaufmännische Direktorin des Museums, die mir das Herzstück des Hauses zeigt. „Hier lagern unwiederbringliche Schätze.“ Neben der Sammlung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp, die um die 400 Werke umfasst, ist der andere ganz große Schatz die Sammlung Rau für Unicef, die von Fra Angelico bis Claude Monet reicht. „Hier handelt es sich um die Privatsammlung des Tropen- und Kinderarztes Dr. Dr. Gustav Rau, der nebenbei Kunstsammler war“, so Spielmann. „Er ist in den Kongo gegangen und hat dort ein Kinderkrankenhaus aufgebaut. Parallel dazu hat er im großen Stil Kunst gesammelt, aber nie mit ihr gelebt.“
Als Rau 2002 starb, vererbte er seine wertvollsten Gemälde und Skulpturen Unicef Deutschland, verbunden mit der Auflage, diese 18 Jahre lang öffentlich in einem Museum zu zeigen. Da kam das 2007 neu gebaute Arp Museum in Rolandseck gerade recht. „Wir hatten das Museum gerade neu gegründet und Unicef frisch geerbt. Das passte also sehr gut zusammen“, erinnert sich Spielmann. Beim Gespräch merkt man, wie sehr ihr auch diese Leihgabe am Herzen liegt und welche Verbindung im Laufe der Jahre entstanden ist: „Ich glaube, Rau hatte ein Faible für Menschen, denn für eine Privatsammlung sind ungewöhnlich viele Porträts dabei. Normalerweise werden diese eher von Nachkommen erstanden, die einen Bezug zu der dargestellten Person haben.“
Welch gutes Auge für Qualität der Kinderarzt hatte, zeigt sich auch in den Werken, die von unbekannteren Namen geschaffen wurden. Da die Kunstwerke größtenteils eingelagert waren, waren sie auch in einem – für eine Privatsammlung – ungewöhnlich guten Zustand. „Bis 2026 dürfen wir die Sammlung Rau noch in der Kunstkammer Rau ausstellen, dann wird sie verkauft. Die Erlöse fließen in die Unicef-Stiftung – für die Kinder der Welt.“
Doch auch wenn die Sammlung Rau das Arp Museum dann verlässt, wird das Lager keinesfalls leer sein. Die gesamte Landessammlung Arp befindet sich hier sowie die Werke, die die Landesstiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck in den vergangenen Jahren erstanden hat, Künstlergeschenke und private Spenden. Diese Bestände bilden die besondere Geschichte des Bahnhofs Rolandseck ab und werden dies auch in Zukunft tun: „Ein Kunstlager ist per se immer schon zu klein und unseres inzwischen auch“, erzählt Spielmann lachend. „Unser Lager ist gut gefüllt, und wir haben inzwischen weitere Räume angemietet, um weiterhin sammeln zu können.“ Dann gibt es für mich ja noch weitere unbekannte Türen, hinter die sich ein Blick lohnt.